Auf wunsch von Melanie aus berlin stelle ich euch meine zusammenfassung der Kastration der Hündin - Pro und Kontra in's forum, welche ich also info blatt für meine "kunden" in der praxis zusammengefasst habe....
ich möchte noch darauf hinweisen, dass diese aspekte nur aus medizinischer sicht gelten....
Kastration der Hündin ja oder nein?
Alte Diskussion mit neuen Erkenntnissen…
Operation
Unter Kastration versteht man die operative Entfernung der Eierstöcke, wobei die Gebärmutter teilweise oder vollständig mit entfernt wird. Durch diesen Eingriff ist die Hündin zeitlebens sexuell ruhig gestellt. Die Läufigkeiten mit all ihren Unannehmlichkeiten wie Attraktivität für Rüden und blutiger Scheidenausfluss fallen damit weg.
Gründe
Aus Sicht der Hundebesitzer bestehen die Hauptgründe für die Kastration in der Verhinderung unerwünschter Trächtigkeiten und in der Erleichterung der Haltung. In machen Fällen ist die Kastration aus medizinischen Gründen angezeigt. So zum Beispiel wenn der Tierarzt Veränderungen an Gebärmutter und Eierstöcken oder Tumoren in der Scheide oder der Milchdrüse feststellt. Auch bei Zuckerkrankheit (Diabetes) oder wenn die Scheidenschleimhaut vorgefallen ist, ist eine Kastration der Hündin angezeigt.
Zeitpunkt
Seit den 60-er Jahren ist bekannt, dass durch die Kastration vor der ersten Läufigkeit das Risiko für die Entstehung von Tumoren ausgehend von den Milchdrüsen auf 0.5 % gesenkt werden kann. Bei der Kastration nach der ersten Läufigkeit beträgt das Risiko bereits 8 %. Von allen Hündinnen, die erst nach der 2. Läufigkeit oder gar nicht kastriert werden, entwickelt jede Vierte einen Mammatumor. Wenn man also bedenkt, dass die Mammatumoren so häufig vorkommen und rund die Hälfte davon bösartig sind, scheint es unsinnig, mit der Kastration bis nach der ersten Läufigkeit zu warten.
Als Argument gegen eine Frühkastration wird immer wieder angeführt, dass die Skelettentwicklung der Hündin frühzeitig gestoppt wird. Wissenschaftliche Untersuchungen widerlegen jedoch diese verbreitete Fehlmeinung und bestätigen, dass frühkastrierte Hündinnen genau gleich gross werden wie ihre nicht kastrierten Wurfgeschwister.
Auch die Vorstellung, dass frühkastrierte Hündinnen psychisch infantil (kindlich) bleiben, ist inkorrekt. Zwar haben Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert wurden, einen ausgeprägteren Spieltrieb und sind unkomplizierter im Umgang mit Artgenossen. Von den meisten Hundebesitzern werden diese Eigenschaften jedoch positiv gewertet und sind durchaus erwünscht. Werden jedoch grosse Anforderungen an die Hündin gestellt, wie zum Beispiel bei der Ausbildung zum Schutz- oder Katastrophenhund, so empfehlen die entsprechenden Hundeausbildner eine allfällige Kastration nach der ersten Läufigkeit vorzunehmen.
Vorteile
Durch die Kastration wird die Sexualfunktion irreversibel und zeitlebens ausgeschaltet. Damit fallen auch die hygienischen Unannehmlichkeiten im Zusammenhang mit dem blutigen Läufigkeitsausfluss weg.
Der grösste Vorteil der Kastration ist jedoch die Verhinderung von Mammatumoren, vorausgesetzt, die Hündin wird vor der ersten Läufigkeit kastriert. Wird bis nach der 2. Läufigkeit mit der Operation zugewartet, so ist das Risiko für Gesäugekrebs gleich gross wie bei einer sexuell intakten Hündin, nämlich 26 % ! Eine Kastration nach der 2. Läufigkeit reduziert also das Risiko für Tumoren der Milchdrüse nicht mehr!
Auf die normalen Hormonveränderungen nach der ersten Läufigkeit reagieren einige Hündinnen mit psychischem Stress, eventuell auch mit Gesäugeanbildung, der so genannten Scheinträchtigkeit. Dieses für Hund und Besitzer gleichermassen unangenehme Verhalten verschwindet mit der Kastration vollständig.
Durch die Kastration können ausserdem Erkrankungen von Eierstöcken und Gebärmutter, vor allem die häufig vorkommende Gebärmuttervereiterung (Pyometra) verhindert werden.
Nachteile
Die Harninkontinenz, auch Harnträufeln genannt, ist eine der wichtigsten und unangenehmsten Folgeerscheinung der Kastration der Hündin. Man versteht darunter den ungewollten, unkoordinierten Abgang von Urin, vor allem wenn die Hündin schläft oder entspannt ist. Weil bei der Kastration die Eierstöcke entfernt werden, fehlen also die Geschlechtshormone, welche u.a. für den Verschluss der Harnröhre nötig sind. Der Verschlussmechanismus der Harnröhre ist nach der Kastration geschwächt, was schliesslich zum Harnträufeln führen kann. Hündinnen mit einem Körpergewicht von mehr als 20 kg sind mit 31 % relativ häufig davon betroffen. Bei Hündinnen, die leichter sind als 20 kg, tritt die Harninkontinenz nur bei knapp 10 % auf. Ein besonders hohes Risiko ist bei den folgenden Rassen nachgewiesen: Boxer, Rottweiler, Dobermann, Pinscher und Riesenschnauzer.
So werden zum Beispiel 65 % aller kastrierten Boxerhündinnen inkontinent.
Bei früh kastrierten Hündinnen (vor der 1. Läufigkeit) ist das Harnträufeln praktisch nie zu sehen!
Betroffene Hündinnen sprechen in der Regel gut auf Medikamente an, müssen jedoch zeitlebens behandelt werden.
Bei langhaarigen Hunden mit glänzendem Deckhaar, v.a. bei Spaniels, Langhaardackel und Irish Settern, kann es nach der Kastration zu einem übermässigen Wachstum des Wollhaares kommen: sie entwickeln ein stumpfes "Babyfell". Diese Fellveränderung lässt sich durch Behandlung mit Hormontabletten zwar verbessern, jedoch nicht vollständig beheben.
Wesentlich seltener kommt es nach der Kastration zu haarlosen Stellen in der Flankenregion, was v.a. bei kurzhaarigen Hunden sehr gut sichtbar ist und störend wirkt.
Viele Hündinnen haben nach der Kastration durch den Wegfall der Geschlechtshormone einen grösseren Appetit. Wenn sie uneingeschränkt weitergefüttert werden, kommt es zu Fettleibigkeit und in der Folge zu einer reduzierten Bewegungsfreudigkeit. Abhilfe verschafft eine konsequent restriktive Fütterung und ausreichend Bewegung.
Nachteilig auswirken kann sich die Kastration bei aggressiv dominanten Hündinnen: dieses Fehlverhalten wird nach der Operation unter Umständen noch verstärkt.
LG aus der Schweiz
CyberVet :sport: