Beiträge von AnnetteV

    Hallo Jilseponie,


    Zitat

    Zu "unserer" Situation:
    Sie, Emma, Hündin, aus Rumänien von der Straße, Vorgeschichte ansonsten unbekannt, ca. 10-12 Monate alt.
    Ich, Gassigeher im örtl. Tierheim, relativ Hundeunerfahren und dementsprechend manchmal ein wenig ratlos, habe mir vorgenommen jetzt etwas mehr mit Emma zu arbeiten.


    Auch wenn Du es sicher gut meinst, halte ich das für eine schwierige Kombination - mal 'einfach so' an einem Hund herumdoktern kann gut gehen, muss aber nicht. Hat/Kennt das Tierheim keinen Hundetrainer, der Dir wenigstens am Anfang mal zur Seite stehen und Dich beraten könnte?


    Zitat

    Leider kam sie ca. 2 Wochen später wieder zurück. Grund: Sie sei absolut ängstlich, würde zu Hause in ihrer neuen Familien nicht mehr vor die Tür gehen und teilweise wenn "die Familie sie dazu bringen wolle" Zähne zeigen.


    Seit sie wieder da ist, ist sie um ein vielfaches ängstlicher als vorher und so leider absolut nicht mehr vermittelbar.
    Emma ist im Tierheim ein ganz toller Hund. Verschmust, freundlich, aufgeschlossen, neugierig, andere Rüden gar kein Problem, Hündinnen meist auch nicht.


    Dass sie zurück kam, kann man der 'neuen Ex-Familie' wirklich nicht verübeln. Dieser Hund war meiner Meinung nach von Anfang an nicht vermittelbar - es sei denn, die neue Familie wurde ausdrücklich schon mit der Beschreibung, dass er nicht Gassi gehen möchte, konfrontiert. So oder so, der Rückgabegrund war ja keine Ausrede, sondern schildert ein Verhalten, das die Hündin ja auch zeigt. Der Hund kommt aus Rumänien und lebte, nehme ich an, entweder auf der Strasse oder im Tierheim: das Konzept 'Gassi', wie wir das kennen, ist ihm wahrscheinlich völlig fremd und müsste ihr erst antrainiert werden. Das ist in dem Sinne kein Verhaltens- sondern ein hausgemachtes Problem: der Hund hat einen Kulturschock. Plötzlich prassen tausende von neuen Eindrücken auf ihn ein. Auf der Strasse hätte er sich diesen selbstständig entziehen, bzw. Einfluss darauf nehmen können, ob er sich mit diesen überhaupt auseinander setzen oder lieben fliehen möchte. Jetzt ist er aber an einer Leine und kann nicht mehr fliehen.

    Zitat

    Alleine das Tierheim verlassen: Nicht möglich. Sie macht keinen Schritt. (Solange man auf dem Gelände ist, geht sie eigentlich an der Leine überall mit hin). Mit vielen Leckerli kommt man evtl noch 10 Meter vom Eingangstor weg. Danach legt sie sich hin, oder besser gesagt, kauert sie sich ins Gras, und geht keinen Meter mehr weiter.


    Das ist in dem Sinne kein Verhaltens- sondern ein hausgemachtes Problem: der Hund hat einen Kulturschock. Plötzlich prassen tausende von neuen Eindrücken auf ihn ein. Auf der Strasse hätte er sich diesen selbstständig entziehen, bzw. Einfluss darauf nehmen können, ob er sich mit diesen überhaupt auseinander setzen oder lieben fliehen möchte. Jetzt aber hängt man ihn plötzlich an eine Leine und nimmt ihm die Möglichkeit zur Flucht. Der Hund wählt hier noch die netteste Variante: er kauert sich ins Gras und wählt somit die einzige Art von 'Flucht', die ihm noch geblieben ist. Genausogut könnte er um sich beissen oder auf alles los gehen, was ihm nicht geheuer ist. Das Problem ist nicht, dass der Hund nicht leinenführig ist, sondern er seiner Umgebung nicht traut. Soll sich das ändern, muss man ihm zeigen, dass dieser neue Ort durchaus seine guten Seiten hat. Manche ehemalige Strassenhunde lernen das irgendwann, andere nie. Letzteren hat man keinen Gefallen getan, sie in ein neues Land zu transportieren.


