Man was bin ich froh, dass ich hier zufällig über den Beitrag gestolpert bin.
Es ist wirklich beruhigend zu hören, dass man manchmal einfach nur Geduld haben muss und dann wird alles gut.
Ich bin von Natur aus glaube ich eine von der ganz ganz schlimm ungeduldig Sorte und muss immer alles sofort haben und da stellt Miko mich ganz schön auf die Probe seit er hier ist.
Er ist seit Oktober bei uns und jetzt etwa 9 Monate alt. Er wurde als Welpe mit seiner Schwester in Bulgarien im Wald gefunden und war dann etwa 4 Monate bei privaten Tierschutzleuten die ein Gelände gemietet haben wo jede Menge Hunde auf ein neues zu Hause warten.
Als er hier ankam, hatte er eine aktive Demodikose und war sich nur am Kratzen und hatte kaum noch Fell an den Pfoten und Beinen. Die erste Zeit waren wir also Dauergast beim Tierarzt und er hat 6 Wochen lang jeden Tag Medikamente bekommen.
An Stubenreinheit war natürlich nicht zu denken und der Küchenrollenverbrauch die ersten Wochen war enorm.
Sein Körbchen mussten wir schon wegschmeißen, da er es als Toilette missbraucht hatte. Und egal wie oft wir draußen waren, er hat immer wieder groß und klein reingemacht. Genauso war es auch mit seiner Faltbox in der er die ersten Tage geschlafen hat neben meiner Bettseite. Er hat einfach ständig reingepieselt obwohl sie nicht geschlossen war.Nachdem wir das Körbchen weg getan hatten, hat er mehrmals am Tag aufs Sofa gemacht. Und das alles obwohl wir spätestens alle 2 Stunden draußen gewesen sind.
Im Moment haben wir nur noch selten Pipi Unfälle und er macht auch deutlich, wenn er muss. Allerdings muss ich da noch üben ihn besser zu verstehen. Er kommt meistens und stupst mich an und mir fällt es noch etwas schwer zu unterscheiden ob er jetzt wirklich raus muss oder nur Aufmerksamkeit haben möchte. Aber wenn er wirklich muss, dann muss ich mich auch in Blitzgeschwindigkeit anziehen. Nachts schafft er es aber mittlerweile so 9 Stunden anzuhalten.
Rausgehen war am Anfang auch schrecklich, da er richtig Panik bekommen hat, sich auf den Boden schmiss und kein Stück mehr vom Fleck zu bewegen war. Dafür ist er aber gern Auto gefahren und der Tierarzt war für ihn auch ok. Nur die ganze Umgebung hat ihm Angst gemacht, obwohl wir sehr ruhig wohnen.
Vor den Schafen und den Kühen die nebenan öfters auf der Weide stehen hat er bis heute noch richtig Angst und wir schaffen es kaum dran vorbei. Entweder muss ich ihn tragen oder wir müssen in die andere Richtung.
Er hat auch immer noch total Angst, wenn uns Menschen entgegen kommen. Andere Hunde genauso. Er bleibt dann immer stehen und setzt sich ganz weit an den Rand. Ich bekomme ihn dann auch nicht da weg.
Heute hatten wir allerdings die erste Begegnung mit einer jungen Hundedame wo er ein wenig aufgetaut ist, nachdem er sich erst etwas angekackert(wortwörtlich) hat.
Problematisch ist für mich und ihn halt auch, dass ich ihn auf nicht abgesichertem Gelände noch nicht frei laufen lassen kann.
Spazieren gehen ist auch immer noch anstrengend obwohl er jetzt wenigstens auch läuft und nicht mehr alle 2m stehenbleibt oder sich auf den Boden wirft- Aber er klebt wie ein Staubsauger auf dem Boden und saugt alles ein. Er schleppt jeden kleinen Ast mit, Moosstücke und die Böller von Silvester waren gerade sein absoluter Favorit. Genauso wie jedes kleine fitzel Teilchen aus Plastik.
Auf Sachen rum kauen ist eh seine Lieblingsbeschäftigung, am liebsten nimmt er dafür die Ecken von Decken, egal ob seine Decke, unsere Wolldecken und sogar die Bettdecken. Aber nicht des Kauens wegen, sondern auch, weil er die fressen will. Selbst das leckerste Kauzeug lässt er dafür meist liegen.
2 Löcher in Tapete und Wand haben wir auch schon und das passiert alles immer wenn man mal 2 Sekunden nicht hinschaut, denn alleine lassen kann ich ihn gerade deswegen eh nicht.
Es ist auch noch sehr schwer seine Aufmerksamkeit zu bekommen, selbst die besten Leckerchen helfen da manchmal nicht. Ich habe jetzt zufällig welche in der Zooplus Weihnachtsbox gehabt, die wirklich der Renner sind, aber da ist dann das Problem, dass er richtig aufdreht und an mir hochspringt und in die Hände schnappt, weil die wohl so wahnsinnig verführerisch für ihn sind.
Aber das ist auch noch eins der größeren Probleme. Er will immer auf unseren Händen und Armen rumkauen, zwar hat er sich da Kraftmäßig unter Kontrolle die meiste Zeit, aber es ist trotzdem unheimlich nervig und anstrengend und ich habe bis jetzt noch keinen Fortschritt gemacht ihm das abzugewöhnen. Genauso wie er immer mit seiner Pfote ins Gesicht patschen will.
Ich würde auch bald gerne mit dem Alleinbleibentraining anfangen, aber das ist wirklich noch unmöglich, da er wahrscheinlich die halbe Bude auseinander nehmen würde. Er will wirklich alles haben was in seiner Reichweite oder sogar in seinem Blickfeld ist. Er stellt sich auch immer an der Schrankwand auf, obwohl obendrauf z.B. nur ein Aktenordner steht. Am Küchentisch und der Arbeitsfläche macht er das auch immer noch und räumt dann auch ab, egal was da liegt. Es muss nicht mal was "essbares" sein.
Wir haben einen Abbruchkommando aufgebaut und üben immer wieder, aber wenn er einmal auf etwas fixiert ist, ist es eigentlich unmöglich seine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ich weiß wirklich, dass alles seine Zeit braucht und die meiste Arbeit von mir kommen muss, aber ich habe manchmal wirklich schon gedacht, ich breche jeden Moment zusammen und schaffe das alles nicht. Er ist ja auch der erste Hund für den ich komplett selbst zuständig bin. Aber mittlerweile kann ich in solchen Situation positiver denken und mich nicht mehr so unter Druck setzen wie es in den ersten Wochen war.
Leider ist mein Mann da gar nicht so und er sieht die kleinen Fortschritte überhaupt nicht und er ist dann extrem genervt und reagiert oft so wie ich es nicht möchte. Da kann ich ihm noch 100x sagen, er brauch den Hund nicht anschreien, wenn er gerade nicht hört, da mit seinen Ohren alles in Ordnung ist.
Das ist jetzt alles eigentlich mehr ein persönlicher (länger als angedachter) Bericht geworden und vieles oder sogar das meiste davon macht fast jeder Neuhundebesitzer mit, aber Miko kommt nun mal aus dem Ausland und gerade in seiner Prägephase konnte er nichts lernen und hat nicht die besten Umstände erlebt.
Ich hoffe es werden noch ein paar mehr Geschichten und Erfahrungen zusammen getragen. Mir haben die wenigen hier schon geholfen, dass Langzeitziel besser im Blick zu behalten und noch mehr die positiven Sachen und Entwicklungen zu sehen.