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(...) Bleibst du bei deinem Vorhaben oder kannst du dir vorstellen, dass das, was du selbst nicht beobachtet hast, dennoch möglich ist? (...)
Yep, exakt. Genau das ist hier passiert. Ich habe aus meiner eigenen Erfahrung auf objektive Realität geschlossen (erstmal nicht verwerflich, geht ja zunächst gar nicht anders) und habe - in einer gewissen Naivität - die Frage zu salopp formuliert, um besonders achtsam zu klingen. Das tut mir leid, denn tatsächlich hat das Thema einen Hintergrund, den ich für interessant halte.
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(...) Es gibt durchaus Rüden, die auf jeden intakten Rüden einkloppen. (...)
Ja, das lese ich hier auch.
Praktische Erfahrung von vielen HH ist da wohl ganz klar.
Wenn ich in 16 Jahren Hundehaltung aber komplett in einer Erlebniswelt stressfrei und ohne größere Zweifel zurecht kam, in der das Thema Geschlecht keine große Rolle spielte, dann ist das doch aber zumindest bemerkenswert.
Demnach meine Frage: Woran liegt das?
Gibt es natürliche Gründe dafür?
Der Wolf als Genlieferant hat keine Paarungskämpfe wie Hirsche. Die Position im Rudel wird durch ein paar tausend harmlose Alltagssituationen geklärt und nicht durch eine Kampfphase entschieden.
Begegnen sich Wölfe, die keinen Rudelverband führen, ist das eine andere Situation. Aber warum sollte die Kombination Wolfsrüde/Wolfsrüde anders sein als die anderen möglichen Begegnungen? Konkurrenz um Raum und Futter hat ja nix mit Geschlecht zu tun. Ist die Aufgabe der Revierwahrung eher den Wolfsrüden als den Wölfinnen zugeteilt (wofür ja das Markieren beim Pinkeln spräche)?
Und da Hunde keine Wölfe sind: Wenn es natürliche Wolfsfakten gibt, wie wirken die sich auf gegenwärtige Hundebefindlichkeiten aus?
Ich glaube (kann es nicht wissen, da ich kynologisch nicht besonders fit bin), dass natürliche Ursachen diese Sache nicht komplett und befriedigend erklären können und vermute, dass kultürliche Gründe eine große Rolle spielen, denn wie gesagt: In meiner Erlebniswelt war das noch nie ein relevantes Thema.
Wenn jemand mit seinem Hund, der - warum auch immer - aggressiv oder schutzbedürftig oder gestresst oder einfach irgendwie kontaktunwillig ist, an mir vorbei geht und die nahe Begegnung der Hunde verhindern mag, dann gehe ich natürlich darauf ein und bin froh, dass der andere HH mich und meinen Hund durch sein Verhalten vor eventuellem Stress bewahrt dadurch... nur frage ich mich, wie viel das mit dem Geschlecht zu tun hat.
Ganz oft habe ich Folgendes erlebt:
Andere/r HH: "Meiner ist immer aggressiv gegen alle Rüden."
Ich: "Och, das sieht aber extrem freundlich und kontaktwillig aus. Ich hab da keine Angst."
Es gibt eine erste Begegnung, die ist komplett unproblematisch.
Es wird abgeleint und ein netter Kontakt, vielleicht sogar mit gutem Spiel, entsteht.
Andere/r HH: "Das ist das erste Mal, das meiner mit einem Rüden kann! So was...!"
(Mein jetziger Rüde ist erst 1/2 Jahr alt, aber die beiden vorherigen waren in dieser Hinsicht sehr ähnlich und ich glaube, der neue wird auch so. Daher habe ich den Verdacht, es könnte, zumindest zu einem bedeutenden Teil, an mir liegen. Das hieße aus der Haltung des Menschen resultiert zu einem großen Teil das Verhalten der Hunde in dieser Hinsicht.)
Kann es sein, dass der Faktor Geschlecht stark überbewertet wird?
Kann es sein, das auch bei Hunden ein Unterschied zwischen natürlich-allgemeinem und kultürlich-individuellem Geschlecht gibt (ähnlich wie Sex und Gender beim Menschen differenziert werden müssen) ?
Ich bin ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass das so ist. Offenbar zu schnell und leichtfertig.
Aber was steckt tatsächlich dahinter?