    Ich würde an den 10 Metern arbeiten, die sie ja schon mit Dir kommt - aber sie keinesfalls zwingen, weiter weg zu gehen. Sie muss jetzt noch nicht weiter weg, sondern soll Vertrauen aufbauen. Das wird aber nicht damit aufgebaut, dass man sie dauernd durch die Gegend schleppt und sie immer wieder die Erfahrung machen muss, dass Menschen sie bloss in fürchterlich unsichere Gebiete bringen. Futter gibt es (zumindest an dem Tag, an dem Du da bist) nur in den kritischen 10 Metern - verlange aber nichts Unmögliches. Geht sie die 10 Meter gern und folgt Dir willig, kannst Du einen, oder zwei Schritte weiter gehen und ihr das Futter dort anbieten. Arbeite nicht zu schnell - das kann Wochen dauern. Kontrolliere Dein Umfeld und stelle sicher, dass ihr während Du mit ihr arbeitst, auf keine anderen Hunde triffst, bzw. nur auf solche, die angeleint sind und halte so viel Distanz wie möglich. Biete ihr dann Futter an, wenn ihr einen anderen Hund seht.


    Zitat

    Nimmt man ihren Kumpel mit zum Gassi gehen, ist es wiederum kein Problem. Dann folgt sie ihm eigentlich überall mit hin.
    (soweit so gut, ist ja immerhin schonmal ein Anfang).


    Ein anderer, bereits 'zivilisierter' Hund gibt ihr - wie bei Strassenhunden sehr häufig - mehr Sicherheit. Sie wäre in einem Mehrhundehaushalt also wahrscheinlich besser aufgehoben.


    Zitat


    Beruhigend streicheln? - Dann denkt sie doch nur, dass sie berechtigte Angst hat, oder?
    Ignorieren? - Wie kann sich die Situation dann bessern?
    Weiterzerren? - Druck bei einer ängstlichen Hündin aufbauen wiederstrebt mir...


    Während manche Trainer mittlerweile sagen, dass Angst sich durch Zuneigung nicht verstärken lässt, und abgesehen davon, dass Streicheln alleine die Situation auch nicht verbessern wird, hast Du hier schon die richtige Intuition: alle diese Varianten sind nicht eben weiterführend. Was also tun? Den Hund erstmal gar nicht in die Situation kommen zu lassen und Dir bis dahin überlegen, was Du vom Hund willst, anstatt Dir darüber den Kopf zu zerbrechen, welches Verhalten Du vom Hund nicht willst.


    Zitat

    - Trennen von dem Rüden ohne Weltuntergang zu beschwören
    Vorm Gassigehen schonmal auf dem Gelände von ihrem Kumpel wegführen, entspannen lassen. Beim Gassigehen mit ihm auch mal um eine Ecke verschwinden (mein Mann geht immer mit). Im TH von ihm wegführen ist schon fast kein Problem mehr.
    Außerhalb sich kurz trennen, wird langsam auch akzeptiert. Aber alleine weitergehen ist noch nicht möglich. Sie wartet dann halt auf ihren Kumpel.


    Verständlich. Gerade vertrauenserweckend sind die Massnahmen, die Menschen mit ihr machen, bisher ja nicht. Kommen die, wird man gefesselt und von der einzigen psychischen Stütze, die man in diesem unbekannten Umfeld noch hat, weggeführt...


    Zitat


    Mir ist bewusst, dass eigentlich täglich mehrfach mit ihr geübt werden müsste. Vor allem die Basics. Dafür hat das Personal aber keine Zeit. Ebenso wenig wie ich.


