Wann hat das Verhalten denn angefangen?
Wo steht er insgesamt in der Grunderziehung? Kennt und befolgt er sonst eigentlich ein Abbruchsignal, hört er auch unter Ablenkung, hat er eine gute Frustrationstoleranz?
Ich denke, die Erziehung VOR Beginn der Pubertät spielt hier immer eine wichtige Rolle. Konntest Du Dich da zuverlässig durchsetzen, hat er auf Dich gehört, Dich für voll genommen, sich an Dir orientiert?
Das Verhalten hört sich aus meiner Sicht schon recht extrem an und das erste, was ich machen würde, ist, ihn einem Tierarzt vorstellen, die Hormonwerte und Prostata checken lassen und den Vorhautkatarrh behandeln lassen.
Eventuell könnte man ihn mit einer Hormonspritze erst mal runter fahren. Die wirkt ziemlich schnell und dann für 4 Wochen. Da könntest Du schon mal schauen, ob er in der Zeit wieder ansprechbarer ist und sich etwas beruhigt.
Ansonsten wäre in so einem Fall ein Kastrationschip vielleicht doch eine recht gute Lösung, um einfach mal zu sehen, ob sein Verhalten ausschließlich sexueller Natur ist. Das heißt aber nicht, dass man sich dann darauf ausruhen kann, sondern man sollte die Zeit sinnvoll nutzen und mit dem Hund weiter arbeiten - an Dingen wie Frustrationstoleranz, besserem Gehorsam, einem klaren Abbruchsignal usw.
Es ist schwierig zu sagen, ob man in diesem Fall erzieherisch einwirken kann, aber so wie Du es beschreibst, ist das ja schon länger ein Dauerzustand und da finde ich es doch wichtig, den Hund einmal da raus zu holen, damit man überhaupt mal wieder die Chance hat, auf ihn einwirken zu können.
Was für ein Hund ist es denn? Hat er eine Arbeit/Beschäftigung, die er gerne macht? Über die Arbeitsschiene könnte man auch arbeiten, dann kann er sich seine Glückshormone auch daher holen, ist beschäftigt, hat eine Aufgabe und weniger Zeit, sich mit seiner geruchlichen Umwelt zu beschäftigen.
Ich bin der Meinung, dass sich Erziehungsnachlässigkeiten ab Pubertät bemerkbar machen. Vielleicht war man vorher doch zu locker, hat sich nicht durchgesetzt, auf vorbereitende Maßnahmen verzichtet usw.
Ein Hund, der sich insgesamt etwas grenzenlos verhält, dem früh schon vieles andere wichtiger ist, als die Nähe zu seinem Besitzer, der wird natürlich in der Pubertät auch machen, was er will.
Eigentlich finde ich es wichtig, dass Hunde ihre Pubertät leben dürfen, das geht aber nur, wenn der Rahmen des Zusammenlebens vorher ordentlich abgesteckt wurde.
Hypersexuelles Verhalten ist eigentlich eher selten, oftmals ist das Verhalten des Hundes auf Mängel in der Erziehung VOR der Pubertät zurück zu führen.
Um den Hund aus seinem jetzigen Status raus zu holen, wäre ein Chip vielleicht doch die beste Wahl, denn für Erziehung ist ja gerade kein Raum da.
Ich habe jetzt den zweiten nicht kastrierten Rüden und kenne derartige Problem auch nicht. Beides sind Jagdhunde, durften als Welpe sehr wenig, die Grenzen waren klar abgesteckt und wurden erst nach und nach locker gelassen. Jedes Kommando wurde von mir sehr deutlich und konsequent durchgesetzt und viele Maßnahmen habe ich früh ergriffen, in Vorbereitung auf die Pubertät, weil ich meine Hunde da lieber ein bisschen in Ruhe lassen und es eh nichts bringt, die Erziehung dann verstärkt vorzunehmen. Der Kopf ist eine Baustelle, gegen Hormone kommt man eh nicht an, aber wenn der Hund früh gelernt hat, Frust aushalten zu können, unter Ablenkung trotzdem ansprechbar zu sein, hält sich das pubertäre Gehabe auch in Grenzen.
Beide Hunde hatten früh eine Arbeit (Apportieren, jagdliche Ersatzbeschäftigung) und das ist denen immer wichtiger gewesen als vieles andere und auch dort haben sie gelernt, Standruhe zu halten, erst zu agieren, wenn sie dazu aufgefordert wurden usw.
Läufige Hündinnen sind vielleicht recht interessant, die Hunde können sich aber selbst hemmen (weil sie es vorab in vielen anderen Bereichen gelernt haben) und haben mich trotzdem noch im Kopf und achten auf mich und da reicht es, wenn ich böse gucken und sie verkneifen sich ein Aufreiten.
Mein Tipp: den Hund beim Tierarzt checken lassen und sich bezüglich eines Kastrationschips oder einer kurzzeitigen Hormonspritze beraten lassen.
Und dann zusehen, den Hund wieder in die richtige Spur zu bringen und ihm eine Arbeit verschaffen. Auf keinen Fall auf die chemische Wirkung verlassen und sich freuen, wenn wieder alles klappt, denn die Wirkung lässt wieder nach und dann hat man das gleiche Verhalten wie vorher.