Hallo,
ich hab nun seit einem Jahr meinen Prinzen und er war (und ist ) ein Balljunkie.
Wer den Text nicht komplett lesen will kann ab dem fettgedruckten "Nun" weiterlesen.
Das zeigt sich wie folgt:
1. Er wartet, sobald die Leine ab ist darauf, dass ich den Ball aus der Tasche hole.
2. Er entfernt sich im Freilauf nie mehr als wenige Meter und schaut sich alle zwei Sekunden um, ob ich den Ball nicht doch raushole (ja, ich will, dass mein Hund mich NICHT beachtet )
3. Er bellt zwar nicht (mehr), fiept aber mittlerweile, wenn er auf das Freigabekommando wartet oder ich ihn zurückpfeife, weil er nicht lang genug gewartet hat.
4. Andere Hunde interessieren ihn so gut wie gar nicht, er lässt sich Spielzeug aber von anderen Hunden wegnehmen ohne auch nur ansatzweise böse zu werden (guckt mich eher an wie "Maaaaama ! Der hat meinen Ball geklaut! Mach was!")
5. Ein Treffen mit anderen Leuten (HH oder Nicht-HH gleichermaßen): Er begrüßt die Leute freundlich, aber nicht zu stürmisch, also alles gut, aber er macht sich sofort auf die Suche nach irgendetwas, das er den Leuten dann vor die Füße wirft und wartet, bis diese Anstalten machen, "es" zu nehmen (dann schnappt er "es" meist schnell wieder, geht ein Stück, kommt zurück und legt "es" wieder vor die Füße) oder sie "es" kicken. Es ist dabei alles (un)mögliche: Kronkorken, Zigarettenstummel, Kieselsteinchen, Äste, Blätter, winzige Papierschnipsel oder Fussel. Das geht auch so, wenn er mal mit in die Uni darf oder in den seltenen Fällen, wenn ich mit ihm jemanden besuche oder jemand zu mir kommt, spätestens hier wird IMMER jemand schwach.
Ich hab bis jetzt versucht, es in Bahnen zu lenken:
Er bekommt den Ball in der Regel nur auf einer unserer drei Runden am Tag (wie immer gibt es Ausnahmen: gestern zB hat es auf der letzten Runde in der Nähe geknallt, er hatte Panik, da konnte ich ihn mit dem Ball wieder runterbringen/ablenken).
Alles außer Ästen und seinem Spielzeug ist tabu (klappt super, WENN keine anderen Leute dabei sind, da die früher oder später dann doch mal werfen/kicken/darauf reagieren und er es einfach immer wieder versucht)
Er darf erst auf Kommando los, er muss am auf dem Boden liegenden Ball vorbeilaufen, muss ihn fallen und liegen lassen und zu mir kommen, und zuletzt das wohl schwierigste (und das, was demnach am schlechtesten klappt): ich kicke den Ball immer so nen halben Meter (mehr hatten wir noch nicht geschafft) vor mir her und er darf ihn nicht nehmen, nur drum rum springen (auch in der Version, dass er dabei abliegen muss, aber das ist noch schwieriger für ihn) und eben auch erst auf Kommando zugreifen.
Ja, so hab ich gemeint, ich hätte es im Griff. Ich wusste, dass es nicht das "gesündeste" ist, wusste aber auch, dass ich nicht konsequent genug sein würde, den Ball einfach nicht mehr mitzunehmen.
Er sieht so glücklich aus, wenn er seinen Ball tragen und knautschen darf, liegt gern einfach ewig im Gras und spielt mit seinem Ball (graben, Gras auszupfen, drauf rumkauen...). Und wenn er ihn mal hatte, kann ich ihn auch wieder wegpacken und er benimmt sich halbwegs anständig. Aber ich denke, er hat trotzdem ein Problem, oder ?
Mittlerweile nerven mich besonders Punkt 1 und 2, diese ständige Erwartungshaltung (die er an der Leine wenigstens nicht hat), schade find ich auch 4 und peinlich ist 5 (naja, eigentlich wahnsinnig süß, findet jeder, aber er hört dann eben null auf mich).
Nun möchte ich weg vom Ball. Hab ein Dummy gekauft, "Die Kosmos Retrieverschule" ausgeliehen und ganz viel Motivation gesammelt um standhaft zu bleiben.
Heute hatten wir das Dummy mal dabei.
Er apportiert es super, würde aber natürlich gern noch damit spielen (fixiert es, wenn ich es in der Hand hab; statt Aus will er lieber zerren, will es holen und sich damit auf die Wiese legen und drauf rumknatuschen). Das hab ich unterbunden bzw. das Aus eingefordert (klappt sogar ganz gut), weiß aber nicht, ob er so nicht zu sehr frustet.
Daher hab ich überlegt, ob ich ganz am Schluss noch ein paar Minuten mit einem Kauseil ein Zerrspiel anfange, damit er da den Frust ein bisschen auslässt. Aber bin nicht sicher, ob das schlau ist oder er dann wieder nur auf das Seil wartet wie jetzt auf den Ball?
Dieses fixiert sein möchte ich natürlich auch abbauen, sonst hab ich ja das gleiche wie mit dem Ball nur in grün.
Das war heute so, dass ich immer gewartet hab, bis er mal ein paar Sekunden mit Schnuppern beschäftigt war (hab teilweise seeehr lang gewartet, weil er mich wirklich ständig angeguckt hat ), hab ihn in diesem Moment rangerufen, absitzen lassen, das Dummy ins Gebüsch geworfen, ihn mich anschauen lassen und dann durfte er hinterher. Er kam zurück, gab mir das Dummy in die Hand, bekam ein Leckerchen und ein "Los" damit er wieder abzischt und möglichst weiterschnuppert.
Kann ich damit was erreichen ? Oder ist das Unterbrechen des Schnupperns dann der falsche Weg ?
Ich denke nicht, dass ich das Dummy verstecken sollte, wenn er grad mit den Augen wieder nur dort ist, oder ?
Zur weiteren Auslastung: Dummyarbeit wird ihn ja hoffentlich geistig fordern und ermüden. Aber er soll ja auch mal laufen/rennen. Das macht er bisher nur, wenn er mal dem Ball hinterherfetzen darf, wir Fahrradfahren oder er diesen einen bestimmten Hund trifft, mit dem er über die Wiesen rennt.
Ball hinterher fällt weg, Fahrrad im Winter auch und diesen einen anderen Hund treffen wir vielleicht ein, zwei Mal im Monat. Mit ihm joggen fällt im Übrigen auch weg, weil ich das aufgrund meines Gewichtes nicht kann. Was bleibt also um ihn sich auch mal müde laufen zu lassen ?
Vielleicht hat jemand sich die Mühe gemacht, das alles zu lesen und kann mir ein paar Tipps geben, würde mich sehr freuen.