Hallo Joshi,
als im Oktober 2002 unser Struppi völlig unerwartet starb, blieb unser Pudel-Mix Felix (damals ca. 14 Jahre alt, er war ein Fundhund, da weis man das nicht genau) bei uns zurück.
Bald stellten wir fest, daß Felix seit dem Struppi weg war, zusehens älter wurde. Es fing mit kleinen Wehwehchen an, die Ohren ließen nach und dann die Augen. Irgendwann stellten wir fest, daß es zumindest bei Spaziergängen in der Dämmerung oder im Dunkel angebracht war, die Flexi-Leine in Betrieb zu nehmen. Felix war mir mit vollem Schwung gegen eine Parkbank gelaufen und nahm dieses "Im Weg stehen" der Parkbank ziemlich übel. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bewußt gewesen, wie geschickt er die Nase als Ersatz für seine Augen einsetzte.
Außerdem stellten wir bald fest, daß er nur noch auf einer Seite hörte und auch noch noch ganz hohe Töne wie zB einen Pfiff.
Auch sonst veränderte er sich. Er wurde eigenwilliger und sturer. Er war schon immer ein sehr eigenwilliger Charakter und dies verstärkte sich im Alter noch. Ich hatte manchen "Kampf" mit ihm, weil er das Eine oder Andere einfach nicht mehr einsah und bei einem Pudel ist es schon blöd, wenn er beschließt, daß keiner mehr seine Barthaare schneiden soll und auch die Augen nicht sauber gemacht werden dürfen. Letztlich ist es mir fast immer gelungen mich durchzusetzen. Auf der anderen Seite wurde er auch schmusiger und sehr viel liebebedürftiger, als er es sowieso schon war.
Im Spätsommer 2004 erlitt er einen leichten Schlaganfall, von dem er sich aber wieder einigermaßen erholte. Ab jetzt war er total blind und auch die Ohren hatten ihren Dienst aufgegeben. Ich hatte auch manchmal das Gefühl, es könne so was wie Alsheimer oder Altersdemenz im Spiel sein, denn manchmal war sein Verhalten schon merkwürdig. Aber es gab auch immer wieder Momente, in denen man merkte, daß er aus seiner eigenen Welt herauskam und richtig bei uns war. Gassi war jetzt nur noch an der Leine möglich, auch bei Tag. Wir merkten aber, daß die Leine Felix Sicherheit gab, mit ihr ging er ohne zögern gassi, da er wußte, am anderen Ende ist jemand, der paßt auf, daß ihm nichts passiert.
Obwohl auch die körperliche Kraft mehr und mehr nachließ (Treppenlaufen war schon lange nicht mehr drin), merkte man doch, daß er bei seinen Spaziergängen immer noch Spaß hatte und mit Feuereifer am schnuppern war und wehe eine 3 Hündinnen in unserer Nachbarschaft war heiß, da wurde unser alter, gebrechlicher Opa noch mal zum Don Juan (auch wenn er dann zu Hause erschöpft in sein Körbchen ging und den Rest des Tages zur Erholung nutzen mußte :flower: )
Am letzten Wochenende im Januar 2005 ging es aber dann langsam dem Ende zu. Nach einem ziemlich heftigen Eppilptischen Anfall, merkten wir, jetzt ist der Spaß weg und auch wenn er noch gefressen hat, Gassi machte keine wirkliche Freude mehr. Deshalb haben wir am 01.02.2005 die Tierärztin angerufen, die ihn dann zu Hause in seinem Körbchen über die Regenbogenbrücke geschickt hat. Diese Schritt viel mir unendlich schwer, aber ich war es meinem Hund schuldig, ihm einen würdevollen Tod ohne Schmerzen und Quälerei zu geben.
Hier erschrecken mich die Zeilen von Femke, denn welcher echte Tierfreund würde, um den Trennungsschmerz zu vermeiden, seinen Hund "...so lange durchbringen bis es nicht mehr geht..." Das ist keine Tierliebe, sondern Egoismus. Seien wir doch froh, daß wir die Möglichkeiten haben, unseren Tieren unnötiges Leiden zu ersparen, eine Menschlichkeit, auf die bei uns mancher Mensch verzichten muß.
Und Martina, klar sind Hunde egoistisch, immer, nicht nur im Alter und logischerweise verändert sich ihr Verhalten im Alter und sie werden zurückgezogener mit dem Verlust der Augen und Ohren. Tierhaltung ist aber wie eine Ehe, da heißt es "In guten wie in schlechten Tagen!" und dann muß Mensch sich halt umstellen, mit Flexi Gassi gehen und eben auch mal putzen, wenn schief gegangen ist.
Auch ich habe in den letzten Wochen mit Felix öfter mal mitten in der Nacht die Errungenschaften der Tiernahrungsindustrie vom Flurteppich gerubbelt und dabei auch öfter mal heulend mit meinen strapazierten Nerven gekämpft und mit meinem Schicksal gehadert, aber mal ehrlich, wir machen uns sicher kaum eine Vorstellung davon, wie oft, im Laufe eines Hundelebens, wir die Nerven unserer Hunde mit unserer, für Hunde offensichtlichen Dummheit, strapazieren. Da ist so ein bißchen Streß für uns Menschen mit einem alten Hund doch Pipi-Kram (im wahrsten Sinne des Wortes :gruebel: )
Und deshalb Joshi, mach Dir also nicht so viele Gedanken, nimm es mit Gelassenheit, wenn der Alte mal wieder ein bißchen am Rad dreht und genieße die Zeit, die Du noch mit ihm verbringen kannst, denn sie endet schneller als einem lieb sein kann. Gönne ihm viel Ruhe und Streicheleinheiten und vor allem, einen würdigen Gang über die Regenbogenbrücke, wenn es soweit ist.
Viele Grüße
Danny
PS: Inzwischen gehört seit 3 Wochen ein knapp 2 Jahre alter Cocker Spaniel zu unserer Familie und wir haben festgestellt, die Spaziergänge mit Silky dauern genausolange wie mit unserem alten Felix, aber wir gehen dabei ein zig-faches der Strecke, also hat sich doch nicht wirklich was geändert :o))