Beiträge von AnnetteV

    Hallo Marula,

    Zitat

    Jein.
    An nem gesunden Hund mit nem beschissenen Charakter hat man unter Umständen weniger Freude als an nem kranken, der aber stockenbrav ist.
    Nun ist Charakter aber Auslegungssache. Rassetypischer Charakter ist schwer zu erfassen und zu quantifizieren. Ich frag mich z.B. grad bei den stark brachycephalen Hunderassen immer, wie viel vom "Charakter" direkt auf die Anatomie zurückgeht, in dem Sinne, dass die natürlich eine sehr ausergewöhnliche Mimik haben und einen völlig anderen Ausdruck als andere Rassen.
    Und letztlich gibt es keinen Grund, warum es nicht möglich sein sollte, den gleichen netten, sozialkompatiblem Charakter und trotzdem ne normalere/moderatere Anatomie zu haben.


    Ich bin nicht sicher, ob wir uns da widersprechen - ich meine nicht. Vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt oder nicht genug ausgeführt. Was Du hier schreibst, spiegelt jedenfalls völlig meine eigene Meinung.

    Zitat

    Hier werden einige Rasse per se krank geredet,


    Nein. Sie sind es schon.


    Zitat

    und die Hundehalter "wollen die Wahrheit nicht sehen"! Glaubt Ihr wirklich, dass wir HH von Kurznasen so herz- und empathielos sind, dass wir das Leiden unserer Hunde nicht wahrnehmen würden, falls es denn existieren würde????


    Jein. Ich glaube, man wird betriebsblind. Wenn viele Menschen auf einem Haufen (Züchter, Besitzer und 'Freunde' gewisser Rassen) immer wieder die gleichen Argumente bringen weshalb dieses oder jenes Merkmal 'normal', 'rassetypisch' oder sogar unabdingbar für solche Hunde sind, glaubt man das früher oder später. Ja, ich glaube, man versucht sich vieles unbewusst schön zu reden, gerade weil der Hund sich ja nicht beklagen wird und zumindest scheinbar gesund ist. Nur weil er es vielleicht verhältnismässig 'gut' mit den rassetypischen Eigenschaften getroffen hat, bedeutet es nicht, dass seine Verwandten ebensoviel Glück gehabt haben. Es ist wie bei den Wühltischwelpen: mit dem Kauf dieses einen, vielleicht 'gesunden' Hundes hat man diesem zwar ein Heim geboten - aber gleichzeitig auch dafür gesorgt, dass weiter produziert wird und von vier Welpen vielleicht zwei normal atmen. Nur weil man zufälligerweise diesen einen erwischt hat, finde ich das noch lange kein Grund sich damit zu brüsten, dass der eigene ja gesund sei. Diese Kurzsichtigkeit, das Nicht-über-den-eigenen-Tellerrand-Schauen wollen, das prangere ich an.

    Auch wenn ich es bereits zweimal erwähnt habe, wiederhole ich es für Aeoleon gerne noch einmal: ja, insgesamt 64 Hunde, bzw. 42 Möpse sind nicht viel und man kann versuchen darauf herum zu reiten. Wenn man sich die Mühe macht, die Studie durchzulesen, wird sogar netterweise erklärt, weshalb sie trotzdem aussagekräftig ist. Und: bisher konnte mir keiner eine Gegenstudie liefern. So langsam keimt in mir der Verdacht auf, dass manche wohl so gar nicht an einer objektiven, an der Sache orientierten Diskussion interessiert sind, sondern nur ihre eigenen Erfahrungen oder ihr Wunschdenken zum Besten geben möchten. Nur weil andere Rassen ebenso krank sind, heisst es nicht, dass man nicht zuerst da beginnen soll wo die Defekte am offensichtlichsten sind. Dem 'die anderen hab aber auch...'-Alter sollten wir doch langsam entwachsen sein.


