Hallo Schokokaira,
na wenn das keine Begrüßung ist ....herzlich willkommen ....gib deinen Hund ab....tschüss
Also als erstes würde ich mir ein dickes Fell zulegen.
Der Vorteil den du hast ist der, das DU an deiner Einstellung und an deinem Verhalten arbeiten kannst, was bedeutet, dass du dich ändern kannst ...vielleicht in jemanden den dein Hund ganz toll findet.
Hast du schon einmal einen Hundetrainer in deiner Nähe (nötigenfalls auch etwas weiter entfernt) aufgesucht? Falls ja, war es in der Zeit besser od. was hat er gesagt - hattest du den Eindruck das er kompetent war? Die bringen mitunter nicht immer Heil und Segen, aber meistens ist es so, dass man Fehler die man im Umgang mit dem Hund macht bei sich selbst nicht wirklich wahrnimmt, weil sie einem einfach im Charakter verwurzelt sind.
Ich war mal mit einer Frau unterwegs, die sich darüber wunderte, dass mein Hund an der Leine so perfekt neben mir läuft, sich nach meinem Rhythmus richtet, stehenbleibt wenn ich stehenbleibe, sich ohne Wort von mir ausruht wenn ich mich unterhalte usw. und fragte was ich gemacht habe.
Ich habe ihr erklärt, dass es eigentlich nicht daran liegt was ich gemacht habe, sondern, dass ich dem Hund lediglich vermittel, dass wir nicht vernünftig laufen können wenn wir das nicht zusammen tun und dass die Leine für ihn keine Begrenzung, sondern in erster Linie eine Garantie meinerseits für ihn ist, dass er sich keiner Situation stellen muss, die er nicht mag od. auszuhalten im stande ist. Zur Leinenführigkeit gehört unbedingt, dass ich mich von ihm nicht zu irgendwelchen Schnupperstellen ziehen lasse - das ist keine momentane Erscheinung sondern fester Teil unserer Art zu gehen. Ihrer zog unglaublich, sodass ich es gar nicht mit ansehen wollte. Also erklärte ihr wie sie es zu besserer Leinenführigkeit schaffen könnte (weil sie gefragt hat) und das dieses nur durch Konsequenz zu erreichen ist. Für ca. 1 min. hat sie es sich gemerkt. Als wir anfingen uns zu unterhalten ließ sie den Hund wieder ziehen Ich:" Du lässt ihn wieder ziehen!" Sie:"Ach, hab ich jetzt gar nicht drauf geachtet!"
Ich hoffe du verstehst was ich meine - solche Dinge stecken einfach in einem drin, das kann man mit einem Ratschlag übers Netz nicht vermittelt bekommen und auch auf diesem Weg nicht ändern (du kannst ja nur das ändern, was du bewusst bei dir wahrnimmst), sondern oft nur durch jemanden der dich im Umgang MIT deinem Hund beurteilen kann (und der auch genügend Erfahrung hat, das richtig zu bewerten).
An der Leine setze ich meinen Hund keiner unliebsamen Situation aus ....KOSTE ES WAS ES WOLLE!
Da wird er nicht beschnuppert, ich begrenze nicht seine Möglichkeit wegzulaufen, sondern ich vermittele ihm das er genau deshalb weil die Leine dran ist nichts zu befürchten haben muss - die Leine bleibt locker und er neben mir - ohne dafür ein Kommando zu benutzen. Evtl. übst du ihn hinter dir zu halten (aber dabei bitte nicht in panische Hektik verfallen!) wenn andere Hunde auf euch zukommen - meiner bleibt zwar neben mir, aber der weiß auch das ich an der Leine alles kläre.....aber ich habe ihn eben auch als Welpen bekommen.
Zumindest würde ich ihn auf der dem herannahendem Hund abgewandten Seite laufen lassen. Dem Besitzer des anderen Hundes würde ich sagen, dass deiner keinen Kontakt an der Leine haben soll (zur Not sag "Er hat Flöhe!") und dass DU das nicht wünscht. Also Hund an der Leine kommt nicht zu deinem Hund. Hund ohne Leine würde ich blocken ....zumindest würde ich ihm klarmachen dass er keine Chance hat zu mir zu kommen und dass ich recht ungemütlich werden kann (nicht durch schreien!!! - denke an deinen Hund!).... - ist er durch seinen HF nicht abrufbar kommt die Wasserflasche zum Einsatz (habe ich noch nie gebraucht, aber trotzdem immer im halboffenen Rucksack).
