Hallo,
sorry dass ich mich jetzt erst wieder melden kann!
Besser als Schopenhauer hätte ich es wirklich nicht erklären können - ich glaube nicht mal so
Die innere Einstellung ist wichtig! Und Zeit sollte keine bzw. nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Mittlerweile kommt es bei meinem nicht mehr vor, aber ich bin mit ihm manchmal über eine Fläche von 2-3qm nicht hinausgekommen. DER Moment in dem er vorgeht ist DER Moment in dem er aus dem Rhythmus kommt. Das kann Richtungswechsel, stehenbleiben, ein Stupser ....sein. Er wird das unangenehm finden!
Dass er nicht das macht, was man sich vorstellt kann man ihm ja nicht mit Worten sagen. Also muss man es ihm zeigen - er merkt es daran, dass ihn dieses Verhalten nicht zum Ziel führt. Um zum Ziel zu kommen macht mein Hund nicht die Dinge die nach menschlicher Einschätzung logisch sind, sondern die Dinge die nötig sind um an dieses Ziel zu kommen ...den Sinn dieser Dinge wird er wohl nie verstehen - kann und muss er auch nicht. Er macht es weil es NICHT anders vorwärtsgeht! Wenn er dafür einen Meter vorlaufen müsste und dann 80cm zurück würde er auch DAS machen, auch an der Leine ziehen würde er, wenn er glaubt - ja sogar weiss - dass das der zielführende Weg ist - macht nach seinem Verständnis wohl genauso viel Sinn wie in Zeitlupe neben mir herzulaufen (wenn er denn dadurch auch meistens ans Ziel kommt). ICH suche mir aus auf welches Verhalten ich mit - in seinem Sinne - "vernünfigem" Weiterlaufen reagiere. Ist er neben mir gehts in "seine" ursprüngliche Richtung weiter. Geht er vor drehe ich ab. Der (mitunter sehr kurze) Moment in dem er dann neben mir ist ist der in dem ich seine ursprüngliche Richtung wieder einschlage. Er sollte also lernen:"Irgendwie läuft es für mich entspannter wenn ich neben dem Typen mit der Leine bleibe, dann ist die Chance mein Ziel zu erreichen deutlich höher als anders...!"
Wenn der Hund noch sehr jung und auf alle möglichen Reize reagiert od. ein Trieb sehr ausgeprägt ist (z.B. der Sexualtrieb in ihm regiert) dann ist es schwieriger und dauert eben mitunter länger. Die innere Einstellung hilft aber gewaltig! Wer hartnäckiger ist der wird gewinnen. Bei manchen Paaren ist das der HF ...bei anderen der Hund ;). Mir war von Anfang an klar:" ...und wenn du 20 Jahre alt wirst, dann werden wir 20 Jahre üben dass du an lockerer Leine neben mir läufst - da gibt es keine Alternative!" Meiner ist jetzt erst 3 und er läuft schon seit längerem an der Leine neben mir, diese Art zu laufen ist also generalisiert. Nur selten geht mal der Gaul mit ihm durch und er versucht vorzugehen. Dann läuft es eben wieder wie gehabt ...geht er an mir vorbei wird es "unangenehm". Und dieses "richtungslose" laufen - weg vom Objekt der Begierde, die ständigen, schnellen Richtungswechsel SIND auf jeden Fall unangenehm. Oh Gott...wenn ich einmal anfange zu schreiben...
Ich war letztens mit dem Hund meines Nachbarn unterwegs. Der kommt aus Spanien (..also der Hund), ist geschätzte 10 Jahre alt und hat ca. 9,5 davon auf Spaniens Strassen verbracht. Für den ist der HF so interessant wie ein Fernseher bei Stromausfall - schlicht nicht vorhanden. Mein Bekannter lässt ihn vorlaufen, sich ziehen und der Hund geht und bleibt stehen wie es ihm gefällt ...und die beiden kommen anscheinend damit auch ganz gut klar (muss ja auch jeder selber wissen). DAS kommt bei mir nicht in Frage ...auch nicht, wenn ich nur einmal an zwei Tagen mittags mit ihm rausgehen sollte. Ist einfach ein Reflex. Als wir also losgingen haben wir beide gestaunt ...er aber mehr als ich. Wir waren noch keine 2 Meter unterwegs ...da standen wir schon. Er zog unbeeindruckt nach vorne ...wie eine Lokomotive! Wenn er hätte sprechen können hätte er sicherlich nach hinten gerufen:"Ey, Hilfskraft - schau mal nach ...ich glaub wir hängen da irgendwo fest...! Kann doch nicht so schwer sein vernünftig an der Leine zu laufen ...einfach nur mir nach ...ich zeig dir schon wie es weitergeht!" Hat aber auch nicht geschaut - nicht mal was da los ist - einfach nur ziehend in der Leine gehangen.
Habs genau so gemacht wie Schopenhauer es beschrieben hat (und wie ich es auch schon mit meinem gemacht habe) und es war SEHR anstrengend für uns beide. Die Richtungswechsel und sein Dickkopf haben ihm sehr zuschaffen gemacht. Auf halber Strecke hing ihm schon die Zunge aus dem Hals und mir lief der Schweiss ...war wohl sehr erschöpfend. Aufmerksamkeit zu bekommen war zunächst absolute Illusion. Die ganz seltenen und kleinen Momente in denen er mal geschaut hat habe ich SOFORT zur Kommunikation genutzt (körperlich - nicht auf ihn eingesprochen ...spreche ohnehin kein Spanisch ) und ihm ein kleines Leckerchen gegeben. Es wurde ein ziemlich langer Spaziergang an dessen Ende er halbwegs an lockerer Leine neben mir lief - super und ideal ist anders aber es ging. Abends ging dann wieder mein Bekannter mit ihm...wie immer!
Als ich ihn am nächsten Tag mittags holte und wir vor der Tür standen schien die Prozedur von neuem loszugehen - 2 Meter gegangen und der Hund stemmte sich mächtig rein ....es folgten umgehend zwei, drei Richtungswechsel. Danach ...wie verwandelt. Auf diesem Spaziergang lief es deutlich besser (musste zwar immer noch etliche male korrigieren, aber es war schon deutlich angenehmer als am Vortag) und er lief wesentlich länger neben mir als dass wir klären mussten wer hier sagt in welche Richtung es geht. Der Vorteil den das mit sich brachte war, dass ich deutlich mehr und effektiver loben konnte, zeitweise meine Körpersprache intensiver einsetzen konnte (z.B. um einen Richtungswechsel anzuzeigen um ihm die Gelegenheit zu geben sich mir anzuschließen) und sein Verhalten sich sicher gefestigt hätte - seitdem war ich aber nicht mehr mit ihm. Spannend fand ich auch folgendes: Als ich zwischendurch mit ihm pausiert habe und mich auf eine Treppe setzte war klar - ich bin für den weiterhin uninteressant wie sonst noch was. Ich sass auf der Treppe - Kommunikation genau NULL. Er saß da ebenso und starrte in die Gegend. Anstupsen, ansprechen ....keine Reaktion - nicht mal ein Blick. Als ich aufstand und weitergehen wollte schaute er mich genau in dem Moment wirklich interessiert an ...genau diesen Moment konnte ich glücklicherweise nutzen, um ihm mit einer einladenden Körperbewegung zu signalisieren, dass wir jetzt gehen ...und er blieb noch ein ganzes Stück neben mir... Mit der Zeit wäre das mit uns bestimmt sehr gut geworden ....
Sorry, dass der Text wieder soooo lang geworden ist. Fällt mir echt schwer mich kurz zu fassen!
Tschüss und viele Grüße
Ralf