Beiträge von Danskypack

    Etwa 1 Monat später:
    Wir haben das Wohnzimmer (angrenzend an Terrasse, also jederzeit durch Klappe frei zugänglich für die Katze) IMMER mit der Tür verschlossen, wenn wir nicht selbst darin sind.
    Jede Bewegung des Hundes im Wohnzimmer oder auf der Terrasse ist mit Indoor-Leine und unsererseits stark kontrolliert.
    Bei Katzenbegegnungen unterbrechen wir jedes interessierte Verhalten des Hundes mit einem starken "Nein!" plus Stampfschritt auf ihn zu. Wenn er seine Aufmerksamkeit dann stattdessen uns zuwendet, loben wir überschwänglich.


    Bisher hat es nix, oder zumindest kaum etwas gebracht.
    Die Katze kommt, außer nachts, schon manchmal nach drinnen (zum Futterplatz oder wenn es sehr regnet) und wirkt insgesamt etwas entspannter, allerdings nur, wenn der Hund hinter der geschlossenen Tür ist. Freiwillig gleichzeitig im selben Raum: nie.
    Der Hund scheint immer noch dasselbe Interesse an der Katze zu haben und würde sich exakt so verhalten wie zuvor, wenn wir das nicht unterbinden würden.
    Inzwischen ist er etwas älter und nicht ganz so extraspontan impulsgesteuert wie als Welpe, aber der Katzen-Reiz ist offenbar weiterhin sehr stark und das Hetzspiel (würden wir es zulassen) scheint weiterhin ritualisiert und automatisch zu funktionieren.


    Ist es noch zu früh, um mehr zu erwarten?
    Müssen wir einfach geduldig weiter machen und warten?
    Oder können wir noch etwas tun, auf was wir im Moment nicht kommen?

    Die Tage hat mein kleiner Superhund sich auf Kommando neben mich an den Wegesrand gesetzt und mich anschauend gewartet, bis ich das Auflösekommando gab... währen ein PFERD vorbeitrabte!!! :rollsmile:
    Ohne Gekläffe, Aufregung, Hysterie, einfach gewartet und mich angeschaut.
    Ich war in diesen Sekunden wichtiger als das Pferd!!!
    Hätte ich nicht für möglich gehalten. Hätte Geld dagegen gesetzt (viel).
    Aber es war so.

    Zitat

    (...) Bleibst du bei deinem Vorhaben oder kannst du dir vorstellen, dass das, was du selbst nicht beobachtet hast, dennoch möglich ist? (...)


    Yep, exakt. Genau das ist hier passiert. Ich habe aus meiner eigenen Erfahrung auf objektive Realität geschlossen (erstmal nicht verwerflich, geht ja zunächst gar nicht anders) und habe - in einer gewissen Naivität - die Frage zu salopp formuliert, um besonders achtsam zu klingen. Das tut mir leid, denn tatsächlich hat das Thema einen Hintergrund, den ich für interessant halte.


    Zitat

    (...) Es gibt durchaus Rüden, die auf jeden intakten Rüden einkloppen. (...)


    Ja, das lese ich hier auch.
    Praktische Erfahrung von vielen HH ist da wohl ganz klar.
    Wenn ich in 16 Jahren Hundehaltung aber komplett in einer Erlebniswelt stressfrei und ohne größere Zweifel zurecht kam, in der das Thema Geschlecht keine große Rolle spielte, dann ist das doch aber zumindest bemerkenswert.


