Würde euch gerne mal über meinen Bruno berichten. Er ist jetzt 3,5 Jahre, Boxer-Berner Sennen-Pitbull-Mix. Das erste mal gesehen habe ich ihn mit zwei Wochen, dann noch ein paar Mal. Er stammte nach Aussage der "Züchterin" aus einem unbeabsichtigten Wurf (nachdem die Hündin ein knappes Jahr später schon wieder geworfen hat, bin ich mir da nicht mehr ganz sicher). Seine Mama war gerade ein Jahr, eine hübsche Boxer-Pitbull-Hündin, sehr menschlieb und freundlich, nur Katzen hasste sie und den Welpis gegenüber manchmal etwas grober (aber das hab ich bei den Besuchen nur zwei mal mitbekommen). Die Welpis wuchsen mit zwei kleinen Kindern auf.Ich nahm Bruno mit 10 Wochen zu mir, seine Geschwister waren schon 2-3 Wochen früher aus dem Haus, aber ich war gerade umgezogen und hatte noch eine Fortbildung vor mir. Als ich meinen Bruno dann abholte, traf ich noch einen Nachbarn, der lachend erzählte, dass er den Kleinen vor einer Woche von der Straße aufgelesen habe (die Züchterin war länger unterwegs, der Kleine war mit der Mutter auf dem Hof und die hatte mal wieder das Tor geöffnet und ihren Welpi auf der Straße sitzen lassen). Ich hab mir damals nix weiter dazu gedacht, aber im Nachhinein erachte ich es doch als wichtig.
Bruno war von Anfang an sehr zutraulich und lief immer gleich hinter mir her, schleppt fröhlich Teddys und anderes Spielzeug und war unheimlich verschmust. Im Nachhinein wundert es mich, den vom ersten Spaziergang an war er Fremden gegenüber eher skeptisch, machte sich klein und bellte. Und durch ihn habe ich erst erlebt, was alles Angst machen kann: Mülltonnen, Straßenschilder, Tüten, Wind in Büschen, glatte Böden, Tashcen ...unendlich erweiterbar. Alles wurde und wird z.T. bis heute angebellt und Hund geht keinen Schritt weiter, sträubt sich, setzt sich hin und zeigt Beschwichtigungsgesten. Auch anderen Hunden begegnete er von Anfang an mit lauter Stimme. Ebenso in der Welpenstunde, im Junghundekurs, im Erziehungskurs und Aufbaukurs bis jetzt in der Gruppe der "Großen": Bruno startet in Spielrunden immer gleich. Er stürzt sich mittenrein und bellt laut und wer zu aufgedreht ist, wird erst mal gemaßregelt. Dabei hat er allerdings noch nie gebossen, er nutzt seine Körperstatur und macht damit wohl schon Eindruck. Dabei steht das Nackenfell aber immer hoch und auch der Schwanz ist aufgerichtet. Seinen Ruf als Großmaul hatte er leider schon weg, bevor wir überhaupt in die Hundeschule kamen, da ein Wurfbruder auch da war und ziemlich für Stress sorgte (der war anderen gegenüber schon sehr aggressiv und dominant). Bruno dagegen kam mir in all seinen Gehabe eher immer sehr unsicher vor, was die Trainerinnen anfangs nicht so sahen- heute würden sie das nur bestätigen. Andere Hunde wurden auch an der Leine verbellt, dabei liebte er die drei Hunde meiner Geschwister, die er regelmäßig sah sofort heiß und innig. So ist es auch mit Menschen: alles was Familie ist, ist Rudel. Wird geliebt und absolut respektiert. Er lässt alles mit sich machen und ist 1000%ig treu und herzensgut. Fremde wurden lange verbellt, lange in dem er rückwärtsging, manche Zeit auch aggressiver. Viel Übung hat dazu geführt, dass er heute ruhig bleibt, solange die Menschen ihn nicht direlt anstarren, sich nach vorne beugen oder ihn ansprechen.
