Hallo zusammen,
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Oft wird ja angedeutet, dass clickern zwar lustig ist, aber quasi nichts für "härtere" Fälle ist. Ich gebe zu, ich kenne keine "Red Zone" Hunde persönlich. Der Begriff ist ja auch ziemlich von C.M. geprägt, ich würds so definieren, dass es gefährliche Hunde sind, die schonmal gebissen oder sogar getötet haben.
Ja, Clickerer haben oft den Ruf, 'Wattebäuschchenwerfer' zu sein, weil sie es, ehrlich gesagt, manchmal auch sind. Es erinnert mich etwas an den Vegetarismus: man fühlt sich als 'normaler' Mensch kaum befugt, etwas dagegen zu sagen, weil Moralvorstellungen da in einen Konflikt mit den Gelüsten kommen - oder um es Freudianisch auszudrücken: das Über-Ich kommt in einen Konflikt mit dem Es. Weil clickern als 'sanft' gilt, zieht es Ökos in Jesuslatschen, die mit sich und der Welt in Harmonie leben wollen, geradezu magisch an. Clickern wird zur Religion erhoben und alles Strafende ist schlecht, uninformiert und wird behandelt gemäss 'Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun'. Dass die Grenzen zwischen Bestärkung und Bestrafung fliessend sein können, dass ich den Hund, um ihn für 'positive Verstärkung' empfänglich zu machen, auch in Isolationshaft setzen oder hungern lassen kann, wird dabei geflissentlich ignoriert. Ich wundere mich, dass noch nie jemand von der 'nicht immer netten Fraktion' da angesetzt und mal nachgehakt hat... Was ich damit sagen will: die Methode oder das Trainingsgerät an sich sind häufig weniger problematisch als derjenige, der sie anwendet. Das gilt beim Clickern genauso wie bei allen anderen Methoden.
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Aber ich weiß, dass bei meinen Hunden, das Clicker- Training sehr wirksam ist und eigentlich sogar sehr schnell zum Erfolg führt.
Wenn man weiss, was man tut und wie man es tut, ist Clickern ungeheuer erfolgreich, ja. Meines Erachtens wurde aber viel Schaden angerichtet indem man versucht hat, die Methode nicht nur als durchgehend 'nett' und 'soft', sondern auch als 'für jedermann' und 'ganz einfach' anzupreisen. Clickern ist ungeheuer komplex - wenn man damit langfristige, zuverlässige Resultate erzielen will. Und: auch wenn das gerne propagiert wird, ersetzt es die Beziehungsarbeit nicht.
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Ja, auch mit Hunden, die Du 'red zone' nennst.
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Was denkt ihr, kann man bei Härtefällen nur mit Härte arbeiten?
Das kommt auf den Hund, den Trainer, das Ziel und die Trainingsumstände an.
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Kennt ihr solche Fälle persönlich? Wie wird mit den Hunden trainiert?
Ja. Antwort: siehe oben.
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Ich hab jetzt etwas recherchiert und bin auf dieses Video gestoßen
Glaubwürdig wird das für mich erst, wenn ich auch das Video der Anamnese sehen kann, d.h. dieser Hund mit diesem Hundeführer an diesem Ort unter möglichst ähnlichen Umständen vor der ersten Trainingseinheit. Die Erklärung ist nett und ich glaube dieser Hundetrainerin und ihrer Beschreibung ihres Falles gerne - aber es ist nichts weiter als glauben, nicht wissen. Beweisen tut das Video so für uns, die weder den Hund, noch die Situation von vorher kennen, überhaupt nichts.
Ich arbeite, so weit möglich, mit positiver Verstärkung und gestehe dem Hund zu, zuerst zu lernen, was ich von ihm möchte. Bei vielen Hunden reicht es, diejenigen Verhaltensweisen zu verstärken, die ich gerne haben möchte, aber nicht bei allen.