    Demnach meine Frage: Woran liegt das?
    Gibt es natürliche Gründe dafür?
    Der Wolf als Genlieferant hat keine Paarungskämpfe wie Hirsche. Die Position im Rudel wird durch ein paar tausend harmlose Alltagssituationen geklärt und nicht durch eine Kampfphase entschieden.
    Begegnen sich Wölfe, die keinen Rudelverband führen, ist das eine andere Situation. Aber warum sollte die Kombination Wolfsrüde/Wolfsrüde anders sein als die anderen möglichen Begegnungen? Konkurrenz um Raum und Futter hat ja nix mit Geschlecht zu tun. Ist die Aufgabe der Revierwahrung eher den Wolfsrüden als den Wölfinnen zugeteilt (wofür ja das Markieren beim Pinkeln spräche)?
    Und da Hunde keine Wölfe sind: Wenn es natürliche Wolfsfakten gibt, wie wirken die sich auf gegenwärtige Hundebefindlichkeiten aus?
    Ich glaube (kann es nicht wissen, da ich kynologisch nicht besonders fit bin), dass natürliche Ursachen diese Sache nicht komplett und befriedigend erklären können und vermute, dass kultürliche Gründe eine große Rolle spielen, denn wie gesagt: In meiner Erlebniswelt war das noch nie ein relevantes Thema.
    Wenn jemand mit seinem Hund, der - warum auch immer - aggressiv oder schutzbedürftig oder gestresst oder einfach irgendwie kontaktunwillig ist, an mir vorbei geht und die nahe Begegnung der Hunde verhindern mag, dann gehe ich natürlich darauf ein und bin froh, dass der andere HH mich und meinen Hund durch sein Verhalten vor eventuellem Stress bewahrt dadurch... nur frage ich mich, wie viel das mit dem Geschlecht zu tun hat.


    Ganz oft habe ich Folgendes erlebt:
    Andere/r HH: "Meiner ist immer aggressiv gegen alle Rüden."
    Ich: "Och, das sieht aber extrem freundlich und kontaktwillig aus. Ich hab da keine Angst."
    Es gibt eine erste Begegnung, die ist komplett unproblematisch.
    Es wird abgeleint und ein netter Kontakt, vielleicht sogar mit gutem Spiel, entsteht.
    Andere/r HH: "Das ist das erste Mal, das meiner mit einem Rüden kann! So was...!"
    (Mein jetziger Rüde ist erst 1/2 Jahr alt, aber die beiden vorherigen waren in dieser Hinsicht sehr ähnlich und ich glaube, der neue wird auch so. Daher habe ich den Verdacht, es könnte, zumindest zu einem bedeutenden Teil, an mir liegen. Das hieße aus der Haltung des Menschen resultiert zu einem großen Teil das Verhalten der Hunde in dieser Hinsicht.)


    Kann es sein, dass der Faktor Geschlecht stark überbewertet wird?
    Kann es sein, das auch bei Hunden ein Unterschied zwischen natürlich-allgemeinem und kultürlich-individuellem Geschlecht gibt (ähnlich wie Sex und Gender beim Menschen differenziert werden müssen) ?


    Ich bin ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass das so ist. Offenbar zu schnell und leichtfertig.
    Aber was steckt tatsächlich dahinter?

    Zitat

    Unaufgefordert anderen, dir unbekannten Menschen " eine Chance zu geben, sich besser zu informieren" und dieses Informieren gleich selbst zu übernehmen, ist für mein Empfinden arrogant belehrend. Da gibt es keine beste Variante.


    Ich treffe beim Gassi viele Leute und habe mit ihnen viele Gespräche... und dabei erfahre ich hin und wieder etwas, was ich nicht wusste, was interessant ist, wo ich mich schlauer machen möchte oder wo mir ein Hinweis hilfreich ist. Das passiert nicht jedes Mal durch meine direkte Aufforderung und ist selten arrogant belehrend. Das ist ganz einfach Austausch.
    Wenn jemand auf die Frage "Ist das ein Rüde?" und mein Bejahen seinen Hund mit kurzer Leine ins Unterholz und an uns vorbei zerrt ... na ja, dann findet ziemlich sicher kein Austausch statt. Es gibt aber, zum Glück, auch andere Situationen, die mit der Frage anfangen.

    Gut. Kann ja sein, dass ich von lauter Zufällen betroffen bin. Meine Hunde waren/sind dann eben zufällig rüdenverträglich, etwa zwei Dutzend Hunde, die ich gut kenne sind zufällig rüdenverträglich und viele Hunde, deren Halter/innen mir versicherten, sie hätten enorme Probleme mit Rüden, haben sich dann zufällig als verträglich entpuppt.
    Kann sein, dass das alles Zufälle sind.