Sicherlich hat dein Hund schon eine Vorgeschichte und reichlich Erfahrungen gemacht, die du und auch andere nicht wissen können. War er z.B. in Spanien in einer Touristengegend unterwegs? Gehörte Betteln zum Tagesgeschäft? War das die Story seines Erfolges?
Dass er bei dem Kontakt mit anderen aufgeregter ist würde ich nicht unbedingt als niederschmetternd bewerten.
Als uns früher meine Mutter besuchen kam waren unsere Kinder meistens ganz aus dem Häuschen. Die hatte immer eine Überraschung dabei und die beiden gaben keine Ruhe bis sie wußten was es war. Wir waren immer greifbar - ich glaube die mögen uns trotzdem
Was allerdings wirklich wichtig ist, das ist meiner Meinung nach die Einstellung zum Hund. Ich würde versuchen nicht STÄNDIG den Gedanken in mir zu tragen dass ich den Hund schützen muss wenn jetzt diese od. jene Situation kommt, sondern ich würde jede Situation auf mich zukommen lassen und dann entschlossen handeln.
Unsicherheit, Unentschlossenheit, Zögern ....werden von einem Hund ebenso wahrgenommen wie die meisten anderen deiner Gefühle. Das hat auch nicht nur etwas mit deiner Mimik, deinen Gesten od. gar deiner Stimme zutun sondern - und das wird gerade im Umgang mit einem Tier, dass in erster Linie in einer Geruchswelt lebt viel zuwenig bedacht - auch mit deinem Geruch! Es gilt als sicher, das zumindest die meisten unserer Emotionen (Trauer, Wut, Angst, Freude...) von Pheromonen begleitet werden - die Hunde ohne Probleme riechen und unterscheiden können und sehr wohl durch Verknüpfung zuordnen können. Also zu sagen:"Ich tue mal so als sei ich jetzt nicht nervös...!" funktioniert unter diesem Aspekt nur sehr schlecht - der Hund der mit dir zusammenlebt weiß diese Botenstoffe locker von deinem sonstigen Individualgeruch zu unterscheiden.
Also solltest du auch an deiner inneren Einstellung arbeiten. Sorry aber der Text läuft mir gerade wieder einmal aus dem Ruder...das wird zuuuuuul lang Die innere Sicherheit erhälst du durch Erfolgserlebnisse ....ist also irgndwie ein Teufelskreis.
Zu dem Thema "Der Hund sucht besser SEINE Menschen aus". Ich kannte ein Paar die hatten einen großen Garten, wünschten sich sehnlichst einen Hund und gingen nach langer Überlegung ins Tierheim.
Sie fanden einen der fühlte sich offensichtlich direkt zu ihnen hingezogen. Man sah regelrecht, dass der Hund wirklich einen besonderen Draht zu Ihnen hatte und in der ersten Zeit auch recht leicht zu führen war.
Nach ca. einem halben Jahr - ich weiß nicht ob es das schwindende Interesse der Besitzer war, od. ob es daran lag dass der Hund ein/zwei Dinge gemacht hat die den Besitzern nicht gefielen od. peinlich waren od. beides - wurden die Spaziergänge kürzer, der Hund verbrachte mehr und mehr Zeit im Haus , günstigstenfalls allein im Garten. Da sitzt er wohl heute noch der arme Tropf und hat sich leider die falschen Leute ausgesucht.
Eine Garantie gibt es doch niemals - nicht für den Hund und ebenso auch nicht für den Menschen. Aber die TS erkennt doch offensichtlich, das Änderungsbedarf besteht und versucht sich hier Rat zu holen. Wenn sie den Hund abgibt, gibt ihr dann hier im Forum irgendeiner die Garantie, dass der Hund es dadurch später besser hat? Nicht die Bohne...er würde nur in eine ungewisse Zukunft weitergereicht werden!
Ich muss jetzt leider Schluss machen ....muss mich jetzt um meinen Hund kümmern
Sorry falls du inzwischen schon einige Ratschläge bekommen hast die sich mit meinen überschneiden - habe halt ziemlich lange geschrieben.
Tschüss und viel Erfolg
Ralf