Hallo!
Ich habe auch mehr als genug negative Erfahrungen mit Jägern gemacht.
Ich treffe mich mit anderen Hundebesitzern vormittags regelmäßig zum Spazierengehen in der Nachbargemeinde und wir gehen auch öfters im Wald spazieren. Meine 17 jährige Hundeoma, die noch nie Jagdtrieb hatte, darf frei laufen (nur auf dem Weg natürlich) und der sehr gut erzogene Hund meiner Eltern (der ist inzwischen soweit, dass er sofort zu uns kommt, wenn er Wild sieht, um sich seine Belohnung abzuholen). Der Rest ist an der Leine.
Trotzdem wurden wir schon mehrfach bedroht. Mal mit angelegter Flinte, mal wurde uns gesagt, dass man uns auch mit Wildschweinen verwechseln könnte, wenn wir weiter im Wald spazieren gehen. Unsere Kennzeichen wurden aufgeschrieben, wir wurden verfolgt, zu Hause angerufen ... Mir hat sogar einer erzählt, er wüsste jetzt ja, wo ich wohne, und, dass ich alleine lebe...
Dann wurde ein Fuchs vor unseren Augen erschossen - nicht weit von uns weg - ein Querschläger hätte auch uns treffen können.
Wir haben uns bei der Gemeinde beschwert, beim Forstamt ... erst als ein Anwalt eingeschaltet wurde, wurde mit diesen Jägern mal gesprochen. Ihre Jagdlizenz haben sie immer noch ... Uns lassen sie allerdings in Ruhe, dafür belästigen sie jetzt andere Frauen (ja, nur Frauen - sobald Mann dabei ist, lassen sie einen in Ruhe).
Und wir waren immer diejenigen, die angeboten haben, dass wir SEHR GERNE woanders gehen, wenn wir wissen, dass in einem Gebiet gerade gejagd wird, dass man uns gerne vorher anrufen kann, eine Notiz am Auto lassen, Mail schicken ... Ich bin echt nicht scharf darauf, gleichzeitig mit diesen Jägern im Wald zu sein, aber das wollten besagte Jäger nicht. Wir sollten grundsätzlich nicht im Wald laufen (und es ist eine sehr waldreiche Gegend - da kann man kaum anders gehen).
Mit 16 wurde mir schon von Jägern erzählt, dass sie meine angeleinten Hunde jetzt mitnehmen und erschießen, da vor drei Tagen (ich war da im Urlaub!) ein Reh gerissen wurde. Ich bin heulend nach Hause gelaufen ...
Regelmäßig sehe ich, wie Tiere während ihrer Schonzeit geschossen werden und dann heimlich ins Auto verfrachtet werden.
Die Kadaver der Tiere werden gerne neben Waldkindergärten aufgehängt, da diese ja auch unbeliebt sind bei diesen Jägern und die Kinder bekommen einen riesen Schock ...
Tiere werden angeschossen, aber keine Nachsuche betrieben - da rennt dann das vor Schmerzen wahnsinnige Wildschwein durch den Ort und demoliert die Kirche, während der Jäger zu Hause sitzt und der Förster das Tier dann erledigen muss.
Eingeweide der Tiere oder auch Kopf und Beine von Rehen (hübsch arrangiert) liegen direkt neben viel besuchten Wanderwegen, damit auch jeder Spaziergänger (und Hundebesitzer) seine Freude daran hat - teilweise mitten im Wasserschutzgebiet.
Die Bäume entlang der Waldwege (teilweise Waldlehrpfade) werden inzwischen von riesigen Markierungen in Neonfarbe und Absperrbänder gesäumt, damit die Jäger auch ihre Hochsitze wiederfinden.
Die Jäger rasen ohne Sinn und Verstand mit den Autos durch den Wald - ich sehe da mittlerweile mehr überfahrene Kröten, Frösche, Blindschleichen, Eidechsen ... als auf unseren Straßen - einschließlich einem angefahrenen Igel (im Wald!!! - weit weg von einer öffentlichen Straße), den wir dann zum TA brachten.
Seit ich in einer anderen Gegend lebe, kenne ich allerdings auch wieder nette Jäger und ich bekomme nicht jedes Mal Angst, wenn sich ein Auto im Wald nähert. Ich kenne also durchaus beide Seiten und weiß, dass es auch "gute" jäger gibt.
Trotzdem bin ich der Ansicht, dass es sehr viel strengere Regeln in Bezug auf Jäger geben müsste.
Wie kann es sein, dass ein Mann, der kaum noch sehen kann, zittrig ist ... noch mit scharfer Munition in sehr belebten Wäldern schießen darf? LKW-Fahrer werden alle paar Jahre gesundheitlich kontrolliert, aber jemand mit Schusswaffen nicht?
Die Regeln für Schützenvereine sind unglaublich streng und werden kontrolliert - für Jäger nicht.
Stellt euch mal vor, Polizisten würden sich das erlauben, was manche Jäger da abziehen. Da wäre aber was los. Aber solbald es ein Jäger ist, kommt üblicherweise die Reaktion: "Du wirst schon etwas angestellt haben, um so eine Reaktion zu verdienen."
Stellt euch mal vor, jedes Jahr würden mehrere unbeteiligte Menschen von Polizisten erschossen?
Wenn man zu den wenigen Menschen in einem Land gehört, die eine Schusswaffe führen dürfen, hat man in meinen Augen eine besondere Verantwortung und sie darf nicht genutzt werden, um anderen Menschen grundlos zu bedrängen, bedrohen und zu belästigen. Und ja, ich sehe da die Jägerschaft in der Verantwortung. In meinen Augen sollte eine Jagdlizenz lieber ein Mal zu viel aberkannt werden (ist in den meisten Fällen immerhin nur ein Hobby), als dass noch mehr Menschen bedroht werden oder Angst haben, in den Wald zu gehen.
Ansonsten empfinde ich vieles von der Jägerschaft als absolute Heuchelei. Man soll an das arme Wild denken, wenn es gehetzt wird, und wie es leidet? Wenn es den Jägern so sehr darum geht, wieso gibt es dann Treibjagden?
Wenn man nur jagd, weil es zu viele Tiere gibt, warum wird dann immer noch zugefüttert (meine liebste Variante ist dabei, wenn der Jäger in einem Gebiet gleichzeitig der Landwirt ist und dann zufällig ein Maisfeld neben dem Wald nicht abgeerntet wird - natürlich erst nachdem ein neuer Hochsitz an dem Feld platziert wurde).
Wieso ist ein Reh, dass von einem Hund gerissen wird, so viel schlimmer, als wenn es von einem Jäger geschossen wird? Angeblich (wurde ja bereits mehrfach von Biologen widerlegt) gibt es doch zu viele Rehe?
Versteht mich nicht falsch - niemand sollte seinen Hund hinter Wild herhetzen lassen und wenn ein Hund tatsächlich Wild reißen sollte, darf man ihn in meinen Augen nie mehr von der Leine lassen, aber ich finde, dass da oft mit zweierlei Maß gemessen wird.
Ebenso wie von Jägern immer wieder gerne Lügen verbreitet werden (Übertragung vom Fuchsbandwurm auf den Menschen und, dass man deswegen Füchse jagen muss - ja klar ... angebliche Tollwutfälle in Regionen, die seit Jahren tollwutfrei sind ...).
Da liegt in meinen Augen in Deutschlang vieles im Argen. Anstatt, dass Menschen, die z.B. Zoologie studiert haben und z.B. Populationsdynamike erforschen, Abschussquoten festlegen, liegt das ganze Thema Jagd zum großen Teil in den Händen von "Laien", die von Populationsökologie keinerlei Ahnung haben.
Sorry für den langen Text, aber nachdem ich von einigen Jägern wirklich massiv bedoht wurde und feststellen musste, dass man kaum etwas dagegen machen kann, ist es wirklich ein Reizthema für mich.
Jagd? Ok - besser als Massentierhaltung - aber bitte mit mehr Kontrolle und Vernunft.
Liebe Grüße
Kerstin