    Kann auch sein, dass meine vorherige Interpretation meine Wahrnehmung beeinflusst und ich einen "blinden Fleck" da habe und dass ich fälschlicherweise nur umgekehrt annehme, andere könnten einen "blinden Fleck" haben.


    Dann frage ich mal umgekehrt (weil ich es einfach nicht weiß, weil ich da mehr wissen will):


    Welche Fakten sprechen denn dafür, dass Rüden untereinander grundsätzlich/oft/manchmal ein Aggressionsproblem haben?
    Was sollte ich wissen und bedenken, wenn ich bisher bei dem Thema unbesorgt mit meinem Hund unterwegs bin (keinesfalls bei anderen Themen oder generell unaufmerksam - nur eben beim Faktor Geschlecht)?
    Welches Verhalten ist an das Gegenübergeschlecht direkt gebunden (oder wenn die ganzen Zufälle in meinem Leben vielleicht doch irgendeinem roten Faden folgen: Welches ist indirekt gekoppelt?

    Viele, viele andere HH begegnen viele, viele Male dieser Frage.
    Sie ist nervig, sie macht seltenst Sinn (außer da ist eine läufige Hündin) und sie entspricht offenbar dem tiefen Glauben, dass ein geschlechtsreifer Rüde sich aggressiver verhält oder aggressiveres Verhalten seitens des Gegenüberhundes produziert.


    Aber was ist eine sinnige Antwort darauf?


    Ich selbst habe den dritten Rüden, der sich nicht differenziert nach Geschlecht des Kontaktes verhält (aber freilich sehr in Bezug auf "dominantes/unterwürfiges" Auftreten, Alter, Laune, Spielwillen,...) und kenne einen Riesenhaufen Rüden und Hündinnen, wo das ebenso überhaupt nicht relevant ist. Die einzigen Beispiele, wo das wirklich was ausmacht, ist wenn Herrchen/Frauchen anders reagiert (und in logischer Folge der Hund).
    Ich weiß, dass das entweder gar keinen, oder vielleicht nur einen geringen Unterschied macht und dass die Hunde eine riesige Repertoire-Bandbreite haben, um das unter sich auszumachen, wie sie sich zueinander verhalten wollen, auch was das Geschlecht angehen mag.


    Aber wie gehe ich mit Menschen um, die diesem Glauben anhängen?
    Wenn ich also jemandem begegne, der mir bereits auf 100 m Distanz diese Frage stellt (am besten mit Leine kürzer greifen und Beunruhigung in der Stimme)... was sag ich dann?


    Also coole, witzige oder augenzwinkernde Antworten fallen mir da auch ein... aber was wäre eine sinnige Antwort?
    Eine, die dem anderen HH die Chance gibt, sich besser zu informieren - ohne arrogant belehrend zu sein?
    Eine, die auf irgendwelche Fakten/Bücher/Links verweist und nicht nur auf meine persönlichen Erfahrungen?
    Eine, die was nützt?

    Zum Katzenjagen:


    Auf gar keinen Fall hinnehmen!
    Das schleift sich ein und dann ist es ein schwer wieder zu änderndes Ritual.
    Mit unserem DSG-Junghund (jetzt 1/2 Jahr alt) haben wir das komplett falsch gemacht. Auch wir hatten die Info "Das ist nur Spiel.", "Da kann man nix machen.", "Das gibt sich von alleine.", usw.
    Ergebnis: Unsere (Freigänger-)Katze war so gut wie ausgezogen.
    Jetzt haben wir ganz schön viel Arbeit, den Automatismus des ritualisierten Hetzspiels zu durchbrechen: Völlige räumliche Trennung (Wohnzimmertür ist immer zu und Hund kommt nur mit Leine ins Wohnzimmer, bzw. auf die angrenzende Terrasse), 100%ige Aufmerksamkeit bei Begegnungen (sofortiges "Nein!" bei der geringsten Hunderegung Richtung Katze, dickes Lob bei gewolltem Verhalten) und extraviele Katzenleckerlies und Streicheleinheiten, damit uns die Katze noch halbwegs mag.


