Im Prinzip ist es ja so, dass natürlich alles gut gehen kann. Mit einem Welpen, der nur 600 Euro kostet, vom Vermehrer ist und dennoch gesund, wesenstypisch und verträglich, leicht zu erziehen etc. ist. Absolut! Das kann durchaus sein und ich glaube, viele Menschen, die sich einen Hund holen, "hoffen" einfach darauf und verschließen eben die Augen vor den ganzen Eventualitäten, die eintreten könnten.
Ich nehme mich da nicht raus. Ich habe im Jahr 2013 meine Ruby, einen Labrador Retriever, vom Vermehrer gekauft für 500 Euro. Hab sie über Kleinanzeigen online gefunden. Ich habe mir alles schön geredet, was ihre Herkunft anging und tatsächlich hatten wir verhaltenstechnisch und gesundheitlich keine großen Probleme. Gut, gesundheitlich kam dann mit den Jahren doch noch einiges, aber das kann einem tatsächlich mit jedem Hund aus jeder auch noch so guten Zucht passieren. Sie hatte immer wieder Tumore, ihre Analdrüsen mussten entfernt werden (davor mussten sie monatlich entleert werden) und sie wurde kastriert aus gesundheitlichen Gründen im Alter von 4 Jahren.
Vom Verhalten her war sie sehr labbitypisch, keine Aggressionen, viel will to please usw. Also alles in allem hatte ich wirklich großes Glück.
Leider ist sie letztes Jahr mit 9 Jahren verstorben - also recht früh für einen Labrador, der normalerweise so 12-15 werden kann.
Jedenfalls worauf ich hinaus möchte, ist, dass hier im Thread ja auch angesprochen wurde, man müsse nur "wollen" und das Geld wäre nicht so wichtig. Das kann man gern so sehen, tun leider auch sehr viele und holen sich dann einen Hund, ohne wirklich ehrlich zu sich zu sein und tatsächlich diese ganzen Dinge auf dem Schirm zu haben, die im Thread schon zu bedenken gegeben wurden.
Es kann durchaus sein, dass man auch mit einem Vermehrerhund Glück hat, der gesund alt wird und dass er lieb und toll ist. Aber man darf die Augen nicht vor der Realität verschließen, die einen leider nur zu schnell einholen kann. Ich selbst hatte 2018 eine Krebserkrankung. Habe ich damit gerechnet? Absolut nicht, ich war 29! Zum Glück lebe ich nicht in den USA oder einem anderen Land, in dem es keine gesetzlichen Krankenversicherungen gibt, ansonsten wäre ich heute vielleicht gar nicht mehr da. Chemotherapie usw. hat meine Krankenkasse sicherlich einen 5-6 stelligen Betrag gekostet plus die ganzen Nachuntersuchungen.
Mit einem Hund hat man diese Unterstützung nicht, man muss selbst dafür aufkommen. Eine Krankenversicherung (die man natürlich auch monatlich bezahlt, zusätzlich zur Haftpflicht, Steuern usw.) kann sehr gut sein, aber wie hier auch schon geschrieben wurde, kann man da auch gekündigt werden leider und man steht wieder allein da.
Ich persönlich hatte früher auch nie Geld auf der hohen Kante. Definitiv keine 5000 Euro wie hier manche schreiben, was nötig wäre. Aber ich hätte sofort einen Kredit aufgenommen und habe tatsächlich auch immer mal finanzielle Unterstützung (als ich selbst krank war) für meine Hündin in Anspruch genommen. Dafür braucht man aber ein soziales Netz, das einem auch vertraut und weiß, man bezahlt seine Schulden zurück. Meine Eltern, mein Ex Mann und Freunde haben mich wahlweise unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar. Aber das sollte man alles wissen, sich darauf vorbereiten für den worst case. Und wenn man den nicht braucht: Prima.
Jetzt aber nochmal kurz was zu den Vermehrerpreisen bzw. den Welpen von dort. In meinem Fall glaube ich tatsächlich, dass die Mutterhündin es gut hatte dort und die Verkäuferin kein böser Mensch war. Aber wer weiß das schon genau? Und man kann bei solchen Leuten auch nie wissen, ob sie sich an so Dinge halten, die in Zuchtverbänden ganz klar geregelt sind, wie z.B. dass die Hündinnen nur so und so oft gedeckt werden dürfen. Manche Privatleute lassen ihre Hündinnen jede zweite Läufigkeit decken, die produzieren Welpen bis zum Geht-nicht-mehr und alle haben nur die Herzchen in den Augen weil Aww Welpen! Ich möchte so ein System nicht (mehr) unterstützen. Auch im VDH oder anderen Verbänden kann es Scharlatane geben, daher sollte man sich wirklich gut informieren und so eine Beratung in einer Hundeschule vor dem Kauf kann tatsächlich super hilfreich sein für Neulinge!
Meine jetzige Hündin ist aus einer VDH Zucht und hat leider dennoch gesundheitliche Probleme mit der Haut, Allergien, Ohrenentzündungen usw. Wir haben bereits viel Geld beim Tierarzt gelassen, auch wenn es immer nur kleinere Beträge waren. Aber 1-2 Mal im Monat 50- 100 Euro läppern sich eben auch... Ich bin wirklich froh eine Krankenversicherung für Iloy abgeschlossen zu haben, bisher wurde da fast alles übernommen.
Kurzes EDIT: Hier ist natürlich auch wichtig, dass man sich mit der Rasse, die man sich wünscht, auseinander setzt. Nicht nur vom Wesen her, optisch, Pflege usw. Sondern auch, welche gesundheitlichen Probleme kann die Rasse mit sich bringen? Mir war bewusst, dass Dalmatiner zu den Hautproblemen neigen. Man hofft natürlich trotzdem, dass man selbst und der eigene Hund Glück hat. Ob ich nochmal einen Dalmatiner nehmen würde, weiß ich, ehrlich gesagt, gar nicht. Sie ist so toll vom Wesen her. Aber die Problematiken mit der Gesundheit kann ich einfach nicht schönreden.
Und nun möchte ich zum Abschluss noch sagen: Danke, dass du so verantwortungsvoll mit dem Thema umgehst. Viele sind eben so drauf, dass sie einfach einen Hund wollen und bei Anderen sieht das ja auch immer so easy aus. Aber WIE der Hund bei den Menschen lebt, weiß man nicht. Ich empfehle da auch den Instagram Account einer DF Userin ( Fuchshexchen ) , die Hundefriseurin ist. Sie sieht das Alltagsleid dieser Hunde, was man als Außenstehender oft gar nicht sieht. Viele Menschen schei**** auf die Gesundheit ihrer Tiere und man sieht es den Tieren aber leider nicht an.