Grundsätzlich finde ich es immer besser, wenn Welpen erst so ab der 12. Woche abgegeben. Das längere Verbleiben im Familienverband tut einfach gut und bringt dem Welpen richtig was.
Voraussetzung ist allerdings immer, wie die Hunde beim Züchter gehalten werden und ob er bereit und fähig ist, einzelne, verbleibende Welpen so aufs Leben vorzubereiten, dass in der wichtigen Zeit nichts verpasst wird.
Wenn die Hunde z.B. nur im Zwinger oder Haus sind und nur immer mal in den Garten gelassen werden und der Welpe keine Reize angeboten bekommt und der Welpe auch nur die eigene Rasse kennt, würde ich keinen älteren Welpen nehmen, allerdings würde ich unter den Umständen von diesem Züchter sogar gar keinen Hund nehmen.
Was der Züchter in jedem Fall leisten müsste bis zu einer spätere Abgabe wäre aus meiner Sicht: Kontakt auch mit anderen Hunden, Autofahren, Straßenverkehr, Ansätze von Stubenreinheit, Halsband- und Leinengewöhnung, vielleicht sogar ein bisschen Leine laufen und verschiedene Reize anbieten.
Meine Welpen bisher waren immer älter, einmal 11 Wochen (DK vom Jäger) und einmal 14 Wochen (Spinone vom Verbandszüchter).
Beide Hunde haben sich sehr leicht getan, kannten schon ein bisschen was. Mit dem DK wurde beim Jäger nicht viel gemacht, aber aufgrund der extrem guten Wesensfestigkeit war der Hund unerschütterlich.
Mein Spinone war noch mit zwei anderen Wurfgeschwistern länger beim Züchter, Fremdrassen gab es mit zuhause, er kannte Kinder, Auto fahren, ohne Mensch alleine bleiben, Box, seinen Namen, war komplett stubenrein, Beißhemmung war kein Thema mehr, hatte schon gelernt, dass er Menschen nicht anspringen soll und sich alternativ hinzusetzen. Meine Züchterin hat immer mal mit jedem Welpen einzeln ein bisschen was gemacht oderr mal mit allen zusammen oder mit zweien plus Mama oder einem plus anderem erwachsenen Hund usw. Nicht zuviel und nicht zu wenig, war alles genau richtig.
Auch ich hatte erst Bedenken, ob es wirklich Sinn macht, einen älteren Welpen zu nehmen und habe mich diesbezüglich auch etwas eingelesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass es unter guten Züchtervorraussetzungen sogar idealer ist, gerade bei großwerdenden, sich spät entwickelnden Rassen.
Nach Einzug hatte ich es super einfach mit ihm, weil er sehr offen und sehr gut vorgebildet war, einen Umzug noch mal um einiges leichter weg zu stecken.
Als Pflegestelle für einen Tierschutzverein betreue ich auch ab und an Welpen aus dem Ausland, die ja auch erst mit 16 Wochen ausreisen dürfen. All diese Welpen habe ich als viel reifer, erfahrener und sogar alltagsschlauer erlebt als so manchen "Wohlstandszüchterhund" - in der Entwicklung waren die wirklich weiter, obwohl die sicher noch nie ein Bällebad gesehen haben oder in einer Welpengruppe waren. Die kannten das Leben unter anderen Hunden, hatte ein paar Außenreize und kamen alle immer stabil und offen für die Welt hier an.
Es steht und fällt also eigentlich alles nur mit der Aufzucht und was in der Zeit bis zur Abgabe mit dem Hund passiert.
Kein Züchter muss es übertreiben, aber ab und an muss ein Welpe halt die Chance bekommen, gezielt an neue Reize heran geführt zu werden. Und dann reicht das auch dicke aus meiner Sicht, denn den Rest kann ich ja immer noch mit dem Hunde erarbeiten.
Die Hunde, die mit 8 Wochen abgegeben werden und vielleicht in unkundige Anfängerhände gelangen, haben ja meisten gerade Probleme, weil sie zu wenig "echte Kindheit" haben, schnell künstlich überdreht werden, weil man alles richtig machen will, es werden Checklisten abgearbeitet, weil man meint, innerhalb der ersten Wochen muss der Hund alles gesehen haben.
Von daher würde ich die Sache ganz ruhig angehen, mit den Züchtern sprechen und hören, ob und wie die das dann machen (durch die neue Gesetzeslage müssen ja viele Züchter etwas umdenken, wenn sie viel Hunde auch ins Ausland verkaufen) und wenn man selbst schon ein bisschen Hundeerfahrung mitbring, sollte das aus meiner Sicht auf keinen Fall problematischer werden - wahrscheinlich sogar viel einfacher, weil das Baby länger bei Mutter und Geschwistern sein durfte.