Hallo,
um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin eine absolute Köppel-Anhängerin und mir gehen diese ganzen Einträge hier, die von unsäglichem Halb- und / oder Nichtwissen über die Köppel-Methode geprägt sind, mächtig auf die Nerven. Außerdem finde ich es ziemlich erbärmlich, dass einige (unter anderem auch die von mir besuchte) Hundeschulen, die Köppel-positiv eingestellt sind, hier sehr verrissen werden.
Einige von Euch wünschen sich Erklärungen und Begründungen der Köppel-Methode. Ich habe eines seiner Seminar besucht und alle seine Bücher aufmerksam gelesen. Ich möchte gerne versuchen, bei den sachlich Interessierten ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.
An die Polemiker unter Euch wende ich mich ganz bewusst nicht. Unsachliche Diskussionen gibt es hier schon genug.
Zur Vorgeschichte:
Ich besitze als zweiten Hund einen fünfjährigen Schäferhund, der ein ehemaliger ungarischer Kettenhund ist, und den ich vor einem Jahr aus dem Tierheim übernommen habe. Elvis war ein Jahr lang ein so genannter Problemhund, denn er zeigte sehr große Angstagression anderen Hunden gegenüber bei Begegnungen an der Leine. Diese äußerte er durch Bellen, heftigstes Ziehen, Springen und sehr aggressives Drauflospreschen in Richtung des anderen Hundes. Die Spaziergänge mit ihm, auf denen wir Hundebegegnungen hatten, waren deswegen äußerst anstrengend und nervenaufreibend. Ich vermute, dass Elvis in Ungarn schon als Junghund an die Kette gelegt wurde und er sich nie richtig sozialisieren konnte. Außerdem hat er in Ungarn eine Verletzung erlitten, die ihm höchstwahrscheinlich auch durch andere Hunde beigebracht wurde. Das bisschen, was uns das Kölner Tierheim über seine Vergangenheit erzählen konnte, deutet jedenfalls in diese Richtung. Außerdem war Elvis hinter jedem Hasen und jeder Katze her, der/die ihm begegnet ist.
Seit Anbeginn bin ich mit Elvis in die Hundeschule gegangen. Ich besuche eine sehr gute Hundeschule, die sich nicht nur auf das Beibringen von Kommandos beschränkt, sondern auch die Psyche des Hundes analysiert und sehr gut erklären kann, warum ein Hund so handelt. Der Arbeit (erst Einzelstunden, dann eine kleine Gruppe) war ausschließlich auf positive Konditionierung gerichtet, unterstützt mit allen gängigen Hilfsmitteln wie Halti, Clicker, Leckerlies und anderen unterstützenden Maßnahmen.
Geholfen, Elvis die Angst und damit die Agression zu nehmen, hat alles nichts. Nach einem Jahr wurde es ein ganz kleines bisschen besser, aber es gab auch immer wieder Rückschläge, bei denen Elvis in alte Verhaltensmuster zurückfiel. Die Trainerin und ich hatten die Hoffnung aufgegeben, dass Elvis seine Verhaltensauffälligkeit ablegt und als ganz normaler und gehorsamer Hund durch’s Leben geht und somit auch das „normale“ Training mitmachen kann.
Und dann kam Herr Köppel.
Ich habe mit Elvis ein Wochenendseminar besucht und nach nur vier (!!!) Arbeitsstunden hatte ich einen im positivsten Sinne völlig veränderten Hund, der vollkommen ruhig zwischen anderen Hunden saß, neben ihnen gelaufen ist und der sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Außerdem jagt er nicht mehr. Und das habe ich ohne jedes Hilfsmittel und vor allem ohne jede Gewalt erreicht, sondern lediglich durch Veränderung des Umgangs mit dem Hund, also durch „Sprache“, die der Hund tatsächlich versteht.
Zur Erklärung und zum Hintergrund versuche ich, Herrn Köppels Erklärungen und den Inhalt seiner Bücher so genau wie möglich wiederzugeben.
Ziel der Köppel-Ausbildung ist, mit dem Hund auf hundgerechte Weise zu kommunizieren, d.h. die Sprache des Althundes bzw. Rudelchefs zu sprechen, und so dem Hund gegenüber unmissverständlich klarzumachen, wer der Rudelchef ist.