Und auch Hundebegegnungen sind immer noch stressig, wenn auch besser geworden. Solange wir genügend Abstand zwischen die Hunde bringen können, guckt er zwar und ich merke seine Anspannung, aber er ist ruhig und geht weiter. Schwieriger wird es, wenn es sehr eng wird oder der andere Hund nicht angeleint ist. Solange der dann weg bleibt, ist alles gut. Aber leider kommt es immer wieder zu unschönen Begegnungen mit Hunden, die frei herum laufen und ihn bedrängen. Letztens hat sich eine 30kg Hündin auf ihn gestürzt und sofort mehrfach gebissen. Wir waren mit allen Hunden (angeleint) unterwegs und sie rannte geifernd auf alle zu. Da ist Bruno nach vorn, hat sie mit seiner ganzen Statur an den nächsten Gartenzaun gedrückt und als sie dann den Schwanz einzog, kam er ruhig zu mir zurück. Ein anderes Mal haben ihn drei lautbellende Yorkis umkreist und wir konnten keinen Schritt gehen, bis das Frauchen endlich angerannt kam. Und das tat es erst, als Bruno und ich so weit von den Yorkis zurückgedrängt worden sind, dass auch er laut bellte.
Dritte typische Begegnung: Wir sind mit allen vier Hunden unterwegs (alle angeleint) und gehen gerade durch einen Fußgängertunnel als ein Jack-Russel auf uns zuspringt. Alle Hunde motzen (im Rudel ist es ja am schönsten), der kleine umkreist erst unsere alte Hündin, dann rennt er auf Bruno zu. Ich halte Bruno (bellend und motzend) fest, der Jackie interessiert das Gemotze nicht und er geht gleich an Brunos Hintern. Leider waren wir mittlerweile so an die Tunnelwand gedrückt, dass wir nirgends ausweichen konnten. Ich musste Bruno am Halsband festhalten, bis das saudoofe Frauchen ihren Hund endlich eingefangen hatte und durfte mir dann noch anhören wie sie zu ihrem sagte: "Komm, Pepper, die bösen Hunde wollen nicht spielen!"
In solchen Momenten koche auch ich innerlich, ärgere mich, dass ich nix sage und fühle mich irgendwie im Unrecht, weil mein Großer so ein Theater geacht hat. Aber Bruno kann es einfach nicht ausstehen, wenn andere Hunde an seinen Hintern gehen. Das hat vermutlich gute Gründe auf Grund all seiner Erkrankungen. Mit 6 Monaten wurde HD festgestellt, worauf bei ihm eine Kapselraffung gemacht wurde. Der Heilprozess hat ein Dreivierteljahr gedauert (dann durfte er auch wieder mit anderen Hunden richtig toben). Dann erster Spondyloseschub und so ein blöder Köter in der Hundeschule reitet ihn auf. Bruno ist damals winselnd zusammengebrochen. Und dann mit 1,5 Jahren erster Kreuzbandriss, mit 2 der zweite Kreuzbandriss. Immer ein halbes Jahr Heilung und keine Hundebegegnungen. Frauchen zog ihn immer weg, wegen der Gefahr, dass zu wild getobt wird.
Und jetzt hab ich einen oft pöbelnden, unsicheren 55kg-Hund an der Leine, der natürlich Eindruck macht und Menschen verunsichern kann, der vor immer wieder anderen Dingen Angst hat und immer wenn sich eine Angst gelegt hat, findet er was Neues gruselig. De Hundeschule weiß ihn kittlerweile besser einzuschätzen, sowohl seine Gebelle wie auch der Umstand, dass er sich bei zu dominaten Hunden hinter Frauchen verkriecht.
Was ich gerne ändern würde: Sein Gebelle/Geknurre bei Menschen, Wenn er da einfach relaxter wäre, wäre das optimal. Aber einem Fremden zu sagen: Hier, werfen sie ihm mal das Leckerli oder den Ball zu, wenn Brunos Stimme erklingt, ist äußerst schwierig. Er muss sich gar nicht von jedem Anfassen lassen, aber gerade im Hinblick auf willkürlich handelnde, nichtdenkende Personen wäre es mir lieb, er wäre ruhiger und entspannter. Und klar: optimal wäre, er würde bei allen Hundebegegnungen ruhig mit mir weitergehen...Habt ihr Ideen oder Tipps, wie wir da weiterkommen?