    Und hier merkst Du ja selber, dass das Unterfangen, das Du Dir aufgehalst hast, ethisch vielleicht löblich, praktisch dann aber doch schwierig ist. Denn: wer arbeitet mit dem Hund, wenn Du nicht da bist? Nur Du oder darf in dem Tierheim einfach jeder mal an jeden Hund ran, der gerade lustig ist, Zeit und eine neue Idee hat? Werden die neuen Besitzer mit Trainingsanleitungen unterstützt oder ist jeder einfach ein Versager und kein richtiger Tierfreund, der den Hund wieder zurück bringt? Wenn das Personal keine Zeit hat, mit dem Hund zu trainieren: ist dann trotzdem garantiert, dass der Hund an den Tagen, an denen Du nicht da bist, nicht doch 'Gassi' geführt wird? Dann bliebe Deine noble Absicht leider nichts weiter als das.

    Hallo Yunari,


    Im Grundsatz sind wir uns ja einig. Eines möchte ich aber noch anmerken: der Saarlos sollte ursprünglich schon auch als Diensthund eingesetzt werden - und zwar womöglich in allen Sparten, genauso wie der Deutsche Schäferhund, den er ja verbessern sollte. Dass er, laut Standard 'nicht in Hinsicht auf eine besondere Dienstleistung gezüchtet worden' ist, beschönigt so ein bisschen, dass er diesem Anspruch dann doch nicht gerecht werden konnte.


    Die Tatsache, dass 'auserlesene Tiere dieser neuen Rasse als Blindenführhunde gute Dienste leisteten' heisst aber nicht, dass er eigentlich dafür gezüchtet wurde - dieses Ziel hatte Leendert Saarlos sicher nicht in erster Linie vor Augen, als er einen neuen Diensthund schaffen wollte. Der Standard macht das fairerweise auch sehr explizit und sagt, dass man die Hunde deshalb 'zunächst zu dieser Arbeit geeignet' hielt. Wenn ein Hund allerdings als 'Lebhafter, von Energie strotzender Hund, der einen stolzen und unabhängigen Charakter aufweist' und nur 'aus eigenem freien Willen gehorsam' ist und über einen 'wolfähnliche[n] Fluchttrieb in unbekannten Situation' verfügt, braucht man nicht viel Fantasie, wie auserlesen diejenigen Tiere gewesen sein müssen, die sich dann trotz dieser Eigenschaften wenn schon zu nichts anderem 'wenigstens' zum Blindenhund ausbilden liessen. Es ist kein Zufall, dass man normalerweise für die Blindenhundearbeit eher Tiere wählt, die resilient, zuverlässig und freundlich, aber nicht übermässig lebhaft sind. Aus diesem Grund sind auch 80% der Blindenhunde Labrador Retriever - und kastriert (siehe http://www.blindenhundeschule.…antworten-fuehrhunde.html). Dass sie als Diensthund oder eben Blindenhund nicht geeignet sind, macht die Wolfhunde natürlich weder besser noch schlechter, aber es wäre falsch, damit zu werben.


    Zitat

    Man sollte zu einem Wolfhund passen, dann ist er ein wunderbar einfacher Hund. Passt man nicht, ist er aber auch kein Hund, der sich dir anpassen wird (wie es die meisten anderen Hunderassen tun bzw. eben hinnehmen müssen) und dann kommt es automatisch zu Problemen.


    Das würde ich absolut so unterschreiben. Es liegt mir fern, irgend jemandem eine Rasse ein- oder auszureden, ich halte es nur für wichtig, dass man sich zunächst darüber informiert, was man sich ins Haus holt und ob man bereit ist, gewisse Möglichkeiten, die eben rassetypisch sein können - aber nicht müssen! - in Kauf zu nehmen. Von den Voraussetzungen her sprechen Deine Beiträge ja durchaus nicht gegen einen Wolfhund, Sacco.


    Ich finde Ausstellungen aufschlussreich, nicht weil ich an den Ergebnissen per se interessiert wäre, sondern um einen direkten Vergleich der Haltergemeinschaften, der Hunde und der verschiedenen Rassen untereinander zu haben. Es macht einen riesigen Unterschied, ob ich am Golden Retriever Ring, am Dobermann Ring oder eben am TWH Ring stehe, sowohl in Bezug auf das Auftreten der Hunde, als auch auf die diversen Menschen drum herum. Man sieht hier eine grössere Gruppe der bestimmten Rasse nicht nur unter sich, sondern auch unter anderen Hunden - und unter ganz besonderen Umständen.