Hintergrund ist, dass Köppel aufgrund seiner jahrelangen Studien verständlich und nachvollziehbar erklären kann, wie ein Wolfs- bzw. Hunderudel strukturiert ist und dass in unseren Haushunden weitaus mehr Urinstinkte stecken, als wir alle vermuten. Außerdem erklärt Köppel auch, dass unsere Haushunde wesentlich intelligenter sind, als auch so genannte Hunde- bzw. Rasseexperten erzählen. Im Hunderudel gibt es nur einen einzigen Alpha-Hund, dem sich alle anderen Rudelmitglieder bedingungslos unterordnen, weil nur so das Überleben jedes einzelnen Mitgliedes und der Bestand des Rudels gewährleistet ist. Dem Rudelchef wird hundertprozentig vertraut, weil alle anderen wissen, dass er kompetent ist, für die Sicherheit und das Wohlergehen seines Rudels zu sorgen. Deshalb fühlt sich ein Hund im Rudel wohl. Weiterhin erklärt Köppel die Erziehungsmethoden eines Alt- bzw. Vaterhundes bzw. Rudelchefs, um den geforderten Respekt und Gehorsam zu erlangen. Dies ist z.B. der Biss in den Nacken und das Schütteln. Diese Maßnahme versteht jeder Hund bis hin zu unseren Haushunden als genau das, was es ist, nämlich eine Strafe für ungebührliches Verhalten. Nicht mehr und nicht weniger. Das ganze Geschreibe hier vom angeblichen Tötungsschütteln ist vollkommener Blödsinn! Ein Hund, der töten will, der beißt zu, bis das Opfer tot ist, erst dann, wenn er es auch fressen will, schüttelt er es.
Köppel erklärt nun, wie ein Mensch, der in einer Mensch-Hund-Beziehung ja immer der Rudelchef sein sollte, diesen Status erreichen kann. Dazu dient als Beginn die Konzentrationsübung „Sitz“. Hierbei geht es nicht darum, einen Hund minutenlang („stundenlang“ habe ich an einer Stelle hier in diesem Zusammenhang auch schon gelesen) Sitz machen zu lassen, um zu testen, ob er das Kommando beherrscht. Es geht vielmehr darum, dass ich als Rudel-Chef vom Hund eine Handlung verlange, die er auszuüben hat und dass er seine Konzentration voll und ganz auf mich richtet, wann ich ihm erlaube, das Sitzen zu beenden. Natürlich legen sich die meisten Hunde nach kurzer Zeit hin (Elvis auch); weil es bequemer für sie ist und vor allem, weil mein Wort eben nicht oberstes Gebot für sie ist, sondern sie selbst entscheiden, dass sie nun keine Lust mehr auf das haben, was der Mensch von ihnen will. Und dann kommt eben die Korrektur, damit der Hund sich wieder hinsetzt, erst verbal, und wenn er nicht gehorcht, eben mit dem Griff in den Nacken und einem kurzen Schütteln. Elvis brauchte insgesamt vier Korrekturen, dann saß er und passte genau auf, wann ich ihm etwas anderes erlaubt habe. Diese Konzentrationsübungen werden dann im Laufe der Arbeit ausgeweitet in Übungen mit Ablenkung, ohne Sichtkontakt und ohne Sichtkontakt mit gleichzeitiger Ablenkung. Aufgelöst werden die Konzentrationsübungen immer mit gemeinsamem Spiel. Es gibt kein Leckerlie, man braucht keinen Clicker und auch sonst nichts, höchstens sein Lieblingsspielzeug.
Durch dieses geänderte Verhalten dem Hund gegenüber merkt er, dass der Mensch plötzlich jemand ist, den man ernst nehmen sollte, weil er meint, was er sagt. Und durch das Ernstnehmen entsteht Vertrauen. Das musste ich auch erst lernen, denn ich habe auch geglaubt, dass Elvis und ich eine gute Beziehung zueinander haben und er mich als Rudelchefin akzeptiert. Denkste!
Das absolute Vertrauen in mich bedeutet für meinen ehemaligen Problemhund Elvis, dass alles, was ich von ihm verlange in Ordnung für ihn ist und er keine Angst zu haben braucht, denn, wenn ich ihn z.B. inmitten einer Gruppe fremder Hunde absetze, wird das schon in Ordnung sein und er braucht sich keine Sorgen zu machen.
Und was das Wichtigste (für mich) ist: Er hat dabei absolut keine Angst. Es sitzt bzw. läuft kein verängstigter Hund mit eingekniffener Rute und ohne Ohren herum, sondern ein gelassener und vollkommen entspannter!!! Das zeigt, dass er die Übungen nicht macht, weil er eben gehorsam ist, sondern weil er Respekt hat, meine Anordnungen befolgt und weiß, dass ihm nichts passieren kann.