    Ich kann allerdings auch nur schwer nachvollziehen, wie man das Wesen über oder neben die Gesundheit stellen mag. Für mich stehen die psychische und physische Gesundheit und langfristige Unversehrtheit beim Lauftier Hund an allererster Stelle. Interessant ist vielleicht auch, dass verwilderte oder sehr ursprüngliche Haushunde wie Dingos und Parias zwar ebenfalls einen relativ einheitlichen Typ entwickeln, dieser aber von Kurzschnäuzigkeit weit entfernt ist. Auch bei Strassenhundenpopulationen verschwinden solche extremen Merkmale innerhalb sehr weniger Generationen auf Nimmerwiedersehen.


    Ein weiteres Problem ist, dass man genetisch verkümmerte Populationen nicht einfach wieder 'rückzüchten' kann. Aus dem heutigen Mops lassen sich aus der vorhandenen 'reinrassigen' Population nicht einfach wieder langschnäuzigere Hunde züchten. Der Genpool in Hunderassen ist eine Sackgasse, sofern kein fremdes Blut zugeführt wird. So ist es z.B. nicht möglich, dass in 'reinen', seit Generationen deutsch geführten VDH-Labradoren plötzlich ein Exemplar mit Stehohren fällt - schliesslich hat man sich ja seit Generationen alle Mühe gegeben diese Eigenschaft aus dem Genpool zu eliminieren.


    Es ist kein Zufall, wie ja auch bereits mehrfach erwähnt wurde, dass man in der Nutz- und Sporttierzucht schon lange gemerkt hat, dass es keine schlechte Idee ist, sog. 'Veredler' für die Blutauffrischung einzusetzen. Hier sehe ich auch die Chance für die Hundezucht.

    @AnnetteV


    Die Studie habe ich gesehen. Klar kann man hier einen Trend erahnen/interpretieren, ob jedoch insgesamt 42 Testtiere repräsentativ für die ganze Rasse (sagen wir mal in Deutschland) ist :???:


    Das akzeptiere ich gerne als Kritik an der Studie. Immerhin fanden sich andererseits 42 Besitzer, die sich bereit erklärten an dieser Untersuchung teilzunehmen, obwohl sie riskierten, als Qualzuchtunterstützer abgestempelt zu werden... Wenn die vielen gesundheitlichen Probleme unwahr wären und es so viele gesunde Möpse gibt, wundere ich mich, dass die Bereitschaft teilzunehmen nicht noch viel grösser war und man als Mopsgemeinschaft jubelnd auf die Forscherin zuging und sich bedankte, dass nun endlich jemand Geld und Mühe auf sich nimmt, den Mops von seinem Image als krankem Hund zu befreien?


    Ich wiederhole gerne noch einmal, dass ich meine Meinung noch so gerne ändere, sobald mir jemand einen nicht nur auf eigenen Eindrücken basierenden Nachweis erbringen mag, dass es mit der Gesundheit der Bulldoggen und Möpse doch nicht ganz so schlimm steht.

    was rede ich mir denn schön...das frag ich zum x-ten mal?


    Das hier ist für mich Schönrednerei, bzw. Nicht-anerkennen-Wollen des Problems:


    „wir sind und glaub ich der rasseprobleme mehr bewusst als ihr...aber wir sehen die veränderungen, wir kriegen (weil wir uns automatisch mehr in diesen kreisen bewegen) eben mit wie das verhältnis zwischen kranken und gesunden hunden ist, woher die hunde kommen usw.“


    „und das es innerhalb der rasse genug "zuchtmaterial" gibt, sieht man an ihm und seinen geschwistern oder vielen anderen zuchthunden, die ich eben so kenne.“


    „die voraussetzungen bei den ebs, fbs, möpsen usw wurden vor jahren verändert und tragen inzwischen zu gesundung der rasse bei, ganz ohne fremdeinkreuzungen usw“


    „in jedem beitrag schreib ich mir die finger wund und versuche zu erklären das es dies und das gibt, dass es - und ich mag sagen das ich mir ein besseres urteil drüber erlauben kann, da ich mich bissel mehr als der durchschnitt hier in "rasseforen und -gruppen" bewege - viele veränderung gibt, dass es bei weitem nicht so viele kranke bullys gibts wie hier oft geschrieben (90% waren glaub ich das was bonidea schrieb) usw.
    das grad bei den ebs, eben häufiger ist das vermehrerhunde krank sind, als welche vom gescheiten züchter...“