    Hallo Yunari,


    Dass die beiden Rassen heute unterschiedlich sind, stimmt einerseits, andererseits sind Ursprung und Gesinnung aber schon sehr ähnlich. An ursprünglichen Unterscheidungen ist da, dass


    - der Saarlos etwas früher (in den 1930er Jahren) entstanden ist
    - der Saarlos aus DSH und sibirisch-europäischem Wolf, der TWH aus DSH und einem Karpatenwolf entstand


    aber dass


    - man in beiden Fällen eine neue, bessere Diensthunderasse kreieren und die gängigen Deutschen Schäfer 'verbessern' wollte stand bei beiden Experimenten im Vordergrund.


    Der Widerspruch zwischen Diensthund und Familienhund steht heute noch meiner Meinung nach sehr offensichtlich im Standart des Saarlos. Einerseits steht, dass Saarlos 'beabsichtigte, als Liebhaber des Deutschen Schäferhundes, in diese
    Rasse die natürlichen Eigenschaften zurückzuzüchten, damit ein
    besserer Gebrauchshund entstehe', andererseits aber auch: 'Der Saarloswolfhond nicht in Hinsicht auf
    eine besondere Dienstleistung gezüchtet worden ist; er besitzt
    Eigenschaften, die es ihm ermöglichen, ein treuer und zuverlässiger
    Gesellschafts-und Haushund zu sein.'


    Dass die Zucht der beiden Rassen in unterschiedliche Richtung gegangen sein will, ist verständlich - trotzdem sind die beiden Rassen sich näher als das die Rasseklubs allgemein wahr haben möchten. Der Unterschied zwischen einem (unter Umständen) ähnlich aussehenden Husky und den beiden Wolfhunden ist dennoch nach wie vor um ein Vielfaches grösser als zwischen den letzteren beiden.

    Hallo Sacco,


    Ja, TWH und Saarlos Wolfhunde sind toll - zum Anschauen, jedenfalls. Wolfhunde sind eine Aufgabe für sich und während es manche Halter stolz macht zu wissen, dass sie da 'eben keinen normalen Hund' an der Leine führen, muss man sich auch wirklich darauf einlassen können da 'eben keinen normalen Hund' an der Leine zu führen. Bewundernd-ängstliche Blicke auf der Strasse mit einem Wolfhund sind Dir sicher. Viele Menschen, die ausser im Zoo kaum mit Wölfen in Berührung kommen, romantisieren die Tiere, und man wird häufig in allerlei Gespräche mit Mitmenschen über den Hund verwickelt.


    Ich kenne um die 20 Wolfhunde und davon waren höchstens drei, die ich nicht als äusserst vorsichtig, unsicher und scheu erlebt hätte. Als die 'bessere Polizeihunde', die man sich wünschte, stellten sich beide Rassen nicht heraus. Leendert Saarlos sah bald ein, dass Hunde nicht 'zu domestiziert' für ihren Job waren, sondern eher 'gerade domestiziert genug'. Man schaffte es, einige THW zu Suchhunden und, wenn ich mich Recht erinnere, sogar zu Schutzhunden auszubilden - hervorgetan hätte sich dabei aber keiner dabei. Es gibt gute Gründe, weshalb man diese Rassen kaum auf Hundesportanlässen sieht.


    Einige (von denen, die ich kenne, ein ganzer Drittel) kommen weder mit Menschen, noch mit anderen Hunden zurecht, weil sie häufig anders kommunizieren. Ich schreibe bewusst anders und nicht 'feiner' oder 'differenzierter' - das kommt sehr aufs Exemplar an, das man erwischt. Daraufhin entwickeln sich manche zu Angstbeissern oder korrigieren dann andere - Menschen wie Hunde - mit dem Hintergrund ihres Schäfererbes in allem, was ihrer Meinung nach nicht richtig läuft, weil sie unfähig sind, sich in eine unserer Umwelt angepasste Kommunikationssituation einzufügen. Auch das kann man wieder romantisch verklären und sagen, dass wir in unserer überzivilisierten Welt der Natur nicht mehr zuhören können. Dabei vergisst man, dass diese Rassen eine Kreation des Menschen sind und - im unglücklichsten Fall, ständig irgendwo im nirgendwo zwischen den beiden Familien, die sie miteinander in Einklang bringen sollen, dem lupus und dem familiaris, schweben.


    Wofür sie sicher nie gezüchtet wurden, ist, als 'Familienhund' herzuhalten, der einfach dekorativ nebenher läuft. Entscheidet man sich für einen Wolfhund, muss man sich darauf einstellen, sich seinem Hund anzupassen, nicht umgekehrt. Es kann sein, dass ihn Stadtspaziergänge, Besuche in Hundeschulen, etc. zeit seines Lebens überfordern werden - darauf sollte man vorbereitet sein und darauf eingehen können und wollen. Sehr bald ist dann Schluss mit dem Traum, den Hund auszustellen oder mal auf einen 'gemütlichen' Spaziergang mit anderen Hunden mitzunehmen, wenn sich herausstellen sollte, dass der Hund es nicht verträgt. Das kann sich allerdings - wie Bloch ja schon hervorgehoben hat - für unsere Hundehalterverhältnisse erst relativ spät, also mit zwei oder drei Jahren, zeigen.


    Ich habe ihre Reizschwelle generell als relativ niedrig empfunden, sie sind nicht gerade das, was man früher gerne als 'nervenstark' bezeichnet hat, sondern erst einmal defensiv. Sie können aber blitzschnell in die Offensive fallen, wenn sie sich bedroht fühlen, sowohl bei anderen Hunden, wie auch bei anderen Menschen. Als 'dominant' würde ich ihr Verhalten im Durchschnitt nicht bezeichnen - eher als öfter mal 'unsicher-aggressiv'. Kommt ein 'Alle-Lieben-mich-und-ich-lieb-alle'-Labrador strahlend in gerader Linie auf einen Wolfhund zugerannt und möchte 'spielen', wird der Wolfhund diesem, in ihren Augen, rotzfrechen Lümmel erst einmal die Leviten lesen und ihm zeigen, was er davon hält, wenn so unverfroren, distanzlos und ohne Einladung auf ihn zugestürmt wird. Das heisst deswegen aber nicht, dass der Wolfhund 'Recht' hat und der Labbi verzüchtet ist, nur weil irgend jemand einmal behauptet hat, der Wolfhund sei aber 'natürlicher' in seinem Verhalten als der andere und der Labbi sei deswegen denaturiert. Es heisst nur, dass die beiden (noch?) keine gemeinsame Kommunikationsebene miteinander gefunden haben. Je nach Wolfhundexemplar wird er solche Annäherungen tolerieren lernen, oder sie nur bis zu einem gewissen Alter - eben bis mit etwa zwei bis drei Jahren - nicht korrigieren. Die Wolfhunde, die ich kennen gelernt habe, welche mit einem anderen, nicht-wolfshybriden, sicheren und ruhigen Hund zusammen gelebt haben, haben sich stark an diesem orientiert und waren dadurch etwas gelassener, was mir auch die Besitzer bestätigt haben. In allen Fällen war aber der Ersthund der ältere, nicht-wolfshybride. Ob es sich umgekehrt auch so verhält, weiss ich nicht.


    Ich würde Dir wirklich empfehlen, Dich mal an einer Ausstellung umzusehen. Das muss keine, die nur auf TWH beschränkt ist, sein, sondern geh ruhig auch auf eine grosse, internationale. Hier lassen sich nämlich sehr schön Rassen vergleichen - nicht nur im Aussehen, sondern auch im Verhalten - und man kann sich überlegen, ob man sich in die Haltergemeinschaft, die man so vor sich sieht, eingliedern möchte und kann. Natürlich sind Aussteller nur eine Seite der Medaille, aber hier findet sich ein grosser Pool von Züchtern, Hunden und Interessierten zusammen.

    Jetzt wirds langsam unheimlich - das klingt immer mehr nach meinem aktuellen Pflegekandidaten. Auch der hat sich so massiv selbst verletzt, dass er an der Rute amputiert werden musste. Auch der konnte nicht runterfahren sondern war immer auf Draht und bei jedem noch so klitzekleinen Geräusch war der wieder auf 180. Während solche Hunde tatsächlich viel Ruhe und geschlossene Rückzugsräume brauchen, ist ein Kennel dennoch zu klein. Zuviel Platz lässt sie aufdrehen, aber bei zu wenig Platz entwickeln sie mit der Zeit nur noch schlimmere Stereotypien. Lässt sich denn nicht einmal das Bad abtrennen? Da hätte der Hund (hoffentlich) wenigstens etwas mehr Platz als in einem Kennel.


    Unserer hat nie einen Kennel von innen gesehen - das hätte die Verhaltensstörung nur noch verschlimmert, oder er hätte sich eine neue nette und unerwünschte Beschäftigung gesucht. Er erhielt immer nur so viel Platz, wie er gerade verarbeiten konnte. Anfangs war das ein relativ kleiner Raum, dann wurde 'sein Areal' um die Küche erweitert, dann ums Wohnzimmer, etc. Heute können wir auch die Türen zwischen den Räumen offen lassen ohne dass er gleich überfordert ist und über Tisch und Bank geht. Das war aber ein sehr langer Prozess. Er war sehr geschickt und nur ein riesiger mit Rohrisolation gepolsterter Halskragen konnte ihn davon abhalten, sich an seiner Rute zu vergehen. War der Kragen zu kurz, hat er sich sogar mit dessen Enden die Rute beschädigt... Dank viel Auslastung läuft dieser Hund heute ohne Kragen herum und zeigt keinerlei Anzeichen seiner ehemaligen Stereotypie mehr, es sei denn, er kommt in einen ganz besonders hohen Stresszustand. Unser Exemplar hier ist hoch intelligent, er braucht häufig nur drei, vier Wiederholungen um einen neuen Trick zu lernen, der dann auch sitzt. Logischerweise lernt er auch Unerwünschtes genau so schnell. Weniger kreative Hunde machen hingegen oft weniger Probleme. Ist das vielleicht beim neuen Hund Deiner Freundin auch so?


    Was die Rudelstellung betrifft: das machen Hunde sowieso unter sich aus (auch wenn man sich im angelsächsischen Raum mittlerweile fragt, ob Hunde überhaupt Rudeltiere sind oder nicht doch eher einfach in losen Verbänden zusammen leben) und darauf hat man als Besitzer sehr wenig Einfluss. Im Gegenteil: versucht man Einfluss zu nehmen, indem man den einen besonders schonen will, zwingt man den eigentlich dominanteren immer wieder dazu, den anderen in seine Schranken zu weisen. Akzeptiert man hingegen die Dinge, wie sie eben sind, ist das häufig gar nicht nötig. Deine Freundin trägt also mit ihrem Verhalten unter Umständen sogar aktiv dazu bei, dass sich die Hunde nicht verstehen werden. Nur weil man selbst beschlossen hat, dass der Neue gefälligst die zweite Geige zu spielen hat, weil der andere zuerst da war, älter ist und man ihn sowieso lieber hat, heisst das nicht, dass der Neue das auch so sieht...

    Danke, Samaha. Ich habe mir den ganzen Thread von Anfang an durchgelesen und weiss, dass das Geschirr unter Zug am Rutenansatz enden soll. Die Sache ist nur die, dass er dafür wirklich extrem ziehen muss. Ich habe heute eine Probefahrt gemacht und obwohl er wirklich schön gezogen hat, es teilweise bergauf ging und ich manchmal sogar bewusst gebremst habe, war das Geschirrende nie auch nur annähernd am Rutenansatz, sondern die ganze Fahrt über so, wie es im dritten und im letzten Bild aussieht. Das einzige Mal, dass das Geschirr tatsächlich bis zum Rutenansatz ging, war, als ich den Hund angebunden hatte um ihn zu fotografieren und ihm eine Katze vor der Nase durchgelaufen ist. Allerdings renne oder radle ich nicht so - einen derartigen Zug kann ich gar nicht aufbauen. Ist das schlechtes, sehr dehnbares Gewebe? Muss oder darf das wirklich so sein?

