Lieber Robby85,
Du siehst, Du hast Dich hier in ein Forum verirrt, in dem die Idealvorstellung von Hundehaltung etwas anders aussieht, als Dir vorschwebt und als Du sie vielleicht kennst. Dass Dich weder der Ton, noch manche Unterstellungen oder gewisse, weniger realistische, Vorschläge abschrecken, ehrt Dich. Deine Posts wirken sachlich und reflektiert und ich finde es toll, dass Du Dich informierst, bevor Du einfach irgendeinen Hund kaufst.
Als Tierhalter ist Dir sicher bereits bewusst, dass es keine Garantien dafür gibt, wie ein Tier sich entwickelt. Du kannst also einen Hund kaufen, dessen Eltern die besten Wachhunde der Welt sind, Dein Welpe kann möglicherweise aber trotzdem einen ungehemmten Jagdtrieb entwickeln und sich stundenlang vom Hof entfernen. Er könnte wenig wählerisch darin sein, welche Leute er als Gefahr einstuft und praktisch jeden Tag und Nacht vom Hof fernhalten wollen oder er könnte, ganz im Gegenteil, für seine Aufgabe viel zu wenig Misstrauen mitbringen und jeden jederzeit freundlich begrüssen. Ausserdem können Hunde vergiftet oder verletzt werden und erhebliche Kosten verursachen, wenn sie jemanden - berechtigter- oder unberechtigterweise - verletzen.
Einige Rassen wurden ja bereits genannt: die grossen Sennenhunde (Grosser Schweizer und Berner) wurden als Hofhunde gezüchtet und gelten als Hoftreu. Das Problem hier ist aber bei diesen beiden Rassen ihre Gesundheit: viele sterben sehr früh an Krebs und leiden oder sterben an anderen, häufig erblichen Krankheiten. Pyrenäenberghunde sind Herdenschutzhunde, wobei diese durchaus auch als Hof- und Wachhunde eingesetzt werden, bzw. wurden. Ich würde mir allerdings einen Hund ohne grosse körperliche Übertreibungen suchen - also keine Mastiffs, Bullmastiffs, Mastinos, etc., sondern ein Tier, das schon von von seinem Körperbau und seiner Fellstruktur her kein Problem mit dem Draussensein und kalten Temperaturen hat.
Abgesehen davon, dass Dobermänner ebenfalls aufgrund (viel zu starker) Inzucht ein riesiges Problem mit der Gesundheit und darüberhinaus nicht das richtige Fellkleid für Deine angedachte Aufgabe haben, werden auch sie, genau wie die Schäferhunde heute nicht als selbstständige, alleine arbeitende Rassen gezüchtet. Sie arbeiten mittlerweile in Bereichen, in denen sie permanent die Ansprache des Menschen befolgen und sich stets an ihm orientieren sollen. Du aber suchst keinen Hund, der mit Dir zusammenarbeitet und sich permanent bei Dir rückversichert, also keinen, der besonders 'trainierbar' ist und dieses Training auch braucht. Du möchtest einen möglichst selbstständig agierenden, standorttreuen Hund. Da bist Du bei den Herdenschutzhunden gar nicht so falsch. Allerdings muss es auch da nichts besonders Exotisches sein. Es gibt genug europäische Rassen dieses Typs.
Vielleicht schaust Du Dich tatsächlich einmal bei einigen Tierheimen in der Umgebung um: viele Leute können einem solchen Hund nicht das bieten, was er wirklich braucht. Allerdings würde ich Dir empfehlen, Dich bereits im Vorfeld mit einer relativ dicken Haut auszustatten: einen Vorgeschmack dazu, wie Leute reagieren können, wenn eine Idee nicht ihrer Vorstellung entspricht, hast Du hier ja bereits erhalten. Manche Leute in Tierschutzvereinen könnten ähnlich reagieren.
Und wenn wir schon beim Tierschutz sind: ich sehe an Deiner vorgeschlagenen Haltung nichts, was tierschutzrelevant wäre. Nein, sie entspricht sicher nicht der forumsinternen Idee, dass man sich 14 Stunden mit dem Hund im Bett zu räkeln, die nächsten 6 Stunden mit dem Hund draussen zu spazieren und die letzten paar Stunden des Tages bei irgendeinem Training zu verbringen hat. Ich würde Dir allerdings, wie von Dir bereits angedacht, sehr dazu raten, zwei Hunde aufzunehmen. So können sich die beiden auch im Zwinger Gesellschaft leisten und sich bei ihrer Aufgabe gegenseitig unterstützen.
Und an all diejenigen, die hier Gänse vorschlagen: ein Gänsehalter, der tatsächlich an seinen Tieren hängt, gut daran, diese nachts in einem raubtiersicheren Stall unterzubringen. Das alte Kinderlied, 'Fuchs, Du hast die Gans gestohlen...' kommt ja nicht von ungefähr. Vom sich immer weiter ausbreitenden Wolf oder wildernden Hunden ganz zu schweigen... Ausserdem besitzt der Threadschreiber ja bereits Gänse, welche die angedachte Aufgabe nicht erfüllen können.
Vielleicht schaust Du Dich auch einmal im Thread von @Chris2406 um. Sie hält Kangals zum Schutz ihrer Herde.
Mehr als ironisch finde ich es ja, dass alle Welt dauernd nach Arbeits- und Gebrauchshunden und deren Linien kräht - und wenn dann einer kommt, der den Hund eben tatsächlich als Nutztier und seinem ursprünglichen Verwendungszweck nach halten möchte, wird er in Grund und Boden gestampft.