So, heut Abend hab ich Zeit. Dann will ich mal berichten.
Hast du Fotos von deinen Jungs?
Nicht wirklich - aber sie sehen aus, wie jeder andere Steppenlemming auch. Ich erkenne sie allerdings an ihren Vorlieben und äh... daran, wie dick sie sind. Die beiden, die ich als die zwei dominanten Tiere betrachte, sind zumindest für mich auch nach ein paar Wochen intensiver Bemühungen optisch nicht zu unterscheiden. Ich kann 1 und 2 aber trotzdem einigermassen auseinander halten. 1 zeigt mir gegenüber praktisch keine Angst, ist stets neugierig und kann Kürbiskerne aus der Hand fressen, bis er platzt. Der kommt auch, wenn er merkt, dass ich in der Nähe bin. 2 ist etwas zögerlicher, beisst stets zweimal vom angebotenen Kürbiskern ab und präferiert dann Sonnenblumenkerne. 1 und 2 belagern gerne die Räder - ich hab bei vier Lemmingen drei davon, jeweils ca. 20 cm im Durchmesser, auf einer Seite offen, auf der anderen geschlossen. Da werden die beiden 3 gegenüber auch durchaus ziemlich grantig und territorial. 1 und 2 verstehen sich - soweit ich das beurteilen kann - aber gut. Die sind 'best Buddies' und laufen auch mal zusammen im Rad.
3 kommt (bzw. jetzt, wo sie getrennt sind, kam) eigentlich immer erst, wenn die anderen beiden auch schon draussen waren. 3 nimmt auch gerne Kürbiskerne, ist aber kein so ausgesprochener Nimmersatt wie 1.
4 ist... nun ja, nicht wirklich existent, es sei denn, man hat die schlechte Idee, den Käfig zu reinigen. Er ist der panische Neurotiker und verglichen mit den anderen drei wirklich nur eine halbe Portion. Interessanterweise nahm aber auch der im grössten Stress noch ein Mäulchen voll Kürbiskern.
Und damit mir keiner vorwirft, ich würde die Viecher mästen: so viele Kerne, wie man vielleicht meinen könnte, gibt's hier gar nicht, ich kann die Tierchen aber nur so auseinander halten.
Erstaunlich finde ich ja, dass die Jungs allesamt nicht beissen - also zumindest nicht unmotiviert. Ich versuche ihnen natürlich möglichst wenig Anlass dazu zu geben und wer den Finger anstatt den Kern erwischt, wird mit Entzug bestraft. Trotzdem wundert mich, dass ich bisher beim 'Auf-die-Hand-kletter-' und 'Sich-hochheben-lassen'-Training unversehrt geblieben bin.
Und was mich bei den meisten Gruppenhaltungstieren etwas "nervt" ist die Geschichte mit der Gehegeeinrichtung. Wie war das bei dir, hast du quasi auch Stück für Stück aufgestockt bei der Einrichtung?
Ich mag es bei den Hamstern, das ich da einfach ein schönes Gehege einrichten kann, mit einer Tonne Streu, vielen Versteckmöglichkeiten,... und dann kann ich das neue Tier da einfach reinsetzen und Mensch und Tier sind glücklich.
Bei den Gruppentieren liest man immer wieder, erst ein bisschen Streu und wenig Einrichtung - beobachten, dann etwas mehr,...
Ich denk jedesmal in der Natur haben die unendlich viel Platz, Verstecke,... und verstehen sich doch, wenn sie sich gefunden haben.
In meiner Vorstellungswelt habe ich das Gefühl, irgendwas kann doch nicht stimmen, wenn man da (Gehegegröße, Einrichtung,...) so aufpassen muss.
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Hm. Also das höre ich zum ersten Mal. Ich hatte von meinen diversen Hamstern, Rennmäusen, Chinchillas usw. usf. noch tonnenweise Einrichtungsgegenstände. Wenns sein muss, könnte ich damit problemlos auch noch ein drittes oder gar ein viertes Lemminggehege mit Versteckmöglichkeiten, Etagen und Rädern einrichten...
