Hallo,
ich finde es ebenfalls wichtig SEINEN Weg im Umgang mit SEINEM Hund zu finden. Finde es auch nur wenig verwunderlich, dass es eine zunehmende Zahl von Hundeverstehern gibt - offensichtlich gibt es ja auch eine zunehmende Zahl von Hilfesuchenden (gar Verzweifelten - damit meine ich wirklich nicht dich, aber die Leute, die in diesen Sendungen von CM, MR, MN ....gezeigt werden scheinen es oft zu sein). Ich werde immer dann skeptisch, wenn Leute behaupten, den allwissenden Geist mit dem Füllhorn ausschütten zu können, die einzige Wahrheit auf dem Weg zum erfolgreichen Hundeführer zu kennen. Sie zeigen oft nur einen sehr kurzen Ausschnitt aus dem Leben irgendeines Hundes mit irgendeinem Menschen und von beiden weiß man gar nichts - nicht die Vorgeschichte des Hundes, nichts vom Charakter des Halters - man sieht nur Fetzen ....sonst nichts - daraus auf die Qualität eines Trainers zu schließen halte ich für schwierig. Aber natürlich muss jeder selbst wissen was er macht - jeder muss ja auch mit SEINEM Hund leben...nicht die anderen ...und auch nicht der Trainer!
Bedenklich ...ja sogar UNSERIÖS finde ich es aber, wenn Trainer ihre Philosophie als "aus dem Tierreich entnommen" verkaufen!!! Sehr viele Behauptungen und Vergleiche (die oft die Grundlage dieser "Philosophie bilden) halten doch einer tatsächlichen Untersuchung nicht stand, lassen sich nicht beweisen, haben nicht mit tatsächlichen Forschungsergebnissen zutun und stellen sich nicht selten als eben nur leicht verkäuflich dar, weil es so selbsterklärend scheint.
Ein Mensch hat nicht die geringsten Chancen mit einem Hund, einem Wolf od. einem Aal auf deren Weise zu kommunizieren. Ein lang ersehnter Menschheitstraum, aber ich befürchte die Geschichten von Doctor Dolittle und so sind lediglich schön anzuschauen ...funktionieren aber nicht, auch wenn man es sich noch so sehr wünscht.
Gerade das Ignorieren wird immer wieder gerne genommen.
Eine Frage die mich selbst beschäftigt:Bei welchen Gelegenheiten ignorieren denn Hunde ihre Welpen, um sie damit STRAFEN od. um ihnen etwas damit beizubringen? Würde mich wirklich sehr interessieren. Falls es darüber auch Erkenntnisse in der Wolfsforschung gibt würden auch diese mich interessieren (obwohl ich den Vergleich Hund/Wolf in vielerlei Hinsicht - so auch in dieser - unangebracht finde).
Auch den Alphawurf den gerade CM immer wieder gerne praktiziert würde ich in der Form auch gerne bei Wölfen und auch Hunden sehen - gibts da was auf Youtube? Also nicht den wo sich der rangniedrige Wolf freiwillig zur Seite legt - sondern wo er von einem anderen Wolf umgedreht und mit den Pfoten gewaltsam festgehalten wird :D. Was immer man da gesehen hat auf den Hund zu übertragen halte ich für die nächste Stufe der Selbstüberschätzung.
Dass unsere olfaktorische Wahrnehmung gegenüber der eines Hundes gleich NULL ist ist zwar bekannt - wird aber gerne ignoriert (ups, vielleicht ist das ja mit Ignorieren gemeint ). Hunde kommunizieren aber sehr wahrscheinlich in erster Linie auf dieser Basis - tja ...Ende mit innerartlicher Kommunikation....! Er kann meine Gefühle quasi riechen ....ich mir seine nicht mal richtig vorstellen! DAS was ihm am wichtigsten ist - ist mir absolut unmöglich. Also bleiben nur Hilfsmittel um miteinander zu kommunizieren - um überhaupt irgendeinen Weg zu finden sich zu verständigen. Da ich glaube der Intelligentere von uns beiden zu sein (ob das immer sooo ist... :D) bleibt mir nur meinen Hund zu beobachten und zu versuchen mir seine Welt vorzustellen - umgekehrt wird es IHM nur schlecht möglich sein sich in die meine zu versetzen. Also versuche ich soviel wie möglich über seine Fähigkeiten, seine Anatomie, seine Wahrnehmung, Verhaltensforschung einfach alles was ihn ausmacht herauszufinden. DAS findet sich leider seltener in Büchern von Trainern (warum bloß?) als in Büchern und Aufsätzen von Leuten die sich mit der Erforschung dieser Tiere befassen.
Da ich bisher noch nicht beobachten konnte dass ein Hund der meinem Hund Schaden zufügen wollte od. ihn kräftig bedroht hat anschließend zu seinem besten Freund geworden ist, dachte ich mir:" ...kann nicht verkehrt sein wenn ich das auch nicht mache."
Um Grenzen setzen zu können, sollte man meiner Meinung nach zunächst mal signalisieren, dass es Möglichkeiten der Kommunikation gibt. Das ergibt sich z.B. im gemeinsamen "Spiel". Auch in dem man kleinere "Abenteuer" mit dem Hund erlebt (gibts ja in jedem Alter genug) und bewältigt. Zeigt, dass man nicht eine der Bedrohungen ist, sondern im Gegenteil mit "Bedrohungen" umgehen kann und unklare Situationen klärt.
Kontaktaufnahme "belohne" ich auch jetzt noch damit, dass ich meinem Hund zeige, dass ich es zur Kenntnis genommen habe - ich reagiere auch darauf ...ablehnend od. zustimmend - beides muss akzeptiert werden ...aber IGNORIEREN würde ich sie sicher nicht. Auch dadurch lerne ich MEINEN Hund kennen, seine Stärken und Schwächen und kann mit ihm arbeiten, weil ich genau DIESE im Umgang mit ihm berücksichtigen kann (sollte ich DAS einem Fremden überlassen?). Natürlich letztendlich muss jeder selbst entscheiden in welchem Verhältnis er zu seinem Hund stehen möchte. Funktionieren tut vieles. Man kann z.B. auch dauernd strafen und die Strafe nur aussetzen wenn er etwas macht was dem Besitzer gefällt - das sollte eigentlich auch funktionieren (habs noch nicht probiert). Ist nicht jedermanns Sache ..aber wems gefällt...! Ich denke jeder muss sich SEINE Philosophie schaffen und danach handeln und nicht die eines anderen bedingungslos übernehmen.
Sorry, dass der Text wieder mal sooo lang wurde!
Tschüss und viele Grüße
Ralf