Hallo zusammen,
ich hoffe, dass ich von euch Tipps und/oder Ratschläge erhalten kann, wie ich mit dem Verhalten von meinem Hund umgehen soll.
Vor ca. einem Jahr habe ich meinen ersten eigenen Hund bekommen (Johnny, Kleinspitz). Bin selbst mit zwei Schäferhunden aufgewachsen und hatte auch ab und zu das Vergnügen mit diesen Trainieren zu dürfen als ich älter geworden bin. Waren super Hunde die Beiden, ruhig, konzentriert und folgsam.
Demnach wollte ich auch wieder einen Hund in meinem Leben haben und bin einfach fasziniert von Spitzen, Will-to-please, Gelehrig, Klug, Klar im Kopf und diese gewisse Präsenz die von ihnen ausgeht. Also habe ich mich weiterhin über diese Rasse und mögliche Züchter in der Umgebung schlau gemacht. Habe auch einen seriös wirkenden Züchter gefunden und war zu Besuch gewesen. Diese hatte gerade auch 4 Wochen alte Welpen. Die Hunde dort haben freundlich und aufgeschlossen gewirkt und ich bin regelrecht von ihnen belagert worden, damit diese Streicheleinheiten bekommen. Habe mich auch lange mit der Züchterin unterhalten und diese hat mir genau erklärt was sie mit den Hunden unternimmt und was sie bereits alles kennen (andere Tiere, Menschen, Geräusche, etc.). Ich war beeindruckt, wollte allerdings noch Bedenkzeit haben und mir die Welpen ein paar Wochen später nochmal anschauen. Als diese dann 7 Wochen alt waren, bin ich nochmal vorbei gekommen und habe mich für einen kleinen Rüden entschieden. Den Verspieltesten und gut gelauntesten von allen.
Mit dem Ende seiner 10ten Lebenswoche durfte ich ihn dann abholen. Ich hatte mich tierisch gefreut und im voraus schon dicke Bücher gelesen bzgl. Hundeerziehung, Sozialisierung und wie ich am Besten darauf aufbauen kann. Wir fuhren also hin, haben uns nochmal ca. 2 Stunden unterhalten und ich habe den Kleinen mitgenommen.
Daheim angekommen, habe ich ihm die gesamte Wohnung gezeigt und mit unseren Katzen vertraut gemacht. Ich hatte die Züchterin extra auf Katzen angesprochen und sie hat mir versichert, dass dies kein Problem ist. Nun ja, er hatte Panik vor Katzen … Also habe ich ihn sehr langsam an unsere Katzen herangeführt, immer mit Futter und Aufmerksamkeit belohnt, wenn er sich ruhig und gelassen den Katzen genähert hat oder die Katzen auf ihn zugekommen sind. Mit langen Pausen dazwischen.
Nun sollte man ja mit einem Welpen alle 2 Stunden (auch Nachts) rausgehen, dies war mein Plan gewesen. Das erste Mal als ich mit dem Kleinen raus bin (habe ihn vorsichtig die Treppen herunter getragen und in den Grünstreifen vor unserem Haus gesetzt und gewartet). Er schaute mich panisch und winselnd an. Also bin ich mit ihm in das Gras gelaufen und habe es angefasst und Leckerlies reingelegt. Irgendwie beschlich mich der Verdacht, dass er das zuvor noch nie gesehen hatte.
Da wir mitten in einer Kleinstadt wohnen, sind wir natürlich auch dem ein oder anderem Passanten begegnet. Dabei ist mir aufgefallen, bzw. konnte ich nicht übersehen, dass er bei jedem anderen Menschen Panik bekommen hat und mir entweder zwischen die Beine oder ins andere Ende der Leine gerannt ist und gewinselt hat, als hätte ihn jemand geschlagen. Was definitiv niemals passiert ist. Also habe ich mir ein paar Leckerlies geschnappt und ihn jedesmal gelobt, wenn er ruhig geblieben ist. Ich habe dies auf die Eingewöhnungszeit geschoben, da unbekanntes Gebiet, unbekannte Geräusche, Gerüche, etc. Also wurde von mir sämtliche Situationen positiv belegt.
Nebenbei meldete ich ihn für die Welpenspielstunden an. Denn sein Sozialverhalten war bisher einfach nur Panik gewesen. Keine Neugier, kein Interesse, nur Panik und weit aufgerissene Augen begleitet von Bellen und versuchter Flucht nach Hinten. Also trug ich diese damals 1.800g pure Angst zu den anderen, fröhlichen, interessierten und aufgeschlossenen Welpen. Ich setzte ihn dazu und streichelte ein paar andere Hunde, damit er seine Scheu verliert. Ich spielte sogar mit den anderen Welpen um ihm zu signalisieren, dass er keine Angst haben müsse. Es hatte sogar Erfolg. Nach 45 Minuten in der Spielstunde (eher für mich, als für den Hund) ging er neugierig auf einen der Anderen zu und eine King Charles Spaniel Hündin forderte ihn zum Spielen auf. Er spielte mit und ich war glücklich.
Nebenher trainierte ich immer wieder in kleinen Einheiten mit Passanten. Ich bemerkte sehr rasch, dass wenn ich die Leute beispielsweise durch Händeschütteln begrüßt habe, sich das Verhalten von meinem Hund in Neugierde gewandelt hat, als hätte man einen Schalter im Hirn umgelegt. Zum Glück fand ich sehr viele Menschen, die bereit waren mir und dem kleinen Mann zu helfen.
So verging Woche um Woche und der mein kleiner Hund wurde ganz langsam souveräner. Er reagierte nicht mehr panisch auf Menschen und wurde ihnen gegenüber aufgeschlossen und neugierig. Es dauerte so lange, bis er fast 8 Monate alt war. Darauf reagierte er nur noch in bestimmten, bisher unbekannten Situationen panisch, aber beruhigte sich schnell wieder.
Die Katzen von uns hat er auch super akzeptiert und nach vielen Trainingseinheiten sieht man sie zusammen spielen und auch schmusen.
Ich meldete mich bei einem Hundetrainer, da ich die Angst vor anderen (meist größeren oder sehr dominaten / oder aufgeregten Hunden) bei ihm nicht in den Griff bekommen konnte. Es wechselte bei ihm immer von Aufregung / Angst über in Angriff. Clickern zeigte auch keinen Erfolg bei ihm, ich gelang immer an einen Punkt, an dem er nicht mehr ansprechbar war. Der Hundetrainer meinte, dass mein Hund mich nicht respektieren würde. Also wurde ich strenger zu ihm, Befehle durften nur noch durch mich aufgelöst werden, egal in welcher Situation. Ich trainierte mit ihm apportieren mit Preydummy und Ball. Dann wurde ich durch ihn hingewiesen, dass mein Hund nicht ausgelastet sei. Also unternahm ich jeden Tag 2-3mal Spaziergänge mit Spieleinheiten und Unterordnungsübungen von mehreren Stunden. Der Hund wurde davon weder ausgeglichener noch ruhiger bei Hundebegegnungen oder auch im Allgemeinen. Die Angst blieb. Dann wurde versucht den Hund mit Baldrian, Johanniskraut und Magnesium in einen trainierbaren, nicht explodierenden Gemütszustand zu versetzen. Ohne Erfolg, selbst über Wochen hinweg. Also musste ich mit ihm zum Tierarzt zur Untersuchung des großen Blutbilds. Erniedrigte Schilddrüsenwerte, worauf er auf Schilddrüsenhormone eingestellt wurde. Die Vergleichsuntersuchung 4 Wochen später bestätigte sich die Werte meines Hundes kaum verändert hatten. Seitdem wird mein Hund behandelt auf Vermutung der Subklinische Schilddrüsenunterfunktion. Das Verhalten blieb und bleibt bis heute noch.
Sobald Johnny einen anderen Hund sieht / hört, versteift sich sein Gang, die Ohren richten sich auf zur Quelle des Geräuschs und er fixiert sich. Sobald dieses Stadium erreicht ist, ist es unmöglich ihn wieder rauszubekommen. Auf Zwicken (was mir geraten wurde) reagiert er kaum bis gar nicht mehr . Das was eigentlich das Schlimme daran ist, dass er sich in dem Moment umdreht beißt (es wirkt nicht kontrolliert, eher ein mehrfaches „um sich beißen“ verbunden mit Tönen, die sie nach Kreischen anhören).
Für mich ist es schlimm, nicht wegen dem Schmerz (habe schon einige Bisse abbekommen), sondern weil ich ansonsten alles, wirklich alles mit dem Hund tun kann und er mir sehr vertraut. Sprich ich kann ihn immer und überall anfassen, Befehle befolgt er zuverlässig, bei Menschen vertraue ich ihm in 99,9% der Fälle mittlerweile, er apportiert zuverlässig, er ist so erzogen, dass Arbeitskollegen von mir meinen „er sei der perfekte Hund“ (haben ihn allerdings noch nicht bei Hundebegegnungen erlebt).
Habe schon versucht mit Distanz zu arbeiten, d.h. in der Distanz zu bleiben, in der er noch ruhig bleibt, das ist allerdings super schwierig, da er normalerweise auf Sicht sich versteift und explodiert von „der anderen Straßenseite“ an ganz zu schweigen. Habt ihr noch einen Ratschlag an mich, was ich besser und/oder anders machen könnte? Bin ehrlich gesagt, langsam aber sicher am Verzweifeln, da sich an diesem Zustand einfach gar nichts verbessert und wir relativ viele Hunde in der Umgebung haben. Zu den Hunden, welche er bereits kennenlernen konnte, ist er aufgeregt, aber freundlich und spielt auch mit ihnen. Sobald ein fremder Hund auf unser Grundstück kommt, reagiert er auch freundlich ...
Sorry für den langen Text, aber mittlerweile bin ich fast am Ende meiner Nerven. Für einen hilfreichen Tipp wäre ich sehr dankbar.
Grüße,
Shalias