Sundris Beitrag zum Thema "angeknipst sein" kann ich nur unterschreiben. Und ebenso die Einstellung, dass man seinen Hund so akzeptieren muss, wie er eben ist, und das er vielleicht nicht in jeder Hinsicht ein "Bilderbuch-Hund" ohne Probleme ist (aber wo gibt es das schon wirklich, das ein Hund so gar keine Baustelle hat?). Heißt, wenn mein Hund eben z.B. Jagdtrieb hat, kann ich mich zwar immer wieder drüber ärgern, dass Freilauf nur sehr eingeschränkt und mit viel intensivem Training möglich ist, und neidisch auf den Nachbarshund schauen, der gar keinen hat. Oder eben mich mit der Situation arrangieren und üben, üben, üben .
Meine Hündin ist auch in fremdem Gebiet sehr unsicher; als wir sie bekommen haben war sie kaum bis gar nicht ansprechbar. Sie hat anfangs auch nicht auf Leckerli draußen reagiert. Aber das gibt sich alles nach und nach, und langsam sind auch fremdere Gebiete kein so großes Problem mehr. Wichtig ist mir, sie an für sie stressige Situationen behutsam und langsam heranzuführen und ihr möglichst positive Erfahrungen zu bescheren. Sprich, wenn der Hund z.B. den Stadttrubel gar nicht kennt, dann würde ich jetzt nicht gerade mitten in einer belebten Fußgängerzone einer großen Stadt laufen um das zu Üben/den Hund zu gewöhnen, sondern vielleicht in einer kleinen Stadt, wo nicht ganz so viel los ist und der Hund sich nicht ganz so verloren im neuen Territorium fühlt. Eben so, dass der Hund ein Erfolgserlebnis hat und sein Selbstbewusstsein (bei unsicheren Hunden) so gestärkt wird.
Und Lotte, bei uns ist es genauso z.B. mit der Leinenführigkeit in einer neuen Umgebung. Ich merke, wie meine Hündin eigentlich drauf achten will, aber die Konzentration völlig für andere Dinge drauf geht. Da bin ich dann auch ein bisschen nachsichtiger. Sie hatte auch eine Phase, da schien echt ALLES neu zu sein (nach 4 Monaten reiner Zwingerhaltung in Rumänien wohl auch nicht verwunderlich) - und da hat jeder aufflatternde Vogel für helle Aufregung (und Jagdtrieb) gesorgt... Es gab eine Zeit, da hat striktes bei Fuß-Laufen neue Situationen für sie erleichtert, weil sie gemerkt hat, dass ihr die Verantwortung abgenommen wird, aber manchmal funktioniert das auch gar nicht, weil sie 2m neben mir läuft, und dann Zentimeter für Zentimeter wieder weiter nach vorn läuft
Ich glaube man muss eine Balance finden zwischen dem "perfekt erzogenen" Hund, der jedes Kommando auf das erste Zeichen hin befolgt, und dem individuellen Charakter des Hundes (meine ist zum Beispiel - sowohl vom (vermuteten) Rassehintergrund als auch aufgrund der Tatsache, dass sie wohl noch in der Pubertät ist -, ab und an ziemlich resistent gegenüber dem, was ich von ihr will ). Und nicht so sehr auf die anderen, vermeintlich so wohlerzogenen Hunde schauen :) Wie gesagt, ein Hund, der liebevoll groß geworden ist und nichts "schlimmes" erlebt hat (bzw. seine Eltern, wenn wir denn von einer gewissen Vererbung von Charakter ausgehen), ist vielleicht auch leichter in solchen Situationen zu erziehen. Klar ist man dann ab und zu neidisch, aber tauschen wollen würde ich trotzdem nicht