Hallo Luchs,
Das Kind ist ja schon in den Brunnen gefallen und immerhin, Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Ich halte nichts davon, Dir in Deiner Situation Vorwürfe zu machen und ich verstehe, dass wenn Geld ein Problem ist, Du nicht 'nein' sagst Du einem Hund den Du geschenkt bekommst, denn einem geschenkten Gaul... Du weisst schon.
Nun müssen wir dem geschenkten Gaul eben leider doch ins Maul schauen, denn dieser ist ein Arbeitshund, der eine Aufgabe braucht. Assistenzhunde müssen möglichst ruhig und brav 'nebenher' laufen. Das ist ein Job, für den manche Hunde geboren werden, weil sie von Natur aus ruhig nebenher laufen, während andere es mühsam lernen müssten - ich spreche im Konjunktiv, weil solche Hunde erst gar nicht ausgebildet werden: da man niemandem damit einen Gefallen tut und es genügend Hunde gibt, die das von Natur aus gerne mitmachen, gibt man diese lieber in ein Umfeld, wo sie ihren anderwertigen Talenten entsprechend gefördert werden können. Zum Thema 'ich könnte mir einen Rassehund gar nicht leisten': Assistenzhundementalität ist keine Frage der Rasse, sondern des Charakters und bis zu einem gewissen Grad auch der körperlichen Verfassung. Ob ein Hund ein volles Papier hat oder ein Mischling ist, spielt dabei allerdings überhaupt keine Rolle.
Einerseits ist es sicher die Pubertät, die sich bei Deinem Hund zu zeigen beginnt, andererseits scheint es mir äusserst fragwürdig, wenn Dein Hund nach - verstehe ich richtig? - einigen Monaten des Trainings Dich draussen völlig ignoriert, er aber drinnen 1001 Trick absolvieren kann.
Zitat
-er zieht furchtbar an der Leine, obwohl er vorher vorbildlich Beifuß lief
-er hütet Autos, Jogger ect.
-er holt sich alles vom Boden was er will und verschlingt es sofort
-sein Hüteverhalten wird immer stärker und unkontrollierbarer
-Spielzeug wie zB Bälle, Frisbees kann ich ihm nicht geben da er damit dann wie verrückt im Kreis rennt und es nicht mehr auslässt
-auch an der Schleppleine werde ich ignoriert
-er nimmt keine Leckerlis an (wenn ich ihm ausschließlich im Freien Futter gebe, nimmt er ein wenig an...)
-den Clicker hört er nicht
-selbst wenn ich ihm den Weg versperre oder ihn anbelle (darauf hat er immer extrem reagiert, damit habe ich ihm alles an "falschem" Verhalten abtrainieren können) bekomme ich keine Aufmerksamkeit
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Das klingt mir alles sehr nach einem arg unterforderten, untrainierten, pubertierenden Hund, der einfach nicht gelernt hat, dass es sich lohnt, auch draussen mit Dir zusammen zu arbeiten. Ausserdem scheinst Du einerseits mit dem Clicker zu trainieren, berichtest aber von Erfolgen wenn Du Dich ihm in den Weg stellst oder ihn anbellst (wobei ich mich besonders frage, was letzteres bringen soll - Du bist doch kein Hund und Dein Hund verstehst Dich nicht besser, nur weil Du jetzt auch bellst...). So hinter dem Bildschirm kann ich natürlich nicht beurteilen, wie Du trainierst und ob Du mit Deiner Vermutung, dass die Probleme zumindest teilweise an mangelnder Bewegung liegen könnten, Recht hast. Dieser Hund braucht aber offensichtlich die Bewegung - das zeigt er Dir ja deutlich indem er so 'ausrastet' wenn Du mit Spielzeug arbeitest. Futter interessiert ihn ja offensichtlich nicht - wie wäre es, wenn Du ihn stattdessen mit dem Spielzeug belohnst? Geht er auf Tauschgeschäfte ein? Wenn Du zwei identische Spielzeuge hast (die müssen unbedingt identisch sein, sonst haben sie für den Hund nicht den gleichen Wert), auf die der Hund so richtig abfährt, kannst Du ihn so wieder zu Dir holen und ihm zeigen, dass es sich lohnt, mit Dir zu kooperieren. Das Problem bei Hunden, die das Potential zu Bällchenjunkies haben - und Deiner klingt danach, ist, dass man einiges an Wissen und Erfahrung mitbringen muss um dies sinnvoll umzulenken.
Ein gutes Spiel gerade für Hütehunde ist auch das 'lauf drum herum.' Das kannst Du ganz klein anfangen, um einen Baum, eine Bank - jeden Gegenstand, der so im Wege steht. Das ist eine Art Longieren mit Naturgegenständen. Nach und nach kannst Du die Distanzen und Objekte ausweiten - geh um den Baum UND die Bank herum, renne einmal um den umzäunten Teich, etc. Das verschafft dem Hund Bewegung ohne dass Du Dich dabei mit-bewegen musst, erfordert aber auch einiges an Training. Hierbei kann dann aber auch mit Richtungswechseln, Positionen, Tempiwechsel, etc. gearbeitet werden - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.