    Wenn wir das vorher besser gelenkt hätten, hätten wir jetzt nicht so viel damit zu tun.
    Das Wichtigste ist, von Anfang an sichere Räume zu schaffen. Es gibt einfach eine Zone, in der NUR die Katze sein darf. Dort ist sie sicher und wird nie gejagt.
    Der Hetzimpuls muss früh und jedes Mal unterbrochen werden von Menschenseite. Nötigenfalls hilft da die Indoor-Leine. Man sollte dem Hund immer sofort eine Alternative anbieten: Wenn er nicht nachrennt, bekommt er das Superspielzeug, das Superleckerlie und dazu Superlob.
    Wenn´s mal schief geht und der Hund zum Hetzen kommt: Extraböse reagieren und den Hund ignorieren.


    *seufz* Ich erinnere mich an die 2 Hundefreundschaften, die unsere Katze vorher hatte... das war entspannt und einfach! Aber da war es kein hetzender Welpe, der gewöhnt werden musste.

    Yep, toto666.... das klingt nach Wohnungskatzen und so sehr ich es richtig finde, dass unsere Katze Freigängerin ist, so sehr habe ich es jetzt in den letzten Monaten bedauert, dass sie sich den "hundefreien Raum" selbst schaffen kann, wenn sie will, nämlich draußen.
    Das ist ja das Problem: Ihre Rückzugsmöglichkeit ist die völlige Abwesenheit.
    Sie ist hundeerfahren: mit ihrem ersten Hundemitbewohner kuschelte sie im Körbchen, mit dem zweiten hatte sie ein freundliches Ignorieren eingeübt und krallenlose Nasenhiebe kennt sie als Hundeerziehungsmittel sehr gut, aber die beiden Kandidaten rannten ihr auch nicht hinterher.
    Die Mühe des Kennenlernens nimmt sie nicht auf sich, so lange der Hund ihr nachrennt und sie einfach lieber ausweicht.

    Ach ja, sorry,.... Du hattet ja eine konkrete Frage gestellt:


    Zitat

    (...) Was kann ich aktuell tun um ihr Verhalten so schnell wie möglich zu unterbinden(außer Maulkorb) (...)


    Hmmm... ich glaube, dass es keine wirklich schnell wirksame Strategie gibt.
    Viel vorausschauende Kontrolle plus Schleppleine kann aber ganz viele Situationen verhindern.
    Kurzfristig ist das schon mal eine Verbesserung, wenn auch kein völliges Unterbinden.
    Wenn dazu dann Training und Geduld kommen, wird das was.

    Als unser Pinot alles, aber wirklich ALLES fraß, haben wir am Anfang den Fehler gemacht, panisch zu intervenieren, wenn er was ins Maul nahm, es ihm wieder rauszunehmen versucht und geschimpft. Konsequenz war - logisch - dass er gelernt hat, die Sachen ganz schnell runter zu schlingen, bevor sie ihm wieder abgenommen werden konnten. :verzweifelt:


    Als wir dann ein "Nein!" aufbauten, vor dem Futter ein "Okay!"-Kommando obligatorisch machten und ohnehin mit der Schleppleine zu arbeiten anfingen, sahen wir aber immer noch keine Verbesserung.
    "Nein!" und "Okay!" klappten sehr gut... aber trotzdem wurde jeder Pferdeapfel erstmal ins Maul genommen.


    Jetzt... nach wochenlangem vermeintlich erfolglosen Trainings, nach vielen, vielen "Neins!" und vielem, vielem Schleppleinengerucke, gibt es langsam, ganz laaaangsam einen bemerkbaren Effekt. Er lässt immer öfter Dinge auf dem Weg liegen, für die er sich interessiert, wenn ein rechtzeitiges "Nein!" kommt... auch schon einige Male Pferdeäpfel.
    Der Welpen-Impuls, erstmal alles ins Maul nehmen zu wollen, lässt tatsächlich ein klitzeklein wenig nach mit der Zeit und wenn parallel dazu konsequent mit Kommandos und Kontrolle gearbeitet wird, ergibt das ein Verhaltensmuster, das sich festigen kann.


    Zumindest glauben wir das nun und machen voll Vertrauen in langfristig wirksame Hundepädagogik weiter.
    :gut: