Hallo frischling,
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Was uns aber beunruhigt - sie liegt den ganzen Tag nur rum und döst oder schläft.
Das lässt an sich noch nicht aufhorchen - der Hund hat in den letzten Wochen wahrscheinlich einiges an Ortswechseln durchgemacht wenn ich mir die Situation richtig vorstelle: zuerst das ungarische Tierheim, dann der Transport nach Deutschland, jetzt Euer neues Heim. Tierheime sind so oder so für manche Hunde ungeheuer stressvoll, auch wenn man es ihnen nicht dringend ansieht. Kann sein, dass sie sich jetzt schlichtweg von der Aufregung der letzten Wochen erholt und die ständigen Wechsel verarbeitet.
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Ich kann sie zu keinerlei Aktionen bewegen, außer wenn ich ihr Leckerlis in einen Ball drücke aus dem sie diese heraus kauen kann.
Weshalb möchtest Du denn, dass der Hund sich bewegt? Macht sie den Eindruck auf Dich, dass ihr unwohl ist, hast Du sie 'anders' kennen gelernt oder hat man über sie von einem aktiven Hund gesprochen? Ich würde sie in jedem Fall einem Tierarzt vorstellen und sie von oben bis unten durchchecken zu lassen. Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass im Tierheim - noch nicht einmal aus bösem Willen - die 'Ruhigen' häufig etwas ins Hintertreffen geraten, weil sie eben keine besonders auffälligen Anzeichen bei Problemen zeigen. Da denkt man sich dann schnell 'endlich mal ein Normaler' und kommt nicht drauf, dass sich der 'Normale' vielleicht, wenn alles mit ihm in Ordnung wäre, genauso wild wie die anderen benehmen würde.
Wenn sie also auf Leckerlies steht, würde ich damit arbeiten. Ich bin ein grosser Fan von Handfütterung, jedenfalls am Anfang. Hunde aus dem Tierschutz mit entsprechender Vorgeschichte sehen bei mir in den ersten Monaten nur den Wasser- aber niemals einen Futternapf.
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Ist es normal, dass ein Hund nach 3 Wochen noch nicht auf seinen (neuen) Namen reagiert? Sie hört schon hin, aber ich denke, sie reagiert eher auf die Stimme.
Hast Du ihr denn beigebracht wie sie heisst? Der Name ist ja wie ein Kommando, das erst erlernt werden muss. Wenn ja, wie hast Du ihr ihren Namen gelehrt?
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Wenn ich sie draußen an der Leine zu mir rufe, kommt sie recht gut. In der Wohnung macht sie einen viel zu faulen Eindruck, wenn sie sich erheben soll. Dabei wurde sie vom Tierschutz auf ca. 1,5 Jahre geschätzt (das Komma ist kein Tippfehler), eigentlich könnte sie von ihrer Bewegungsfreue im Haus durchaus auch als 15jähriger Hund durchgehen. Wenn wir draußen auf einen Spielgefährten treffen, ist sie wie ausgewechselt und zeigt, dass sie sogar Temprament hat.
Ist sie nach dem Spielen mit dem anderen Hund völlig platt? Bemerkst Du einen Unterschied in ihrem Aktivitätslevel wenn es raus geht, oder nachdem sie mit einem Hund gespielt hat? Wie sieht das Spiel mit anderen Hunden aus? Beginnt und endet sie das Spiel oder lässt sie sich animieren? Wirkt sie schlapp oder 'einfach' nur müde? Gibt es einen Rhythmus in Eurem Haushalt? Kann sie sich an gewissen Ritualen orientieren? Es ist wirklich alles möglich: vielleicht ist sie krank, möglicherweise 'bäckt sie aber auch einfach kleine Brötchen' und 'erschläft' sich jetzt ihre neue Umgebung.
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Kann es sein, dass ein Hund aus dem Tierheim noch nicht die ausreichende Kondition hat (wie lange dauert das) und deshalb den ganzen Tag verpennt?
Kondition muss hier noch nicht einmal das Thema sein. Es ist wirklich möglich, dass sie die ganzen Veränderungen erst einmal verarbeiten muss und das braucht unglaublich viel Energie. Der Hund weiss ja nicht, ob er jetzt für immer bei Dir bleibt. Trotzdem: wenn Dir das Verhalten Sorgen bereitet, stell sie dem Tierarzt vor und mache ganz deutlich, dass Du kommst, weil Du über ihr unheimliches Ruhebedürfnis besorgt bist.
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Wie lange dauert es und vor allem, wie stelle ich es an, bis sie eine Beziehung zu uns aufgebaut hat und sich wirklich freut? Schwanz wedeln und streicheln ist bei allen Leuten, ich merke kaum einen Unterschied an ihrem Verhalten zu uns.
Auch das ist normal. Sie ist mit Sicherheit verunsichert und ist erst einmal zu jedem freundlich - könnte ja sein, dass sie jetzt wieder woanders hingebracht wird, da hält man sich - je nach Charakter - vielleicht doch eher einmal zurück und achtet darauf, nicht aufzufallen. Bei 'meinen' Tierschutzhunden gibts Kandidaten, die mich nach zwei Tagen bereits begrüssen als wäre ich der leibhaftig Auferstandene, und andere, die mich trotz intensivster und exklusivster Pflege noch nach drei Monaten nur kurz scheu anwedeln und vielleicht erst nach einem halben Jahr einen Unterschied zwischen unserer Familie und Fremden zu machen beginnen. Jeder Hund ist da anders. Ihr werdet Euch mit Sicherheit aneinander gewöhnen, aber das kann dauern. 'Sich freuen' kannst Du im Übrigen auch fördern wenn Du es belohnst!
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Lotte ist nicht unser erster Hund aus dem Tierheim, bei der letzten Hündin war es total anders. Sie ist richtig ausgeflippt vor Freude, dass wir da waren.
Kein Hund ist gleich. Ich glaube gerne, dass ihr die überschwängliche Begrüssungen Eurer vorherigen Hündin vermisst und es ist möglich, dass die neue niemals so extrovertiert wie die letzte sein wird. Es wäre nicht fair, von der neuen zu erwarten, dass sie sich gleich verhält wie die vorherige - dass man darüber verwirrt ist, verstehe ich aber durchaus.
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Kann es sein, dass es Lotte einfach nicht bei uns gefällt? Momentan bin ich total ratlos und für eure Erfahrungen sehr dankbar.
Das wiederum halte ich für die unwahrscheinlichste Variante. Lass sie von einem guten Tierarzt durchchecken, lass sie für ihr Futter arbeiten und gönne ihr ihren Schlaf.
Viel Erfolg!