Also erst einmal finde ich es toll, dass Du einem Hund aus dem Tierschutz ein neues Zuhause gegeben hast Ich kann Deine Überforderung auch total vestehen, muss aber leider auch dazu sagen, dass sich die Anschaffung eines Hundes aus dem Ausland leider ein wenig unüberlegt anhört. Auslandshunde oder Hunde aus dem Tierschutz sind nun mal eine ganz andere Nummer als Hunde die man als Welpe bekommt oder die schon immer ein tolles Zuhause hatten.
Ich möchte Dir da überhaupt nicht auf den Schlips treten und ziehe da auch die Orga voll und ganz mit in die Verantwort. Es passiert leider zu oft, dass den potentiellen neuen Besitzern vom lieben etwas unsicheren Hund erzählt wird, der Stubenrein ist usw. Die Realität sieht da jedoch sehr oft ganz anders aus, was aus Hundesicht auch vollkommen verständlich ist. Die Hunde kommen meist aus schlimmen Verhältnissen, haben noch nie Liebe und Vertrauen kennen gelernt und müssen dann wieder mit einer Veränderung in Ihrem Leben klar kommen. Sie verstehen leider nicht, dass ab jetzt alles besser wird und sehen erst einmal wieder nur die Gefahr des Neuen und verhalten sich dann sehr unterschiedlich. Manche ziehen sich zurück, andere gehen aus Angst nach vorne und manche kommen einfach damit zurecht.
Als Rat kann ich Dir erst einmal nur ans Herz legen, den Hund ankommen und ihn erst einmal komplett in Ruhe zu lassen.
Wir haben hier ja auch einen Hund aus dem Ausland und schlechter Haltung sitzen und auch Benny ist oder wird in manchen Situationen (auch heute noch) aus Angst aggressiv. Wir sind damals wie folgt vorgegangen:
- die ersten ca. 4 Wochen bin ich 4mal am Tag immer zu gleichen Zeit mit ihm raus, immer die gleiche Strecke um ihn an einen struckturierten Tag zu gewöhnen und um ihm draußen Sicherheit zu geben und ihn nicht mit zuviel Außenreizen zu überfordern
- Besuch war für die ersten Wochen tabu (ok bei Dir schwer da Du in einer WG wohnst, da würde ich wohl auch einen Trainer um Rat fragen oder vorerst eine Hausleine dran machen um schnell genug einschreiten zu können)
- wir haben ihn in der Wohnung komplett in Ruhe gelassen, kein hochheben, keine Streicheleinheiten wenn er nicht von sich aus kam, einfach nichts was nicht von ihm aus ging.
- wenn von ihm aus Interesse an uns kam, haben wir kleine Übungen gemacht (ok er kannte schon viel) um ihn zu beschäftigen oder Futtersuchspiele gemacht
Nach einigen Wochen merkte man schon das er bei uns angekommen ist und ab da sind wir Schritt für Schritt ganz langsam weiter gegangen, haben mehr unternommen, Freunde kamen zu besuch (welche ihn aber komplett ignoriert haben) etc. und vorallem wir sind in die Hundeschule gegangen um manche Verhaltensweisen besser zu verstehen und mit richtigem Verhalten entgegen zu wirken.
Mittlerweile ist er ein absoluter Kampfschmuser, liebt alle Menschen und ist bis auf ein paar Situationen, die wir aber kennen und wissen wie wir reagieren müssen, ein absolut liebenswerter Hund. Wobei er wohl auch immer noch kein Anfängerhund ist und das ist bei Dir ja zusätzlich der Fall. Ich denke das Du um einen Trainer nicht rum kommen wirst, wenn Du aber bereit bist die Geduld und das Geld zu investieren wirst Du sicher für die Zukunft einen Hund haben der es die mit all seiner Liebe zurück geben wird.
Ich wünsche Dir und Deinem kleinen Mann ganz viel Glück und vorallem Geduld für die Zukunft.