    „und woher weiss man das der großteil dieser rassen krank ist?“


    Diese Aussagen sind sehr kritisch zu sehen. Wie Marula bereits angetönt und auch die Studie, die Dagmarjung geliefert hat, zeigen, sind nicht nur einzelne Exemplare betroffen, sondern sehr viele. Es gibt einen Grund, weshalb der VDH den ACEB 2011 ausgeschlossen hat, weshalb gerade die Bulldoggen-Rassen und die Möpse immer und immer wieder im Fokus stehen. Meine 'Meinung' basiert nicht auf Einzelbeobachtungen oder Zufallsbegegnungen - darauf gebe ich wenig. Ich verlasse mich auf handfestere Quellen und bin, wie gesagt, gerne bereit meine Meinung zu ändern wenn mir jemand eine Gegenstudie vorlegen oder mir zu Studienzwecken gleich 50 bis 100 englische, ebensoviele französische, continental oder Olde English Bulldoggen, Möpse, Französische Bulldoggen und zu Kontrollzwecken Beagle zu Studienzwecken bereitstellt...

    Hallo zusammen,


    Dagmarjung hat sich die Mühe gemacht, eine Studie hier zu platzieren - schade, dass nicht darüber diskutiert wird. Hier haben wir nämlich eine wissenschaftliche Untersuchung, die mit Fakten - nicht Vorurteilen - arbeitet. Den Link stelle ich hier gerne nochmals ein, denn die Studie ist es wirklich wert gelesen zu werden:


    edoc.ub.uni-muenchen.de/14704/1/Martin_Verena_Marlene.pdf


    Fakt ist:


    - 'von den 42 Möpsen, die getestet wurden, zeigten sieben Möpse kein Atemgeräusch.' '33 Möpse, die von ihren Besitzern als gesunde Hunde betrachtet wurden und teilweise den Belastungstest des Deutschen Mopsclubs schon bestanden hatten.'
    - 'Ein Unterschied zwischen VDH-Zuchttieren und der anderen Mopsgruppe war nicht zu erkennen.'
    - 'Sämtliche Retromöpse (insgesamt 7) haben den Belastungstest und die anschliessende Atemfrequenzkontrolle bestanden.'
    - Von den 10 Beagles, die untersucht wurden, bestand einer wegen erhöhter Herzfrequenz den Belastungstest nicht. Erklärt wird dieser Umstand mit dem Stress, dem dieser Hund ausgesetzt war, weil er nicht in seine Gruppe zurückkehrte. So weit ich sehe, hat kein Mops den Test aufgrund erhöhter Herzfrequenz nicht bestanden.
    - 'Dennoch muss hier noch einmal verdeutlicht werden, dass eine Wegstrecke von einem Kilometer für jeden gesunden Hund keine grosse Belastung darstellt.' 'Es zeigte sich aber, dass von 42 Möpsen, 14 den Belastungstest nach den Richtlinien des Deutschen Mopsclubs e.V. nicht bestanden haben. Das ergibt eine Durchfallquote von 33,3%. Betrachtet man die Ruhewerte der Atemfrequenz, fallen sieben Möpse mit einer erhöhten Frequenz auf. Von diesen hielten fünf Möpse die 11-minütige Belastung nicht durch und konnten sich innerhalb von 15 Minuten nicht erholen. Zwei Möpse hielten zwar die Belastung durch, waren aber nach 15 Minuten immer noch über dem physiologischen Normbereich für die Atemfrequenz. Zählt man die sieben zur Gruppe "nicht bestanden", steigt die Durchfallquote auf 52,4%. Das bedeutet, dass über die Hälfte der Möpse, die zur Zucht eingesetzt werden sollten, sich als zuchtuntauglich erweisen. Eine erschreckend hohe Zahl dafür, dass sich die Zahl der Mopswelpen in den letzten Jahren vervierfacht hat (VDH, 2010).'


    Mir erschliesst es sich nicht, wie man Zucht und Kauf solcher und ähnlicher Tiere befürworten und unterstützen kann. Ich wäre allerdings gerne bereit meine Meinung zu ändern, wenn mir jemand eine schlüssige Erklärung liefern kann, weshalb diese Quelle ungenügend sein soll, oder mir eine überzeugende Gegenstudie liefern kann.

    Hallo zusammen,


    Auch ich bin der Meinung, dass junge Hunde sich vor allem Ruhe lernen und sich (etwas übertrieben formuliert) 'grossschlafen' sollen. Wenn ihnen so jung bereits eine Mordskondition antrainiert wird, hat das sehr häufig ernsthafte Spätfolgen in Verhalten und Gesundheit. Wie bereits gesagt wurde verschlimmert 'noch mehr auslasten' das Problem, denn so erzieht man sich erst Recht einen Hund mit Hummeln im Hintern heran. Gerade für Border und Co. dient häufig schon der kleinste Anreiz um wilde Action zu machen. Diese Hunde sind nicht 'vernünftig', es ist ein Trugschluss zu glauben, sie würden von selber aufhören wenn sie müde sind. Sie kennen kein Anhalten, wissen nicht, wann genug ist. Das muss man ihnen aktiv beibringen - und beibringen können.


    Ich habe aktuell auch gerade einen jungen Border hier. Als er ankam war er kaum zu bremsen, ging über Stuhl und Bank, verbiss sich in Leinen und Hosenbeine und kläffte wie ein Weltmeister. Seit der hier ist, hat er gelernt, dass man sich in diesem Haushalt 80 bis 90 Prozent seiner Nahrung 'verdient' indem man sich ruhig hinlegt und schläft (oder sich bei ganz schlimmem Aktivitätsdrang liegenderweise und leise mit dem Tau beschäftigt). Mittlerweile habe ich einen Hund, der mir aktiv Ruhe anbietet - nicht, weil er Hunger hätte, sondern weil sich dieses Verhalten mehr lohnt als jedes andere. Ich merke, ob es ein 'Zuviel' beim Spaziergang war, wenn er beim Heimkommen sofort aufdreht und seine '5 Minuten' haben will. Dann mache ich mir eine geistige Notiz, dass es zu viel des Guten war und er kommt in in seinen Zimmerauslauf, den er als einen schönen und interessanten Ort kennen gelernt hat. Meist findet er da ein interessantes Kauspielzeug (Kauen beruhigt und richtet den Fokus auf ein bestimmtes Objekt) mit dem er sich dann beschäftigt und langsam wieder runter kommen kann. Merke ich, dass ein Spielzeug ihn aber hochpusht anstatt ihn zu beruhigen, entferne ich es. Wir haben so beide unsere Ruhe und ich muss mir keine Sorgen machen, das er sich in seiner Laune dazu entschliessen könnte mir die Wohnung umzudekorieren oder mich mit anderen kreativen Ideen beglückt. Ist er wieder ruhig, kriegt er meine (ebenfalls ruhige) Aufmerksamkeit und wird belohnt.


    Bälle, Stöcke, Frisbees und andere Wurfspielzeuge gibts in homöopatischen Dosen: sie sind niemals frei zugänglich und erscheinen nur ganz selten: ein- oder zweimal die Woche höchstens, oft aber gar nicht. Ich halte mich, was den Auslauf betrifft, bei ihm strikt an die '10 Minuten pro Lebensmonat'-Regel. Das heisst, dass dieser 5 Monate alte Hund maximal 50 Minuten pro Tag mit mir spazieren geht. Kurze Versäuberungsausflüge in einen abgetrennten Teil des Gartens sind hier nicht mitgerechnet.


