Ich bin kein Vegetarier und würde es auch nicht werden wollen, denn ich esse gerne gutes Fleisch und mag meine omnivore Ernährungsweise (in dem Zuge verwehre ich mich allerdings dem Begriff "Fleischfresser", ich bin kein Carnivore und das ist vmtl. kein lebender Mensch auf Erden).
Selbstverständlich bin ich für artgerechte Haltung zugänglich und ich achte, wo ich es kann, darauf mir entsprechende Lebensmittel zu kaufen. Was ich allerdings nicht tue, ist blindlinks Bio zu kaufen, wenn ich Label und Bestimmungen nicht kenne. Mag aber auch daran liegen, dass ich die Kehrseite von alles nur biologisch sehe und mich vor Chemie nicht fürchte, so sie vernünftig eingesetzt wird (z.B. als Medikament im weitesten Sinne - nicht als Cocktail zur Vorbeugung usw. usf.) - aber das ist ja im Bezug auf den Thread ein anderes Fass. Ich lüfte nur den Deckel, weil Vegetarisch und Bio-Label hier super schnell in einen Topf geworfen werden.
Ich würde, wenn ich könnte, sehr gerne selber Vieh halten und schlachten, auch wenn ich dann den Namen der Minimaus kenne, die später auf meinem Teller landet. Vielleicht eben deswegen.
Allerdings - und hier kommt das große Manko - habe ich (a) noch nicht die Möglichkeit eigenes Nutzvieh zu halten und (b) mich vom Bauernladen zu ernähren. Das liegt in der finanziellen Natur, die extrem eingeschränkt ist aus diversen Grünen und in der Lage unseres aktuellen Wohnortes. Nun werde ich als Omnivore von zahlreichen Vegetariern angefeindet, dass ich doch bitte meinen Fleischkonsum (der schon minimalistisch ist) zurückfahren soll und mein Geld in Lebensmittel investieren sollte, die artgerecht und biologisch sind ... woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Wenn die meisten Vegetarier, die kein Fleisch zu sich nehmen, weil sie Massentierhaltung fürchten, stattdessen ihr Fleisch aus einem kleinen Betrieb mit artgerecht gehaltenen Tieren kaufen würden, wäre es für diese Landwirte einfacher gegen die großen Konzerne anzugehen. Und sie würden den Weg aufzeigen, der den Genuss von Fleisch im ethischen Rahmen möglich macht.
Nicht zu wählen unterstützt immer die stärkste Partei - das kennen wir doch.
Was mich als Omnivore darüber hinaus vielfach ärgert, wenn ich von einem Vegetarier/Veganer belehrt werde, ist die Doppelmoral, die oft anzutreffen ist:
Da wird die Massentierhaltung in Deutschland verflucht, aber Bananen gegessen, die um die halbe Welt geflogen wurden. Da muss auf Lebensmittel zurück gegriffen werden, die gar nicht in Deutschland existieren oder die gar nicht dazu gedacht sind, die ganze Menschheit zu ernähren. Da werden Lebensmittel konsumiert, die aus ganz anderen Ländern kommen, Lebensmittel, die absolut außerhalb der Saison gegessen werden wollen (Erdbeeren, Obst allgemein usw. usf.).
Wo ist denn da die ökologische und ökonomische Konsequenz?
Ich denke, so berechtigt der Ärger von Vegetariern/Veganern ist, wenn die Fleisch-Doppel-Moral auf den Tisch kommt, um zu rechtfertigen, dass jmd. immer sein Steak auf dem Tisch haben muss, so sehr ärgert es viele Omnivoren, dass auch auf der Vegetarier/Veganer-Seite viel Doppelmoral herrscht.