Ich bin gerade etwas verunsichert.
Und da Verunsicherung für mich blöd, aber für den Hund GANZ blöd ist, will ich hier mal fragen.
Mein Hund hört im Haus wie unterwegs ziemlich gut für sein Alter (7 Mon), wie ich finde.
Er ist sich des Endes der Schleppleine sehr bewusst und hält den Radius, bzw. kommt auf Rückruf immer sofort und 99%ig zurück, wenn er mal 1 Meter zu weit geprescht ist.
Er ist noch bei starken Umweltreizen anfällig, z.B. machen wir in der Hundeschule (erst 1 Sitzung nach Welpengruppe) keine gute Figur, weil er das alles unglaublich aufregend findet, aber genau an diesen Punkten bringt Arbeiten mit ihm deutliche Fortschritte und er bekommt langsam gerafft, dass z.B. wir Menschen entscheiden, ob er zu einem anderen Hund darf oder nicht, dass Pferde nur anschauen auch toll ist und dass unsere Kommandos höher stehen, als Impulse, die gerade spannend sind (bei Fuß laufen an Reizvollem vorbei, Sitz machen und den Jogger nicht mal anschauen bis er vorbei ist, auf ein "Nein!" von extrem toll riechendem Müll ablassen,...).
Alles prima und wie ich finde, für sein Alter, seinen Entwicklungsstand und seinen Charakter voll im Rahmen.
Aber dabei schaut er uns nicht an.
Jedenfalls nicht von sich aus. Wenn ein akustischer Reiz von uns ausgeht, reagiert er freilich mit Schauen.
Aber nie von selbst.
Nur aufgefordert.
In der Hundeschule und durch Lesen habe ich gelernt, dass man Blickkontakt unterstützen muss und dass ein gutes Zeichen für die Bindung Hund-Mensch ist, wenn beide Partner über Blicke und Körpersprache kommunizieren, auch ohne, dass es eingefordert werden müsste (per Hörzeichen).
Aber das passiert nicht.
Bzw. sehr, sehr wenig.
Ich belohne jeden Blickkontakt, auch zufälligen.
Es gibt Leckerlie und Lob, jedesmal.
Trotzdem wird es dadurch irgendwie nicht häufiger.
Wir haben das Kommando "Schau!!" aufgebaut. Na ja... "aufgebaut" ist zu viel gesagt, denn draußen funktioniert es genauso, wenn ich "Gartenstuhl" oder "Mumbai" sage... er reagiert auf das akustische Signal mit dem Blick zu mir.
Von alleine kommt er nicht auf die Idee zu schauen.
Viele Kommandos befolgt er 1a und zuverlässig ohne zu schauen. Auf ein "Hier" kommt er. Er überspringt den Aufmerksamkeitsschritt des Blickkontaks und kommt einfach.
Seit ich verstärkt drauf achte, sehe ich, dass auch andere körpersprachliche Zeichen die ich so sende nicht wahrgenommen werden von ihm. Wenn ich mich, an der Leine neben ihm, ihm zuwende (90°-Drehung), bemerkt er es nicht.
Wenn ich aber "Mumbai" sage, habe ich sofort seine ganze Aufmerksamkeit.
Jetzt hadere ich.
Ist das, weil ich aufgrund von Behinderung eine eingeschränkte Beweglichkeit und Körpersprache habe und er sich logisch-folgerichtig angewöhnt hat, nur auf meine (viel facettenreicheren) akustischen Signale zu achten?
Oder ist das, weil er tatsächlich weniger oder gar zu wenig achtsam ist?
Heißt das, dass der Kommando-Gehorsam nur "oberflächlich" zu funktionieren scheint und dass tatsächlich seine Bezogenheit auf mich/uns nicht so klasse ist?
Oder heißt das, dass unser Hund eben so tickt, wie er tickt und ich mir nur Stress mache, weil andere so viel Gewicht auf den uneingeforderten Blickkontakt legen?
Soll ich weiter mit ihm üben, üben, üben und einfach Geduld haben?
Soll ich eine Trainerstunde zu dieser Einzelfrage vereinbaren?
Haben wir ein Problem oder ist das nur eine Nebelbombe?