Hallo zusammen
Ich weiss, es gibt bereits einige Threads zum Thema Leinenagression, doch bin ich mir nicht sicher, ob mein Hund dies aus "reiner Freude am Pöbeln" macht oder weil er verunsichert ist und ich ihm nicht genügend Sicherheit gebe...
Mein Hund, ca. 6-jähriger Dackelmischling aus Ungarn, wohnt nun seit ca. 3/4 Jahr bei mir. Er wurde dort von der Strasse aufgefangen und ins Tierheim gebracht, wo er in einer kleinen Gruppe von kleineren Hunden integriert wurde. Es scheint jedoch, dass er zuvor bereits einmal ein Zuhause hatte, da er Menschen kennt und zutraulich ist. Soviel zu ihm :-)
In den ersten paar Monaten lief alles super mit ihm, doch irgendwann (ich kann nicht mal sagen wann oder wie genau es begonnen hat) begann er an der Leine zu ziehen und zu bellen und knurren, wenn wir anderen Hunden begegneten. Bei grossen Rüden ist es am extremsten. An Weibchen scheint er aber auch kein sexuelles Interesse zu haben (er ist nicht kastriert) und stellt auch dort die Bürste. Bei manchen geht es eher friedlich, bei anderen ist Rambazamba an der Leine.
Gestern waren wir am Abend spazieren und plötzlich war er sehr abgelenkt, hatte die Ohren vorgestellt und begann extrem an der Leine zu ziehen und am Boden zu schnüffeln. Irgendwann fand ich den Grund. Weiter vor uns liefen 2 Landseer, bei denen er ca. eine Woche zuvor bereits ein riesen Theater veranstaltet hatte. Obwohl wir sicher noch 300 Meter von ihnen entfernt den Hügel hinunterliefen, sprang er in die Leine und kläffte sie an. Ich drehte dann um und lief nochmals etwas zurück um die Ecke, bis er sich etwas beruhigt hatte. Normalerweise reagiert er erst im Abstand von ca. 10m so extrem. Meistens fängt es mit starren, sich aufbauen und Rückenhaare nach oben an. Ich versuche dann ihn in der Anfangsphase, wenn er gerade die Hunde erblickt hat, seine Aufmerksamkeit auf mich zu richten und ihn zu mir zu rufen. Er kommt dann auch, holt sein Leckerchen fürs Kommen, dreht sich dann aber gleich wieder um. Wenn wir etwas zur Seite gehen und dor einfach stehen bleiben und warten bis die Hunde an uns vorbei sind, geht es meistens gemässigt. Jedoch ist dies nicht immer möglich. Ich habe nun begonnen ihn erst sitzen zu lassen, bevor es das Leckerli bekommt, aber das klappt nur, wenn er noch nicht zu abgelenkt ist. Wenn ich diese Anfangsphase aber verpasse und er bereits kläfft, gehen wir dann zügig am anderen Hund vorbei. Er kläfft dann aber oft noch weiter und bellt dann in die Luft (wie beim Heulen, nur bellt er) (manchmal sage ich dann "Nein" (sein Abbruchkommando) und dann stopt er auch kurz und fängt dann wieder an. Also lass ich es meistens bleiben) und muss dann unbedingt noch irgendwo markieren. Die Bürste bleibt dann auch noch eine Weile oben.
Interessant ist aber, dass er dieses Verhalten nur in unserem Wohnquartier und im umliegenden Dorf und Wald zeigt. Sind wir in der Stadt unterwegs, oder warten am Hauptbahnhof, wo sehr viele Leute mit Hunden durchlaufen, ist er ein frommes Lamm. Er bemerkt dort die Hunde zwar und beobachtet sie auch interessiert, aber zeigt sonst keinerlei Agression.
Beim Freilaufen klappt es recht gut. Er stellt zwar die Rückenhaare auf und "stolziert" auf den anderen Hund zu (Kopf, Ohren und Bürste oben, Ohren nach vorne), aber nach dem Beschnüffeln geht er dann wieder und knurrt ev. kurz wenn der andere Hund dann bei ihm nochmals schnüffeln will.
Auch wenn wir ältere Herren beim Spazieren begegnen stellt er die Bürste auf. Er kommt mit Männer allgemein nicht sehr gut klar und wenn diese sie auch noch ansprechen bellt er manchmal. Wenn ich die Leute zuerst Grüsse und ihn zu mir rufe, geht es ohne Probleme. Aber auch von anderen fremden Leute lässt sich nur ungern streicheln, egal ob Mann oder Frau. Das finde ich auch in Ordnung und wenn die Leute fragen, achte ich genau auf seine Reaktion. Das selbe Verhalten zeigt er bei Besuch bei uns Zuhause - er bellt zwar, aber dann läuft er ängstich/gebückt herum. Ich begrüsse dann den Besuch und tu so, als ob hier alles in Ordnung ist. Dann kommt er vorsichtig und möchte die Person beschnuppern.
Wichtig ist vielleicht noch, dass er jeweils zu einer Sitterin geht, wenn ich arbeite und anfangs hatte ich meine liebe Mühe eine zuverlässige und vertrauenswürdige Sitterin mit einem guten Umgang mit den Hunden zu finden und er musste daher, glaube ich, auch ein paar unangenehme Situationen alleine / ohne mich bewältigen. :-/ Nun ist er aber an einem tollen Ort untergebracht.
Somit zu meiner Frage:
Er ist also teilweise eher ängstlich und recht sensibel (bei Männer / in der Stadt / bei Besuch), aber dann führt er sich bei den meisten Hunden auf wie ein wildgewordenes Raubtier (wenn wir im gewohnten Umfeld sind). Ich weiss nun aber nicht, ob er nur Pöbeln möchte (ev. auch Revierverhalten?) oder ob er eigentlich unsicher ist. Daher bin ich mir auch nicht sicher, ob ich mit dem Abrufen & Leckerchen die richtige Methode gewählt habe, oder ob ich ihm mehr Sicherheit vermitteln müsste (und wie mache ich das genau?)
Bitte entschuldigt den langen Text! Ich hoffe jemand kann mir weiterhelfen.
Vielen Dank und liebe Grüsse
Kira