    Diesem Hund muss ich nicht noch zeigen, wie aktiv sein geht, das weiss er schon selber. Natürlich soll er so oft wie möglich Hund sein dürfen, aber stereotpyisches Suchtverhalten fördere ich nicht. Ich möchte mir keinen hyperaktiven Bällchenjunkie heranzüchten. Meine Aufgabe ist es, ihm Wege aufzuzeigen, wie er genau das eben nicht wird. Ich will keinen Hund der ausrastet und alles herum um sich vergisst wenn er einen Ball sieht, sondern einen, der dabei ansprech- und abrufbar bleibt. Denn genau das ist doch im Grunde genommen die Stärke des Borders: dass er auch auf grösste Distanzen und in den unübersichtlichsten Situationen lenkbar bleibt. Mit einem 'Süchtigen' kann allerdings kein Mensch Schafe hüten.

    Hallo KrissiMia,


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    Ein Kind (10) kommt unvermittelt um die Ecke gerannt , Laut Hallo rufend und winkend mit zwei wehenden Taschen links und rechts direkt auf Mia zu (war recht laut auf den Pflastersteinen)
    Mia macht erst zwei Hüpfer zurück und ging dann wieder 2 Schritt voran, bellte und knurrte - fühlte sich in meinen Augen offensichtlich bedroht und konnte die Situation nicht als gefahrlos einordnen


    Das ist natürlich ungünstig, aber eine Situation, die einem eben in einem Wohnquartier durchaus passieren kann und mit der man wohl rechnen muss. Natürlich verhält sich das Kind hier nicht 'korrekt', aber es ist ein Kind, das eben mal wild gestikuliert, ruft und rennt. Du hast ja ganz richtig gespürt, dass Deinem Hund unwohl ist und beim nächsten Mal würde ich mit dem Hund in so einer Situation sofort wieder umdrehen und kurz in den eigenen Garten oder das Haus verschwinden, damit weder das Kind mit seinem Verhalten Erfolg hat, noch der Hund in eine Situation gerät, in der er meint, auf Abstand pochen zu müssen. Umdrehen ist häufig kein automatischer Impuls den Hundeführer haben, aber man kann ihn lernen. Dazu, dass der Hund sich unwohl gefühlt hat, hast Du übrigens, wenn auch verständlicherweise, wahrscheinlich gleich selbst noch bei getragen:


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    Da der Weg links und rechts begrenzt ist und nur knapp 2m breit, konnte ich die Situation nicht mit ihr verlassen, habe sie kurz genommen und soweit wie möglich an die Seite geführt (sie war die ganze Zeit angeleint), uns weggedreht und mit beiden Armen an meine Beine gedrückt (nicht fest, nur zum Halten der zappelnden 20kg eben)


    Wir haben den Hund nicht gesehen, weshalb es schwer sein wird, Dir zu sagen, weshalb der Hund geknurrt hat. Vermutlich war es schon Überforderung und Angst, zu mutmassen bringt jetzt aber nicht. Das Wichtigste ist es, nach vorne zu schauen und Dir zu überlegen wie Du solchen Situationen in Zukunft handeln könntest.


    Man tut im Übrigen gut daran, sich mit Eltern in solchen Situationen gut zu stellen als sie darauf hinzuweisen, dass ihr Kind (und damit nicht sehr indirekt sie selber) ebenfalls eine Mitschuld trägt. Ich kann mir vorstellen, dass die Eltern ebenso erschrocken sind wie Du. Vielleicht kannst Du dem Kind eine kleine Karte und irgend eine Kleinigkeit bringen, in der Du Deinen Hund zu Wort kommen lässt, der dann erklärt, dass er ja Kinder sehr mag und oft mit Kindern spielt, sich in diesem Moment aber eben erschrocken und das Knurren nicht böse gemeint habe.


    In Situationen wie Du sie erlebt hast, habe ich mir mit 'meinen' wechselnden und teilweise recht unfreundlichen Zeitgenossen aus dem Tierheim deshalb angewöhnt, mich sofort umzudrehen und notfalls auch kontrolliert mit dem Hund an der Leine wegzurennen. Aufs Superkommando kommt Bewegung in die Sache und je schneller man sich als Hund dabei umdreht und fleissig in die Richtung, die die olle Tante vorgibt, mitläuft, desto besser fällt die Belohnung aus. Wäre so etwas eine Option gewesen?


    Zusätzlich würde ich Dir empfehlen, Dir ein paar 'vernünftige' Kinder 'auszuleihen' und den Ernstfall 'Schreiendes Kind' unter sicheren und kontrollierten Bedingungen mit Deinem Hund zu üben. Ich versuche in meiner Erziehung meine Hunde möglichst häufig glauben zu lassen, dass sie jedes merkwürdige und potentiell verängstigende Ereignis für eine meiner originellen Trainingsaktionen halten. Damit bin ich bisher immer sehr gut gefahren.

    Was für ein spannender Thread!


    Mein Urgrossvater war um die Jahrhundertwende Nachtwächter und besass deshalb also immer einen 'scharfen', natürlich Deutschen Schäferhund. Ich erinnere mich gut an die Erzählungen meines Grossvaters, der Hunde immer sehr gemocht hat und den ich bereits als Kind und später als Erwachsene mit grösser Faszination über meinen Urgrossvater ausgefragt habe. Zuerst war da Nero, der bereits als winziger Welpe in die Familie kam und als der Bruder meines Grossvaters ihn nach Hause brachte, weil er wegen einem Knickohr hätte ersäuft werden sollen, noch so klein war, dass er in dessen Westentasche gepasst habe. Mit Kuh- und Ziegenmilch habe man das Tierchen aufgezogen, bis es dann von selber ass. Ein bildschöner Hund sei das gewesen, der aber eben ein Knickohr hatte. Er wurde, als er alt genug war, 'abgerichtet' und griff den einen Schutzhelfer, den es gab, Zeit seines Lebens sofort und kompromisslos an, wenn er ihn sah, was zu einiger Belustigung auf allen Seiten führte, weil der Schutzhelfer sich jeweils durchs Dorf schleichen musste um dem Hund auszuweichen, wenn dieser draussen war. Das wurde allerdings als völlig normal bewertet. Der Hund lebte draussen im Zwinger musste aber auch ab und zu Zugang zum Haus gehabt haben, weil er sich von klein auf bei Schüssen und Gewitter fürchtete und immer wieder erwähnt wurde, wie er sich deswegen in der Holzkiste in der Wohnung verkroch. Dabei litt nach der Erzählung meines Grossvaters die ganze Familie mit dem Hund mit und hatte grosses Mitleid mit ihm. Auch das führte zu manch lustiger Anekdote, weil der Hund sich bei Knallereien weiterhin in der Kiste verkroch, in die er als Welpe noch gut hineingepasst hatte, in der er als ausgewachsener Rüde jedoch kaum mehr Platz fand. Nach Nero kamen dann Arno, Rex, Lux und noch weitere, an die ich mich nicht mehr erinnere. Arno war als bissige und gefährlich bekannt, dem man besser nicht zu nahm kam und mit dem 'etwas ganz und gar nicht stimmte'. Zwar sei er ein exzellenter Schutzhund gewesen, aber man habe sich vor ihm in Acht nehmen müssen und als er später allzu aggressiv und selbst für einen Nachtwächter nicht mehr zumutbar wurde, habe der Vater (also mein Urgrossvater) ihn schliesslich einem Freund gegeben, der ihn in seinem Auftrag erschossen habe. Selber habe das der Vater nicht gekonnt, er habe trotz allem zu stark an dem Tier gehangen. Rex sei ein herrlicher Hund gewesen, zu dem mein Grossvater allerdings nie eine besondere Beziehung aufgebaut habe. Lux hingegen sei ein guter Hund gewesen.
    Als mein Grossvater dann meine Grossmutter kennen gelernt hatte und manchmal bei ihr zuhause vorbei schaute, nahm er ab und zu den jeweiligen Hund mit, weil er ihn gerne in seiner Gesellschaft hatte. Er sei, sagte er jedoch oft, nie mit auf den Hundeplatz gegangen, sein Bruder und sein Vater hätten das besser gekonnt, die wären strenger mit dem Hund gewesen, und ihnen habe er auch aufs Wort gehorcht. Er selber habe den Hund immer einfach nur gemocht, er habe nicht so streng sein wollen mit ihm, er hätte das nicht gekonnt, und habe ihn nicht der Abrichterei wegen verprügeln wollen. Gefüttert wurden die Hunde mit Resten oder Schlachtabfällen.
    Die scharfen Hunde wurden meinem Urgrossvater schliesslich tragischerweise auch zum Verhängnis. Eines Nachts, während er in seiner Funktion als Nachtwächter die Strassen patroullierte, erlitt er einen Herzinfarkt. Obwohl Hilfe in der unmittelbaren Nähe war und er wohl hätte gerettet werden können, liessen seine beiden Hunde keinen der Helfer an ihn heran. Man wollte oder konnte die Hunde nicht erschiessen und als der Bruder meines Grossvaters endlich gefunden und herbeigebracht wurde, war es bereits zu spät und mein Urgrossvater tot.


    Als mein Grossvater dann später selber eine Familie gegründet hatte, entstand wieder der Wunsch nach einem Hund. Ein rassereiner, rotschimmelfarbener Cocker Spaniel, eine der damaligen Moderassen, sollte es sein. Man suchte und fand also einen bekannten und anerkannten Züchter, der FCI Zuchtpapiere ausstellen durfte. Als man die Welpen besuchte, hiess es, die Kinder würden die Hunde gleich aus der Scheune holen, was auch sogleich geschah. Das Muttertier wurde mit Stöcken zur Räson gebracht, und die Welpen mit denselben auf den Hof getrieben. Da man vom guten Ruf dieser Zuchtstätte ja mehrfach gehört, diese vom Zuchtverein auch ausdrücklich empfohlen worden war und man mit Papieren ja nichts falsch machen konnte, bestellte man also einen Welpen. Eine Abholung, wurde man belehrt, war nicht nötig, obwohl die Familie das ja sehr gerne auf sich genommen hätte. Der Welpe wurde zum bestimmten Zeitpunkt auf dem Postweg angeliefert, verpackt und verschnürt in einem kleinen Pappkarton mit zwei, drei Luftlöchern, aber ohne jegliche Aufschrift oder Vorsichtsmassnahme auf dem Paket, die darauf hingewiesen hätte, dass es sich bei der Fracht um ein lebendes Tier handelte.
    Der Welpe verkroch sich während der ersten Tage hinter dem Sofa, stürzte sich aber zähnefletschend und um sich beissend auf den Napf, wenn sich diesem jemand näherte und blieb Zeit seines Lebens unsicher und ängstlich. Die Hündin wuchs heran und konnte nur vorsichtig von meiner Grossmutter und meiner Mutter gebürstet werden, diese biss sie nur selten, alle anderen biss sie zuverlässig. Die Hündin 'verteidigte das Haus' und liess keinen zur Tür herein. Sämtlicher 'Besitz' wurde mit Knurren und allfälligem Beissen verteidigt, was aber als hundetypisch und normal betrachtet wurde. Sie musste bei Besuch weggesperrt werden und tobte im Keller solange dieser da war. Man hatte sich Mühe gegeben, das Tier zu erziehen: zum Zwecke der Stubenreinheit wurde dem Tier die Nase in allfällige Hinterlassenschaften im Haus getunkt und ihm bei schlechtem Verhalten mit der Zeitung einen sanften Klaps gegeben. Bei Spaziergängen zum Fussballplatz riss der Hund sich ab und zu los, was zu einigem Amusement beitrug, stürzte sich auf den Ball und verteidigte ihn vehement. Manch einer spielte danach erst mit einer blutenden Wunde an Hand oder Fuss weiter, manchmal auch mein Grossvater. Als bissig galt der Hund deswegen nicht. Er war ein wirklich geliebtes Haustier ('wir hätten unseren Hund nie geschlagen, entgegen dem, was damals viele taten!') und trug zur Erheiterung aller bei, wenn er verzweifelt versuchte, die Meerschweinchen im Garten davon abzuhalten, sich in verschiedene Richtungen zu bewegen. Gefüttert wurde der Hund mit Hundefutter. Er hatte schon immer Sofas und Sessel für sich beansprucht und verteidigte diese Plätze zähnefletschend. Auch das wurde als normal betrachtet. Leider, wurde mir erzählt, habe der Hund im Alter von sieben oder acht Jahren dann eine Cockerwut entwickelt, die immer schlimmer geworden sei. Man hätte ihn wohl bald einschläfern lassen müssen wenn der Nachbar, mit dem die Familie noch nie ein gutes Verhältnis gehabt habe, das Tier nicht vorher vergiftet hätte. Die Familie trauerte stark um ihr Familienmitglied und erzählte auch lange nach dem Tod ihres geliebten Haustiers oft und gern von ihm. Mein Grossvater und meine Mutter unternahmen gerne lange Spaziergänge mit dem Hund. Mein Onkel, der ebenfalls die Aufgabe gehabt hätte, ihn auszuführen, habe ihn jeweils nur vor die Haustür gestellt, ihm einen Tritt verpasst und ihn dann sich selbst überlassen bis er wieder nach Hause gekommen sei.