    Du beschreibst einen Hund, der mit meinem aktuellen Pflegehund übereinzustimmen scheint - nur 'meiner' verträgt sich wirklich mit gar keinem anderen Hund - und ich halte ihn nicht 18 Stunden lang in einem Kennel. Was mich stutzig macht, ist, dass es draussen offenbar zu funktionieren scheint, drinnen aber nicht. Wenn ein Hund wirklich unverträglich ist und mit Tötungsabsicht handelt, würde es mich wundern wenn er da noch gross selektieren würde - ausser vielleicht bei gewissen Herdenschutzhunden, die ihr eigenes Territorium verteidigen wollen. Ich frage mich auch, ob der Neue denn ohne Weiteres so still akzeptiert, dass da noch ein anderer Hund in der Wohnung ist, wenn er diesem doch angeblich ans Lebendige will? Oder kläffen die beiden sich einfach stundenlang an?


    Es ist nicht in Ordnung, einen Hund für so lange Zeit im Kennel zu halten, aber ich glaube auch, dass Du mit Vorwürfen nicht weit kommen wirst. Kindergitter oder geschlossene Türen sind erst einmal eine gute Idee, besser als ein Kindergitter sind übrigens zwei übereinander. Über ein Gitter kann ein 25 Kilo Hund sicher drüber wenn er denn möchte - bei zweien übereinander wird das schon etwas schwieriger.


    Ich 'verstehe' andererseits auch Deine Freundin und die Trainerin. Solche Hunde sind wirklich dem Tod geweiht, wenn sich keiner findet, der sie aufnimmt. Und man kann sie auch nicht jedem geben, der gerne eine 'so eine arme, arme Hundeseele' retten will. Das muss jemand sein, der wirklich aufpasst, dass nichts passiert und sich jederzeit nicht nur des Risikos bewusst ist, sondern auch weiss, dass und wie er den Hund im Notfall halten kann und wie in bestimmten Situationen zu handeln ist. Als Trainerin bist Du also froh, wenn Dir jemand begegnet, der es mit so einem Hund zumindest versuchen möchte. Da nimmst Du dann halt mangels Alternativen auch in Kauf, dass der Hund eben für eine Weile nur im Kennel sitzt. Ob sich das lohnt, oder ob man den Hund gleich einschläfern lassen soll, kann jetzt jeder für sich selbst entscheiden. Deine Freundin versucht zu helfen, und wird sich Ähnliches überlegt haben.


    Ihr gleich die Freundschaft zu kündigen, fände ich doch etwas hart. Als Freundin kannst Du sie vielleicht überzeugen, dass es bessere Mittel und Wege gibt - ein ganzes Zimmer abzutrennen und zwischen den Hunden abzuwechseln, zum Beispiel.

    Danke für Deine Antwort Samaha.


    Ich bin etwas verwirrt was die Passform dieses Geschirrs angeht. Zieht er wie ein Ochse, liegt es gut, aber sonst endet es nach 2/3 des Rückens... Das Geschirr ist massangefertigt. Er scheint sich wohl zu fühlen und läuft gut damit. Wir nehmen ihm zum Joggen mit und er läuft am Rad. Muss nicht ziehen, aber darf wenn er möchte und tut es auch oft und gern. Wenn er ziehen will, darf er nach vorne, sonst soll er an unserer Seite mitlaufen. Das funktioniert auch sehr gut. Was meint ihr dazu? Ich nehme nicht an, dass es ihm schadet, wenn er ohne Zug an diesem Geschirr einfach nebenher läuft? Ich würde mich über Eure Meinung sehr freuen! :smile:





    Ich weiss nicht, obs jemanden interessiert, aber der Hund im UP Video ist Mary Ray's 'Levi' - seines Zeichens Obedience, Agility und (natürlich) HTM Profi. Ein ganz toller Hund, der das Glück hatte, bei einer erfolgreichen Trainerin zu landen. :gut:

    Hallo zusammen,


    Könnte mich jemand darüber aufklären, weshalb der hinterste Teil des Geschirrs bis zum Rutenansatz reichen sollte? Was ist das Problem, wenn es bereits vor dem Rutenansatz aufhört? Wenn die Seitenriemen zu lang sind, drücken sie in die Weichteile, das ist mir klar - aber wie ist das, wenn sie etwas zu kurz sind?