Das die Anschaffung eines Hundes gut überlegt sein will steht ja ganz außer Frage. Ich habe mir auch immer einen Hund gewünscht und es war durch Schule, Ausbildung und später Job einfach nicht möglich. Erst durch die Selbständigkeit meines Lebensgefährten und die damit verbundenen "Freiheiten" konnten wir uns diesen Traum erfüllen. Also haben wir langsam angefangen nach dem passenden Hund für unser Leben Ausschau zu halten, wir haben Bücher gelesen, uns mit anderen Hundehaltern ausgetauscht und schonmal die Umgebung nach passenden Trainern gescannt. Als wir unseren Hund dann fanden haben wir uns viel Zeit fürs Kennenlernen genommen, bis fest stand "der oder keiner". Ich habe mir nicht eine Rassebeschreibung angesehen, da das für mich unwichtig war. Ich wollte den Hund kennenlernen und dann entscheiden und letztendlich sind wir bei unserem Mix gelandet. Natürlich geht das nur wenn man weiß, dass man unbedingt einen erwachsenen Hund möchte, denn nur da weiß man in etwa was man bekommt. Mich führt bei der Anschaffung eines neuen Familienmitglieds aber auch immer der erste Weg ins Tierheim und nicht zum Züchter, vielleicht kann ich es deshalb auch nicht nachvollziehen, dass man sich in eine bestimmte "Rasse" einfach mal so verliebt. Verlieben tut man sich in erster Linie in die Optik, später kommt dann der Charakter und das böse Erwachen.
Aber mich würde interessieren, ob es tatsächlich "Anfängerrassen" gibt. Und sind diese Rassen dann automatisch für jeden geeignet weil die eben immer so "einfach" sind? Haben alle Hunde dieser Rasse garantiert weder Jagdtrieb, noch Schutztrieb und stellen auch sonst nur minimale Anforderungen? Und kann man sie dann wirklich guten Gewissens an jeden Anfänger empfehlen? Ich frage deshalb so provokativ, weil ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen kann und trotzdem fällt häufig der Begriff "Anfängerrasse". Natürlich hat jede Rasse Eigenschaften, die ausgeprägter sind als bei anderen, aber es gibt doch immer Ausnahmen. Und was ist wenn der neue Besitzer trotz aller guten Vorsätze und perfekter Rahmenbedingungen so garkeinen Hundeverstand hat? Das kann man ja aus Außenstehender schlecht bewerten, gehen diese Rassen dann trotzdem?
Natürlich sollen Hundebesitzer immer versuchen die Beschäftigung eines Hundes möglichst artgerecht zu gestalten, aber ist das tatsächlich in unserer modernen Gesellschaft möglich und kann ein Profi das besser als ein Neuling, der aber mit Feuereifer lernen möchte? Und woher weiß man denn so genau, dass die Ersatzbeschäftigung wirklich artgerecht ist? Tatsache ist doch das nur ein Bruchteil der Hunde noch das macht, für das die Rasse ursprünglich gezüchtet wurde, weil sich unser Leben verbessert hat. Ersetzt ein Treibball eine Herde? Oder ein bisschen Zugsport ein Leben in eisiger Kälte und ursprünglicher Natur? Oder Antijagdtraining die Jagd? Immer wieder liest und hört man nur "du bist Anfänger, das ist zu schwierig für dich, du kannst dem Tier nicht bieten was es braucht", aber kann das überhaupt jemand? Und wenn ja, wieso sollte ein Anfänger das nicht können wenn er es will?
Natürlich ist es Mist wenn ein Hund zu lange alleine bleiben muss, aber das ist für jeden Hund jeder Rasse doof. Auch muss man die individuelle Lebensweise betrachten und da schaffen die einen es trotz Studium und Job noch Zeit für den Hund zu haben, während ein anderer trotz großzügiger Tagesfreizeit die Kurve irgendwie nicht kriegt. So jemand würde einem Vollzeitberufstätigen doch direkt schon die Hundehaltung generell ausreden. Kein Mensch kann von sich mit Sicherheit behaupten, dass seine Lebensumstände sich während eines Hundelebens nicht ändern werden, da speilt es keine Rolle ob man 18 oder 88 Jahre alt ist, jeder Tag kann der letzte sein.
Wo genau liegt der Unterschied zwischen einem Hundeanfänger und jemandem der schon X Hunde hatte und dann die Rasse wechselt? Da muss man doch auch erstmal bei Null anfangen und einige Dinge umstellen. Wichtig ist nur, dass man sich allgemein über Hunde informiert und versucht das Bestmögliche zu tun. Die innere Einstellung eines Menschen kann man hier nicht beurteilen und deshalb ist jede Rasseempfehlung irgendwo ein Schuss ins Blaue. Und es geben nicht nur Leute Tipps die auch diese Rasse tatsächlich zu Hause haben, vieles kommt nur vom Hörensagen.