    Hallo,


    Hier gibt es einige Dinge, die mich stutzig werden lassen und ich würde einen Welpen aus dieser Verpaarung aus verschiedenen Gründen nicht nehmen. Die Fragen, die ich mir dazu stellen würde, sind folgende. Du brauchst diese selbstverständlich nicht zu beantworten, ich möchte Dir nur zeigen, wo für mich hier die verschiedenen Probleme liegen:


    Warum, zum Beispiel, sollten gerade diese beiden Exemplare Welpen kriegen? Einfach, weil sie beide gerade 'da' sind, das richtige Geschlecht haben und die Besitzer einmal Welpen wollen, oder gibt es dafür noch andere, stichhaltigere Gründe?


    Wieso verpaart man zwei Hunde, die einen relevanten Grössenunterschied aufweisen und bei dem gerade das Muttertier wesentlich kleiner ist, als der Vater? Das kann schwerwiegende Konsequenzen für die Hündin haben.


    Obwohl Dir gesagt wurde, die Hündin sei eine Mischung aus Bulldogge und Terrier, sieht dieser Hund, wie in einem anderen Post bereits erwähnt wurde, auch für mich auffällig nach einem Staff-Typus aus. Man muss nicht besonders kreativ sein, um aus einem Staffordshire Bullterrier einen Englischen (Staffordshire ist eine Grafschaft in England) Bull (ist ja schon im Name drin) dogge (dieser Teil ist neu, und die einzige 'Zugabe') x Terrier (auch bereits im Namen vorhanden)-Mischling zu machen... Dadurch entgeht man (vermeintlich) vielen Problemen: man umgeht die Kampfhundproblematik und bringt die Welpen leichter an Leute, die sich weder mit Hunden noch mit den entsprechenden Gesetzen auskennen... Die Probleme, welche die geltenden Auflagen bei einem Hund mit unklarer, bzw. unzureichend dokumentierter Abstammung mit sich bringen können, wurden ja bereits angesprochen. Da reicht es nicht, einfach auf den netten Freund mit seinem (angeblichen) Bulldoggenmischling zu verweisen und zu behaupten, man hätte nichts gewusst. Die Besitzer haben den Hund schliesslich übernommen und werden deshalb auch zur Verantwortung gezogen. Unwissenheit schützt bekanntlich nicht vor Strafe...


    Als wäre dies nicht genug, stellt sich für mich auch noch die Frage: Warum soll es gerade aus dieser Verpaarung ein Welpe sein? Nur weil der Besitzer ein guter Kumpel ist?


    Du siehst, es geht bei meinen Überlegungen weniger um die Rasse an sich als um die damit verbundenen Auflagen. Auch ich halte durchdacht gezüchtete, sorgfältig aufgezogene und gut geprägte Rottweiler für tolle Familienhunde. Bei Terriern wäre ich wiederum etwas vorsichtiger - aber darum geht es in diesem Fall ja gar nicht.