Die meisten Deiner Fragen, sind nicht pauschal zu beantworten - von daher beschränke ich mich nur auf meinen Kommentar zu der Folgenden:
Zitat- Was müssen wir ganz genau (!) beachten?
Ich kenne nur einen Rottweiler näher (andere nur aus begründeter Entfernung und begründeter Anleinung), weil er wirklich der beliebteste Spielgefährte meines Labradors ist und wenn die beiden Rüden zusammen spielen dürfen, vergessen sie die Welt (samt Halter) um sich herum. Ein wahres Liebespaar ... lach. Bin schon sehr gespannt, ob es immer so bleiben wird - man hört ja oft, dass gerade Rüden, im zweiten bis dritten Lebensjahr ihr Verhältnis zu Artgenossen, insbesondere Rüden, sehr verändern können.
Der Rotti Sam ist jetzt 13 Monate alt und im Verhältnis zu unserem fast einjährigen Labbi ein Riese mit seinen 43 Kilo - wobei er noch zu den kleineren Vertretern gehört, es soll Linien geben, die locker 60, 70 Kilo und mehr als männliches ausgewachsenes Tier auf die Waage bringen ...
Mein Mann favorisierte bei der Hundwahl auch einen Rotti - doch, ganz unabhängig von der "kritischen" Rasse, war mir das einfach zu viel Hund - der wiegt ja unter Umständen irgendwann mehr als ich .... und als Ersthundebesitzerin mit zwar viel theoretischem Wissen aber wenig bis keiner praktischen Erfahrung, hab ich mir einfach nicht zugetraut, eine solch mächtige und selbstbewusste Rasse von Anfang an so gut und so richtig zu erziehen, dass ich ihn auch wirklich zuverlässig im Griff behalte, schließlich bin ich die meiste Zeit mit diesem Hund zusammen. Körperlich wäre das gar nicht möglich, also müsste der Hund recht schnell quasi 100% gehorsam sein ...
Eine gezielte Ausbildung von Anfang an (vielleicht als Schutzhund?) wäre wohl sinnvoll, um das natürliche Potential von einem Rottweiler gezielt zu fördern und dadurch entsprechend kontrollieren zu können.
Ich beobachte bei Sam immer wieder und immer öfter ein schon recht aggressives Verhalten gegenüber fremden Rüden - da sieht man nur noch Zähne, sein lautes Bellen geht in Richtung fletschend und ehrlich gesagt, er macht mir dann richtig Angst und ich bin sehr froh, dass er meinen Labbi Ches liebt ... Sams Frauchen hängt schwer in den Seilen in solchen Situationen und hat schon richtig Mühe, ihn an der Leine zu halten, sollte sie ihn den rechtzeitig erwischen und anleinen. Im Freilauf und unvorhergesehenen Hundebegegnungen war es teils schon recht knapp eskalierende Situationen zu vermeiden, vor allem dann, wenn die andere Seite ähnlich ungelassen wie Sam reagierte ... oder sich allzusehr für unseren Ches interessierte - das geht nun mal gar nicht. Sam reagiert überaus eifersüchtig und scheut sich nicht, selbst kleine freundlich sich nähernde Hunde im Ansatz wegzubeißen ... Für seine Halter interessiert er sich in dem Zusammenhang recht wenig, so von wegen Halterschutzambitionen ...
Im Haus, im Büro und auf dem Hundeplatz hört Sam übrigens mittlerweile recht gut, aber draußen bei Hundebegnungen ... puh. Leider hatte Sam seit Welpe nicht regelmäßig die Möglichkeit im Freilauf ein faires und gelassenes Verhalten gegenüber Artgenossen zu lernen, wurde demzufolge auch nicht von Anfang an bei Hundebegegnungen entsprechend korrigiert und geleitet, wenn er sich falsch verhielt. Beide Besitzer arbeiten ganztägig, nehmen zwar abwechselnd den Hund mit zur Arbeit, aber hatten und haben eben vor und nach der Arbeit nicht immer Lust noch ein zwei Stunden loszuziehen und Sam den vielfältigsten Situationen, auch solche mit fremden Hunden (egal ob mit oder ohne Leine), auszusetzen, um seine rassebedingt geringe Reizschwelle in die richtigen Bahnen zu lenken. Und mehr als einmal die Woche "normale" Hundeschule ist zeitlich auch nicht drin ... also auch keine richtige Ausbildung in einer geeigneten Sparte.
Was ich damit sagen will? Ein Rotti gehört wirklich gut erzogen - und zwar in allen üblichen alltäglichen Lebenssituationen, darüber muss man sich wirklich ernsthaft klar sein. Und das kostet gerade in den ersten ein zwei Jahren richtig viel Zeit und die kluge Auswahl der richtigen Hundeschule und den richtigen Trainern - eine Pillepalle-Hundeschule kann das nicht leisten.
Selbst ein nur im Ansatz aggressives Verhalten gegenüber Mensch und Tier kann bei einem solch starken und mutigen Hund recht schnell zu einem großen Problem werden. Nicht umsonst müssen gerade bestimmte Rassen oft irgendwann abgegeben werden, weil ihre Besitzer einfach überfordert sind und nicht mehr klar kommen und die Umwelt sich fürchtet.
Ich fände es sehr schlimm, wenn andere Angst vor meinem Hund hätten und ich nur noch an der Leine mit ihm unterwegs sein könnte oder noch schlimmer, er nur noch im heimischen Umfeld bleiben kann, weil an der Leine nicht mehr beherrschbar.
Ich fürchte auch für Sam, dass es irgendwann so weit kommen wird. Obwohl seine Besitzer ihn wirklich lieben und immer um sich herum haben möchten und es ihm im Grunde an nichts fehlt. Er ist bildschön, ja - aber ich bin im Nachhinein heilfroh, dass wir uns nicht für diese Rasse entschieden haben, dafür fehlt mir einfach die konsequente starke Hand, die manche Rassen noch mehr brauchen, als andere ... manche Rassen sind eben nicht "nur" Hunde, sondern können zu Waffen werden - gezielt oder aber aus eigenen Stücken und dann wirds richtig kritisch ... Bei meinem Labbi muss ich keine Angst haben, dass er Mensch oder Tier beißt, auch wenn er sich (noch) nicht zuverlässig aus jeder Situation abrufen lässt, und darüber bin ich wirklich froh, denn ich gönne meinem Hund gerne Freilauf und unkompliziere Sozialkontakte, wo immer dies verkehrstechnisch gefahrlos und ohne Belästigung für andere Menschen möglich ist.
Ich will die Rasse Rottweiler nicht schlechtreden, gar nicht, denn es sind wirklich außergewöhnlich schöne und stolze Hunde - aber ich glaube, dass ist wirklich keine Rasse für Jedermann und nur für Leute, die sich zeitlich und gewissenhaft auf die richtige Erziehung und Führung einlassen können und denen wirklich bewusst ist, dass sie nur mit einer ordentlichen Erziehung, ausreichender Sozialisierung mit Artgenossen und einer gezielten Ausbildung den Grundstein für die sichere und schöne Zukunft ihres Hundes legen.
Was mich ansonsten noch ein bisschen nachdenklich macht, ist, dass der TS und seine Schwester "so schnell wie möglich" (in wenigen Tagen beginnt ja die Arbeitspause der Schwester) einen Hund haben wollen. Einen Rassehund, egal welcher Rasse, kauft man nach meiner persönlichen Meinung, nicht bei dem Züchter, der gerade einen Welpen zu vergeben hat, sondern vor allem dort, wo man sicher sein kann, dass nicht nur die Zucht/Aufzucht stimmt, sondern auch die Elterntiere aus gesunden wesensfesten Linien stammen ... Das heißt in der Regel unterm Strich: informieren, forschen, mehrere Züchter besuchen, sich ein Bild machen, eine Entscheidung treffen und dann wartet man auf die Geburt "seines" Welpen, vielleicht auch mal ein Jahr, wenn der ersehnte Wurf nicht entsprechend ausfällt ...
Sorry TS, wenn ich eigentlich nicht auf Deine Fragen eingegangen bin, sondern nur meinen Gedanken bezüglich Deines Plans freien Lauf ließ ... Freilauf ist halt was schönes und sehr wertvolles ...