Liebe Forum-Gemeinde,
am Freitag kam es aus heiteren Himmel dazu, dass wir unseren geliebten Hund haben einschläfern lassen. Der Hund lebte primär bei meiner Mutter, aber ich würde sagen, ich war die zweite Bezugsperson. Er war immer bei mir, wenn meine Mutter zum Arzt oder dergleichen musste, ich bin mit zum Tierarzt etc. Es war auch irgendwie mein Hund. Wir haben Kalle (Prager Rattler) vor 14,5 Jahren mit nur wenigen Wochen von einem Tierschutzverein zu uns genommen. Er kam ursprünglich aus Tschechien und war etwas unterernährt.
Fortan war der Hund der Mittelpunkt unseres Lebens vor allem das meine Mutter. Er musste nie allein sein und sie hat sich stets blendend um ihn gekümmert.
Es stellt sich schnell heraus , dass der wir leider einen kranken Hund haben, denn er hatte chronische eine Pankreatritis. Zahlreiche Tierarztbesuche (wir hatten leider keine Versicherung) standen an der Tagesordnung, aber wir als Familie haben alle Kosten gestemmt. Wenn es ein Bonusprogramm beim Tierarzt gegeben hätte, wären wir Platin-Kunden gewesen ;-).
Durch eine konsequente und gute Ernährung mit festen Fütterrungszeiten, auch in den frühen Morgenstunden ging es ihm in der Regel mit Krankheit sehr gut. Sobald er hin wieder mit Übelkeit zu kämpfen hatte und sich übergab, war meine Mutter in wenigen Stunden schon beim Tierarzt. Dadurch ging es ihm wirklich gut. Hinzu kamen zahlreiche OP´s wegen Zahnstein und oder angegriffenen Zähnen. Irgendwas war halt immer, aber durch das stetige schnelle Handeln ging es immer schnell wieder gut. Letztes Jahr wurde eine ganz kleiner Tumor an der Milz entdeckt, der aber bei der sonographischen Kontrolle nach einem halben nicht gewaschen ist. Letztes Jahr hatte er am After einen gutartigen Tumor, den wir herausoperieren lassen haben und auch alles gut ging. In letzter Zeit hatte er immer wieder was in den Ohren, aber nichts weiters schlimmes. Meine Mutter war letzte Woche wieder zur Kontrolle bei TA wegen der Ohren und hatte einen Tag zuvor gemerkt, dass seine Lefze etwas dick war. Sie vermutete, dass sich Essensreste dort befanden (war schon häufiger der Fall- da er nur besonderes Weichfutter wegen seines Magens bekam). Leider ließ sich der kleine Racker seit 1-2 Jahren nicht mehr in den Mund schauen, es war für uns unmöglich. Er hat sein Wesen im Alter schon verändert. Als der TA sich das anschaute, meinte er, es sei möglicherweise ein Abszess und es müsste rausoperiert werden. 3 Tage später, vor 2 Tagen lag auf dann schließlich auf dem OP-Tisch. Wir machten uns keine großen Sorgen, außer ob er die Narkose verträgt. Während der OP kam ein Anruf, dass es wahrscheinlich kein Abszess sein, sondern ein Tumor, der bereits bis in den Rachen ginge. Er würde das jetzt nicht entfernen, da er Sorge hätte, die Blutung die dabei in entsteht, nicht stoppen können. So wurden lediglich die Ohren und der Zahnstein gemacht. Anschließend sollte ein CT erfolgen. Als wir ein paar Stunden später kamen, um Kalle abzuholen, nahm uns ein anderer Arzt (der Operateur war nicht mehr da) und ging mit uns die CT-Bilder durch. Kalle wurde uns vorher noch gegeben und er war heilfroh, dass wir da waren. An das Gespräch kann ich mich kaum noch erinnern. Der TA meinte glaube ich, dass der Tumor schon auf das Auge drückt (so sah es auf dem Bild auch aus und ein Äugelchen war auch seit ein paar Wochen immer am tränen - hat meine Mutter aber natürlich auch beim TA gesagt). Des Weiteren sei der Kiefer- oder Wangenknochen (bin mir unsicher) angefressen und das man da nicht mehr viel machen könnte. Wir waren im Schockzustand. Hatten den Hund im Arm, der normal wirkte und verständlicherweise nur weg vom TA wollte. Auch die letzten Tage hat er ganz normal gefressen und hat am Leben teilgenommen, alles wie immer .Er hat nur unheimlich viel geschlafen (was er aber schon langer macht und wir auf´s Alter geschoben haben).
Er sprach dann irgendwie von einschläfern und wir wussten gar nicht wie uns geschieht, wir waren gar nicht darauf eingestellt. Er meinte wir könnten ihn auch noch ein paar Tage mitnehmen und in Ruhe überlegen, der Tumor könnte aber aufgehen und doll bluten und er bräuchte Schmerzmittel. Wenn es sein Hund wäre würde er ihn sofort erlösen, weil er Schmerzen haben muss. Was sollten wir machen, wir haben uns dann gemeinschaftlich unter Tränen innerhalb von 15 Minuten entschieden, ihn gehen zu lassen. Es war dramatisch für uns. Er saß mit uns auf dem Boden und es kam ein Helfer mit Handschuhen rein (mittlerweile schnappte er ja gerne) und windete sich und fiepte und bekam die Spritze zur Narkose. Es war so schlimm und dann ging alles ganz schnell und wir gingen 25 Minuten später ohne Hund nach Hause. Ich vermisse ihn so sehr, obwohl ich ihn gar nicht täglich gesehen haben.
Seitdem weine ich ununterbrochen und bin mir wirklich unsicher, ob das richtige war. Der Hund war fidel und hat am Leben teilgenommen. Meine Mutter, die ja 24 Stunden täglich den Hund beobachtet, meinte das er keine Anzeichen für Schmerzen gegeben hat. Hätten wir dann nicht vielleicht doch noch eine 2. Meinung einholen sollen? Es fühlt sich für mich an, als ob wir beiläufig haben sterben lassen. Und dann noch beim TA (er mochte es natürlich nie da), in einem sterilen Raum. Er muss sich doch gefragt haben, warum wir ihm sowas antun und ihn nicht mit nach Hause nehmen. Es war so schnell, vielleicht viel zu schnell? Es verfrisst mich.
Ebenso hätte ich eigentlich auch gerne mit dem Operateur gesprochen, der den Hund auch schon lange kennt. Der beratende TA war unbekannt, meinte aber hätte das mit dem anderen TA abgesprochen. Wer weiß :-(.
Ich habe hier schon oft gelesen, dass Hunde auch Teile des Kiefers entfernt bekommen haben und das für Hunde nicht so dramatisch sei. Vielleicht hätten wir es versuchen müssen.
Ich bin wirklich verzweifelt, die Schulgefühle sind furchtbar.Vielleicht habt ihr Erfahrungswerte? Auch wenn ihr das, so wie ich nun jetzt, im Nachgang überstürzt findet, dürft es das gerne sagen. Irgendwie muss ich das ganze verarbeiten. An alle ein dickes Dankeschön, die sich die Zeit bis hierhin genommen zu lesen. Danke!