Ein weiterer Punkt ist das Abgewöhnen lästiger Angewohnheiten, dies ist die von Köppel bezeichnete Tabuisierung, die - wenn es verbal nicht reicht - auch wieder mit dem Nackengriff und kurzen Schütteln durchgeführt wird. Hintergrund ist auch hier wieder das Verhalten im Rudel und die überlebenssichernde Erziehung des Rudelchefs. Und auch hier ist wieder innerhalb ganz kurzer Zeit der Erfolg sichtbar.
Da sollten all diejenigen mal aufhorchen, deren Hunde gerne alles mögliche auf ihren Spaziergängen fressen, und zwar so schnell, dass mal selbst nicht mehr eingreifen kann. Wer einmal von den Auswirkungen, die das haben kann, betroffen war, sollte dankbar für jeden Tipp sein, dass sein Hund diese Angewohnheit innerhalb kürzester Zeit ablegt!
Genauso verhält es sich mit dem Jagen. Seit dem Seminar war mein Elvis hinter keinem einzigen Hasen und keiner einzigen Katze mehr her, obwohl er sehr gerne losgelaufen wäre!
Aber ich habe ihm mit einer kurzen und klaren Anweisung verboten, loszulaufen und er bleibt bei mir. Respekt und Gehorsam gegenüber dem Rudelchef, wenn der nicht erlaubt, dass ich weglaufe, dann bleibe ich.
Zum Fehlverhalten räumt Köppel auch mit dem Irrglauben auf, dass es nur innerhalb der ersten zwei Sekunden bestraft werden darf, weil nach einem längeren Zeitraum der Hund die Strafe falsch verknüpft. Hier ist es z.B. vollkommener Blödsinn, wenn Ihr schreibt, dass nach einem „Jagdausflug“ der Hund erst für’s Zurückkommen gelobt und dann mit dem Nackengriff korrigiert wird. Nein, er wird gleich geschüttelt, und er weiß sehr wohl, wofür!
Zu den ganzen Disziplinierungsmaßnahmen will ich noch folgendes sagen:
Ich hatte vor dem Seminar auch Befürchtungen, dass mein Hund Angst vor mir bekommt und er dann aus Angst noch weniger gehorcht. Im Gegenteil: Elvis weiß genau, wann er Mist gebaut hat und wofür er gemaßregelt wird, und er nimmt keine Bestrafung übel! Er ist nach unserer Rudelumstellung noch anhänglicher und verschmuster und auch nach einem Nackenschütteln kommt er wieder wedelnd auf mich zu und leckt mir beim Halsbandausziehen über’s Gesicht.
Ich habe innerhalb ganz kurzer Zeit einen angstfreien, gelassenen und gehorsamen Hund bekommen. Dafür bin ich Herrn Köppel sehr dankbar, denn ohne ihn hätte ich das wahrscheinlich nie erreicht.
Während des Seminars hat Herr Köppel die Hunde selbst nie angefasst, er hat sie nicht verbal beschimpft und sie auch nicht geschlagen, weder mit der Leine noch mit etwas anderem oder der Hand. Außerdem durften wir Seminarteilnehmer von Anfang an mit unseren Hunden mitarbeiten. Ich habe hier gelesen, dass es auch namhafte Hundeexperten gibt, die ihre Seminare etwas anders gestalten …
Früher bin ich mit mehreren Leinen in verschiedenen Längen, mit Disc-Scheiben, Clicker und jeder Menge Leckerlies mit Elvis bzw. mit beiden Hunden draußen gewesen. Seit dem Seminar habe ich nur noch eine Hundeleine und meinen Schlüsselbund bei mir. Und einen bzw. zwei fröhliche und ausgelassene Hunde, mit denen ich - auch unangeleint - überall hingehen kann.
Und wie mir, geht es auch anderen Seminarteilnehmern, die ähnliche Problemhunde hatten.
Ich bin auch meiner Hundetrainerin / Hundeschulenbesitzerin sehr dankbar, dass sie uns das ermöglicht hat. Dass sie nach den Erfolgen, die sie nach nur ganz wenigen Stunden sehen konnte, das Köppel-Konzept unterstützt und in ihre Hundeausbildung einfließen lässt, finde ich nur zu verständlich. Außerdem ist das Training bzw. die Art des Trainings freiwillig und deshalb finde ich es auch ziemlich beschämend, dass sich hier nun einige Hundeschulenbesucher so negativ darüber auslassen.
Leute: Es gibt zwei Trainingsgruppen am Samstag Nachmittag und diejenigen, die weiter ihre Hilfsmittel benutzen wollen, sollen und können das doch tun! Und wenn Ihr Euch aufregen und beschweren wollt, dann seid doch wenigstens so mutig, und sagt es Margit selbst und versteckt Euch hier nicht hinter Pseudonymen!