Bevor die Knaben eingezogen sind, hab ich die Aquarien eingerichtet und fertig. Was sich dann im Laufe der ersten Tage als unpraktisch oder sinnlos erwiesen hat, wurde eben ausgetauscht oder verbessert. Um die Räder haben 1 und 2 gegen 3 (und vielleicht auch 4) dann bald mal was ich als Ressourcen- und Territorialansprüche interpretieren würde, geltend gemacht.
Ich wollte halt kein Einzeltier mehr. Auch wenn ich meine Zwerghamster wirklich wundervoll fand, taten die mir so alleine immer ein bisschen leid. Da wird man doch komisch, auch wenn man ja eigentlich ein Einzelgänger ist. Aber in Freiheit ist doch, wenn man vorher nicht gefressen wurde, auch immer wieder mal wieder Paarungszeit, wo man sich unweigerlich miteinander auseinandersetzen muss. Auch wenn das vielleicht nicht ganz unserer romantischen Idee von Liebe entsprechen mag. Aber alle meine Hamster wurden unbeschreiblich zahm und waren wirklich äusserst an Interaktion und Training interessiert. Die waren genial zum Clickern. (Ja, ich trainier fast alles, was mir irgendwie trainierbar erscheint.)
Immerhin haben die Lemminge in Gefangenschaft noch einander und können so noch eine weitere Komponente ausleben, welche sie in Freiheit auch hätten. Natürlich ist keines unserer Kleintiere für die Haltung gedacht, die wir ihnen bieten. Egal wie gross ein Aquarium sein mag, es wird niemals auch nur annähernd an die Weite herankommen, in der sich ein wildlebender Lemming so bewegt. Ich glaube, dessen müssen wir uns einfach bewusst sein. Ich verstehe auch vollkommen, dass man der Kleintierhaltung gegenüber sehr kritisch eingestellt sein kann.
Vielleicht noch drei Dinge zum Schluss: ich hab jetzt öfters (im Internet und den zwei Büchern, die ich über Lemminge besitze) gelesen, dass die Viecher, ganz im Gegensatz zu Hamstern, nicht riechen sollen. Keine Ahnung woher diese Weisheit kommt: meine Lemminge wissen davon nichts. Ich finde, die riechen genauso (wenig) wie jeder Hamster, den ich hatte. Und ich hatte eigentlich fast ausschliesslich Böcke. Aber ich halte die Gehege halt gern sauber.
Womit wir zum zweiten Punkt kommen: die Sauberkeit. Also die Kerlchen sind Schweinchen: sie pieseln und kötteln jetzt wirklich intensiv überall und dauernd hin. Ich hab mich schon gefragt, ob sie so markieren und bin gespannt, ob sich das jetzt nach der Trennung ändert. Die Schmutzfinken pinkeln und koten wirklich ungeniert überall hin - auch in ihr Wasser, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gibt. Inspiriert von einer kürzlich hier im Forum gehaltenen Diskussion, würde ich ja gerne behaupten, die Lemminge seien die Chinesischen Nackthunde unter den Kleinnagern. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich den Kerlchen Plastikräder spendiert hab. Mein wunderbares Holzrad, welches einen Gold- und zwei Zwerghamster ziemlich unbeschadet überlebt hat, wurde von den Lemming-Ferkeln nun innerhalb ganz weniger Wochen nicht nur rundherum und intensiv angeknabbert, sondern auch dick mit sämtlichen Exkrementen, welche die so Natur hergibt, gepflastert. Die Plastikräder hingegen werden nicht angenagt und sie sind gut zu reinigen. Meine Hamster waren deutlich reinlicher.
Drittens saufen die Viecher überraschend viel. Ich bin wirklich erstaunt, wieviel sie trinken und hab ihnen mittlerweile eine Vogeltränke in die Aquarien gestellt und da exkrementieren sie jetzt zwar fleissig drumherum, können sich aber nicht hineinsetzen und haben trotzdem genügend Wasser für zwei Tage. Mit Nippeltränken hab ich nicht die besten Erfahrungen gemacht.