Ich würde alles noch mal ganz neu aufbauen mit einem Führsystem, was der Hund noch nicht kennt. In diesem Fall wäre ein Halti Harness sicherlich das Mittel der Wahl, das nimmt einiges an Kraft raus, weil die Leine vorne am Brustring festgemacht wird.
Benutzen würde ich es nur, wenn man gerade am Üben ist, für die "Freizeit" des Hundes würde ich dann wieder umschnallen auf Halsband oder anderes Geschirr (ich weiß nicht, ob das Halti Harness am Rücken auch noch einen Ring hat, das wäre dann sehr praktisch), wo der Hund dann nach ziehen darf bzw. Freizeit hat.
Der Hund muss ja erst mal lernen, was du genau von ihm willst und du musst belohnenswerte Situationen schaffen und in vielen kleinen Sequenzen lockeres Gehen an der Leine üben. Außerhalb des Übungsmodus sollte der Hund dann erst mal noch weiter ziehen dürfen.
Zwei Führsysteme, wo ich immer mal wieder umschnalle, machen insofern Sinn, als dass ich mir das im Ansatz Geübte nicht direkt wieder kaputt mache und mir selbst Anfang und Ende des Übens vorgebe.
Mal am Beispiel des Halt Harness und vorausgesetzt, dass das am Rücken auch noch einen Ring hat:
du gehst los und überlegst dir vorher, ob du üben willst oder der Hund erst mal schnüffeln und Pipi machen soll.
Ich würde es immer bevorzugen, erst mal gesittet loszu gehen, also schnallst du die Leine vorne an den Brustring. Du achtest drauf, dass der Hund nicht zieht (entweder wie gehabt mit Richtungswechsel oder du belohnst neben dir laufen hochfrequentiert mit Futter). Wenn der Hund gut mitmacht, kannst du nach ein paar Minuten mit einem gelungenen Ergebnis das Üben abschließen und der Hund hat erst mal wieder "frei". Du schnallst also um auf Rückenring und der Hund darf wieder ein bisschen ziehen, schnüffeln, pinkeln.
Auf dem Spaziergang schnallst du dann immer mal wieder um auf Brustring, was für den Hund das Startsignal, dass jetzt wieder etwas anderes passiert und übst wieder eine kurze Sequenz. Dann wieder Freizeit für den Hund.
Wenn du nur ein Führsystem nutzt, also den Hund immer nur an Halsband mit Leine führst, kann er das lockere Laufen eigentlich gar nicht richtig lernen, weil du keinen Plan B hast, solange der Hund es nicht kann und üben kannst du ja immer nur in kleinen Schritten bis zum Endergebnis.
Und dann müsste man IMMER konsequent sein, der Hund dürfte NIEMALS mit Ziehen ans Ziel kommen und müsste sich die ganze Zeit auf dich konzentrieren und dürfte gar nichts anderes machen.
Also strukturier dir das ganze doch einfach mit einem Anfang und einem Ende fürs Üben, damit der Hund die Chance hat, überhaupt erst mal eine Idee davon zu bekommen, was du überhaupt willst. Wenn der Hund frei laufen kann, kann das auch der Freizeitmodus sein. Zwischendurch leinst du immer mal wieder an und übst wieder ein paar Metter. Je öfter, desto besser. Dann Zeiten verlängern und den Freizeit-ich-darf-noch-ziehen-Modus weniger werden lassen.
Dauert jetzt sicher alles etwas länger, als hätte der Hund es direkt von Anfang an richtig gelernt, aber ich fürchte, dass das jetzt einfach ein Fleißkärtchen wird, bis du zum Ziel komst.
Aus meiner Sicht kommt man mit Stehenbleibe auf Dauer niemals weiter und auch das immer wieder zurück rufen oder zurück rucken, bringt dem Hund ja nur eine Art Kür bei. Ich laufe vor, Mensch zieht wieder an der Leine, ich gehe zurück zum Mensch, kriege ne Belohnung und dann ziehe ich wieder nach vorn. Der Hund lernt eigentlich nichts dabei, außer das Programm immer wieder so abzuspulen.
Da würde ich lieber ganz hochfrequentiert belohnen, wenn der Hund auf meiner Höhe mitläuft, versuche, im Gespräch mit im zu bleiben und dann kann ich auch mal schnell und langsam gehen und belohne nebenher immer ganz viel, wenn der Hund auf mich achtet.
Richtungwechsel würde ich immer so machen, dass, wenn der Hund mich überholt, ich ihn mit meinem Bein wieder mitnehme, indem ich den Hund überhole und ihm dann den Weg abschneide und abrupt und kommentarlos mit meinem Bein quasi mitnehme und dann läuft er automatisch ja wieder auf meiner Höhe und ich kann wieder belohnen.
Dauert sicherlich jetzt ein bisschen, weil der Hund es ja eigentlich von Grunde auf "falsch" gelernt hat bzw. gar keine Möglichkeit hatte, es richtig zu lernen.
Aber ich denke, damit kommst du auch zum Ziel, wenn du dich da etwas mehr strukurierst und dem Hund die Gelegenheit gibst, es noch mal ganz von klein auf und richtig zu lernen.