Hallo,
unser jüngster Sohn leidet bzw. litt sehr (mittlerweile 17 und kann sich selbst und seine Beziehung zu seinem Umfeld deutlich besser einschätzen ...meistens ) unter einem leichten Autismus, was ihm die Kontaktaufnahme insbesondere zu etwa Gleichaltrigen erheblich erschwert hat - anhaltende Freundschaften kamen und kommen also quasi nicht zustande. Dazu kam noch dass er, als er jünger war, dermaßen Angst vor Hunden hatte, dass er schon bei einer evtl. bevorstehenden Begegnung mit einem Hund die Strassenseite wechselte. Unser Hund war ein echter Glücksfall für ihn und unser Sohn hängt sehr an ihm. Angst vor Hunden gibt es nicht mehr und die Kontakte die er dadurch zu Erwachsenen bekommt, denen er (!) hier in der Nähe ab und zu begegnet (ebenfalls Hundebesitzer die er so bei seiner Gassirunde trifft) helfen ihm auch sehr mehr Selbstsicherheit zu entwickeln. Inwiefern der Hund nun insgesamt zu seiner Gesamtentwicklung beigetragen hat lässt sich natürlich nur schwer präzisieren. Soviel aber zunächt zu den extrem positiven Dingen.
ABER - den Hund haben wir uns NICHT in erster Linie wegen unseres Sohnes angeschafft (und auch nicht FÜR ihn) sondern ich war in diesem Fall die treibende Kraft, weil es sich für mich durch eine Veränderung unserer Lebensumstände so ergeben hat, das wir ihn uns endlich leisten konnten (nicht nur finanziell sondern auch und ganz besonders zeitlich). Ich wollte schon als kleines Kind immer einen Hund haben, was mir aber stets verwehrt blieb - mein Bruder, einige Verwandte und einige unserer Bekannten hatten immer schon Hunde mit denen ich auch schon früh umgegangen bin und habe mich im Grunde genommen 45 Jahre darauf gefreut endlich einen eigenen Hund haben zu dürfen - nicht nur einen mit dem ich mal etwas unternehmen durfte sondern einen der Teil meines Lebens sein sollte. Wie gesagt das wollte in erster Linie ICH!
Für meinen Sohn hatte es SEHR positive Nebeneffekte, aber die kommen nicht von alleine und sowas kann auch derbe in die Buxe gehen. Wie gesagt hatte unser Sohn keinen großartigen Kontakt zu Gleichaltrigen und war hauptsächlich "unter sich". Der Hund war sofort Teil der Familie (als "Familienmitglied" wurde er auch angeschafft und findet auch als solches hier Berücksichtigung) und wir mussten SEHR darauf achten, dass der Sohn ihn nicht als "Knubbelobjekt" missbrauchte. Menschen sind natürlich soziale Wesen und die Suche nach Zuwendung, nach einem "Freund" ist ihm normalerweise wichtig - das trifft auf Kinder ganz besonders. Nur ....ein Hund IST KEIN MENSCH! Und einem Kind ist es mitunter nur schwer zu erklären, das der Hund auch nicht wie ein Mensch behandelt werden darf und das auch nicht versteht - sonst wird aus dem besten Freund sehr schnell...der größte Feind! Nicht jeder Hund möchte gerne in den Schwitzkasten genommen, gedrückt od auf die Nase geküsst werden ...und manche wehren sich dagegen - zurecht, denn sie haben Ansprüche auf eine Behandlung die IHREM Wesen entspricht, haben eine Seele und Charakter, was sie nicht unbedingt beliebig formbar macht - und das alles entspricht halt manchmal nicht dem was man sich so gewünscht und vorgestellt hat. WAS DANN?
Unser Hund ist ziemlich gut ausgelastet, weil ich sehr viel mit ihm unternehme. Ich sagte ja schon, dass sich unsere Lebensumstände geändert haben. So bin ich mehrere Stunden am Tag mit dem Hund unterwegs. Und wenn ich nicht unterwegs bin, dann erweitere ich meine Kenntnisse über Hunde - ICH fröhne MEINER Leidenschaft....und unser Sohn - unsere Familie - profitiert davon.
Einmal am Tag geht mein Sohn mit ihm Gassi (IMMER pünktlicht zur gleichen Zeit ....sagte ich schon, dass er unter leichtem Autismus leidet ... wirkt sich übrigens auch positiv auf die Erziehung des Hundes, insbesondere auf das Erlernen der Leinenführigkeit aus ). Das ist seine Aufgabe. Würde er diese aber nicht wahrnehmen, dann würde ich mich FREUEN, auch diese Zeit mit meinem Hund verbringen zu können - er wäre mir NIE eine Last.
Die Entscheidung einen Hund aufzunehmen sollte meiner Meinung nach zunächst ein Herzenswunsch von demjenigen sein, der auch bereit ist ALLE Konsequenzen dieser Entscheidung zu überblicken und auch zu tragen (das kann ein Kind nicht - können ja oft nicht mal Erwachsene!). Dann muss man überlegen ob man wirklich bereit ist sein Leben darauf einzustellen, dass sich viele Dinge ändern (womöglich anderes Auto, Verhaltensänderungen, Zeitplan, Aneignen von Wissen über Hunde im Allgemeinen, Platz bereitstellen, Hundehaare in der Wohnung, Verwandte die Angst vor Hunden haben (Besuch) ...uvm die Liste ist mitunter echt lang).
Zu dem Mix kann ich dir nicht viel sagen, aber ein Hund kann unabhängig von seiner Größe und Rasse immer eine "Wundertüte" sein. Verhalten kann man, wie ich schon sagte - nicht wie bei einer Maschine - so hinbiegen wie man es immer möchte. So ein Tier macht Erfahrungen, die seinen Charakter formen und auch dann irgendwie einen Weg vorgeben den du so evtl. gar nicht gehen wolltest. Also würde ich mir zuerst die Frage stellen:"Will ICH einen Hund und bin ICH bereit ihn nötigenfalls alleine zu versorgen?"
Aber großes Lob, dass du hier nachfragst, BEVOR du ein Tier zu dir holst und dann womöglich feststellen musst, dass es die falsche Entscheidung war - leider sind die Tierheime voll mit Hunden deren ehemaligen Halter sich nicht solche Gedanken gemacht haben!
Dass es eine echte Bereicherung sein kann einen Hund zu haben - hatte ich ja schon gesagt. Für mich hat sich die lange Wartezeit von über 40 Jahren absolut gelohnt ...und für meinen besten Freund auch
Tschüss und ein gutes Händchen wünsche ich dir...
Ralf
P.S.: wooni - Warum hast du dir deinen Hund geholt?