Hallo zusammen,
Die Antworten sind um Einiges länger ausgefallen, als ich dachte, aber ihr habt gefragt...
Ich füttere Verschiedenes und mache das wie bei mir selber: gesunde Abwechslung zwischen selber gekocht und fertig. In letzter Zeit habe ich Markus Mühle (welches es hier ja auch gibt) und Eden, ein neueres englisches Futter gefüttert. Eden gefällt mir persönlich etwas besser, weil es keinen Mais enthält (was mich persönlich nicht stören würde, aber manche meiner Hunde verdauen das Futter nicht so gut), weil man die Grösse der Bröckchen wählen kann und weil es 'lokal' ist, auch wenn es etwas teurer ist als das MM. Futter gibts hier jedoch wirklich in Hülle und Fülle und auch Barf ist nicht unbekannt (obwohl es gerade in urbaneren Gegenden schwierig ist, einen 'echten' Metzger zu finden), obwohl die grosse Mehrzahl der Hundehalter hier sich noch nie Gedanken um die Ernährung ihres Hundes gemacht hat und die Dosen aus dem Supermarkt füttert.
Mal so allgemein gefragt, vermisst du etwas aus Deutschland?
Ich bin nicht aus Deutschland, aber ich vermisse öfter den kontinentalen 'gesunden Menschenverstand', wo eine nüchterne, ernsthafte, Betrachtung und demokratische Diskussion irgendwelchen emotionalen Ausbrüchen vorangeht. Die Engländer sind 'anders', wollen es sein und sind stolz darauf - das Inseldasein hat eben seine Spuren hinterlassen. Das hat Vorteile und man muss diese Exzentrizität mögen. Wenn sie von 'Europe' sprechen, meinen sie grundsätzlich die 'anderen', die Kontinentaleuropäer und schliessen sich dabei aus, egal wie sehr sie EU-Mitglied sind. Die Iren, aber teilweise auch die Schotten empfinde ich als viel 'europäischer' als die Engländer. Das Wetter ist genauso verschroben wie die Engländer selbst - man weiss nie, was kommt. Weil Grossbritannien eine Insel ist, ist das Wetter ziemlich unberechenbar. Innerhalb von fünf Minuten kann das Wetter von 'himmelhoch jauchzend' zu 'zu Tode betrübt' wechseln - und umgekehrt. Das finde ich faszinierend, und ich mag das. Ich vermisse aber die schneereichen, kalten, klirrenden Winter. Die gibt es hier nicht, es regnet nur. Ungefähr einmal im Jahr schneit es hier für zwei, drei Tage, worauf das Land im Chaos versinkt, weil Winterreifen - auch für Busse - unbekannt sind. Flughäfen werden wegen Schnee geschlossen, Züge fallen aus, Leute gehen nicht mehr aus dem Haus und zentimeterdicke Schichten von Salz werden an allen möglichen und unmöglichen Orten ausgestreut, weil man, wenn jemand hinfällt, sonst ja eine Klage am Hals haben könnte. Selbstverantwortung wird hier nicht sehr gross geschrieben und etwas wie 'selbst schuld' habe ich hier noch nie gehört. Diese Denkweise gilt als unsozial und gegen das freundliche 'Miteinander'.
Konkret vermisse ich ein gutes und auch nur annähernd flächendeckendes ÖV-System. Dieses wurde hier - meiner Meinung nach durch die Privatisierung - in Grund und Boden gestampft. Es ist antiquiert, marode, undurchsichtig, völlig überteuert und Züge sind praktisch täglich aus unerfindlichen Gründen verspätet oder fallen, ebenfalls grundlos, einfach aus. Es ärgert in diesem Land niemanden, dass man nicht grundsätzlich damit rechnen darf, mit dem Zug zumindest einigermassen pünktlich anzukommen.
Ich vermisse das ehrliche Interesse an Umweltschutz und Umweltstandards. Vordergründig wird Einiges getan, hintergründig ist die Mehrheit der Wohnhäuser völlig veraltet. Schimmel wird mit Reinigungsmitteln und einem Schulterzucken begegnet, auf die Idee deswegen auszuziehen oder gar das Haus zu sanieren kommt niemand - und nein, es regnet nicht grundsätzlich mehr als an anderen Orten auf dem Kontinent, aber es regnet eben öfter, dafür weniger lang. Recycling ist auf dem kontinentalen Stand der achziger und neunziger Jahre stehen geblieben, es gibt nach wie vor 'landfills', also Mülldeponien wo der Abfall vergraben wird. Kehrichtverbrennungsanlangen gibt es, aber nur sehr wenige und gerade hier im Norden ist es nach wie vor üblich, in Schrebergärten oder auf dem Bauernhof den Abfall allwöchentlich oder -monatlich selbst zu verbrennen, auch wenn es dazu sicher Einschränkungen gäbe. Hier kommt ein heuchlerischer Aspekt zum Vorschein, eine Doppelmoral, aber auch ein Widerspruch, der sich meiner Meinung nach nicht nur im Bereich des Umweltschutzes durch das ganze Land zieht.
Hey, danke für die Infos. Dh. wenn man sich nicht an die Leinenpflicht hält, zb auf Weiden, schießt der Bauer? Oder wie sieht das dort aus mit Kontrolleuren? (wennd ie Engländer da nicht so kontrollsüchtig sind?)
Nein. Das ist so in etwa wie die Sache mit den Jägern und den freilaufenden oder wildernden Hunden bei uns. Es kommt vor, dass Hunde erschossen werden, ist aber sehr selten - und meiner Meinung nach der Fehler des Hundehalters, der seinen Hund eben jederzeit unter Kontrolle haben sollte. Freilaufende Hunde haben auf Weiden nichts zu suchen und ein Hundeleben ist nicht mehr wert als das eines Schafes, nur weil das eine ein 'besonderes' Haus- und das andere ein Nutztier 'unter vielen anderen' ist. Ich kann Dir hierzu keine Statistik nennen, bin mir aber ziemlich sicher, dass es relativ selten vorkommt und auch dann praktisch nur, wenn ein Hund tatsächlich wildert und kein Besitzer in Sicht ist. Die Weiden hier sind oft karg und deswegen riesig - weshalb man diese hochspezialisierten Hütehunde eben wirklich brauchte und immer noch braucht um die verstreuten Schafe nach Wochen wieder zusammen zu treiben. Schafe leben wochen- manchmal monatelang sich selbst überlassen draussen und werden nicht jeden Abend in den Stall getrieben. Sie versorgen sich mehr oder weniger selber. Bis der Bauer also endlich zur Flinte gegriffen hat, wird ein Hund normalerweise genügend Gelegenheit gehabt haben, zu zeigen, dass er Schafe hetzt und verletzt. Von wild um sich schiessenden Bauern habe ich allerdings noch nie gehört, besonders nicht, wenn der Hund sich in der Nähe des Besitzers aufhielt oder gar an der Leine war.