Ich habe mit keinem Wort behauptet, dass der Yorkie allein schuld sei. Ich habe nur anhand meiner privaten Beobachten geäußert, wie ich mir vorstellen, dass es zu diesem Vorfall kam. Das impliziert, dass es sich dabei um eine Möglichkeit von vielen handeln könnte. Vor allem schrieb, dass mich primär stört, dass rein der Vorgang des Tötens (was zweifelsohne schlimm ist) genannt wurde, ohne genau Hintergrundinformation. Denn das halte bei einem solchen Vorfällen zwischen Hunden tatsächlich für sehr beachtenswert. Denn wenn man nicht weiß, wo die Halter waren, ob die Hunde angeleint waren und unter welchen Umständen sie aufeinander trafen, kann man da viel hinein interpretieren und auf den geneigten Fernsehzuschauer kann das so wirken, als wären die beiden Hunde aneinander vorbei gelaufen und plötzlich aus heiterem Himmel "Haps, weg war der Yorkie". Ich will damit nicht die Tötung des Yorkies klein reden, sondern nur aufzeigen, dass solchen Vorfällen in den aller, aller meisten Fällen irgendwas vorausgegangen ist. Es kann auch genauso sein, dass der Pitbull zuerst den Yorkie aggressiv angegangen ist, der Yorkie verständlicherweise reagierte, aber Aufgrund seiner körperlichen Unterlegenheit keine Chance hatte. In beiden Fällen hat der Halter seine Aufsichtspflicht verletzt und seinen Erziehungsauftrag grob verfehlt. Mir ist nur wichtig, dass man dabei beachtet, dass a) nicht der Hund Schuld und b) dass die Tötung anderer Hunde in kleinstem Fall eine reine Domäne der Sokas ist. Wenn die Organisation die genauen Umstände nicht kennt, hätte man, wie hier schon erwähnt, sagen können, dass der Hund eingezogen wurde, weil der Halter seine Aufsichtspflicht verletzt hat - was ja auch der Wahrheit entspricht. Den Vorfall ohne genaue Informationen nebenbei einzustreuen führt nun mal dazu, dass man damit genau in Kerbe der Sokas als willkürliche Tötungsmaschinen schlägt.
Und zu Kleinhunden. Ich bin selbst Kleinhundehalter und in einer großen Hundesportverein und viel auf Hundewiesen und Parks unterwegs und mir fällt immer wieder auf, dass tendenziell gehäuft Kleinhunde Verhaltensweisen an den Tag legen, für die größere Hunde massive Probleme bekommen würden und Sokas schneller unter der Spritze des Tierarztes landen würden, als man Kampfhund buchstabieren kann. Natürlich ist das meine subjektive Wahrnehmung und ich möchte hier weiß Gott nicht alle Kleinhunde und Halter über einen Kamm scheren. Wahrscheinlich habe ich in meinem Leben einfach zu viele verhaltensgestörte Pinscher, Yorkies und Chihuahuas erlebt wo ich immer nur dachte "Sollte der Kleine mal an einen Hund geraten, der nervlich nicht ganz so gut aufgestellt ist... wünsche ich ihm alles Glück der Welt und dem Halter des anderen Hundes eine sehr gute Haftpflichtversicherung."
Wenn man tragischen Tötungsvorfall mal außen vor lässt, sind "Kebbelein" aber durchaus normal und bedeuten nicht notwendigerweise, dass es sich um einen schlecht sozialisierten Hund handelt. Wenn man sieht, wie Hunde ihre Konflikte austragen, läuft es mir oft auch Eiskalt den herunter, aber nicht allen Fällen steckt etwas wirklich Ernstes dahinter. Mein Hunde sind Wurfgeschwister und zusammen aufgewachsen... manchmal streiten die sich auch und ich könnte meinen, die Hunde hätten sich noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen. Da wird sich mit hoch angespannten Körper taxiert, angeknurrt, mit weit aufgerissen Schnauzen angekeift, die Krallen ausgefahren und da fliegt auch schon mal ein Büschel Fell. Fünf Minuten später quetschen sie sich einträchtig zusammen ins Körbchen und lecken sich das Gesicht ab, als wäre nie was gewesen.
Das was wir Menschen als Trauma definieren, kann man nicht 1:1 auf Hunde übertragen. Hunde können schon von in unseren Augen banalen Alltagssituationen traumatisiert werden. Einer meiner Hunde drehte Monatelang im Straßenverkehr am Rad, weil ein Mal eine sehr laute Nähmaschine auf zwei Rädern (Mofa) an uns vorbei fuhr. Ich habe aber auch das Problem erkannt und mir Hilfe geholt und konnte so letztendlich meinem Hund helfen. Viele Halter können das nicht und so multipliziert sich im Laufe der Zeit die Angst und wenn man Pech hat, wir daraus ein angst aggressiver Hund, dem bei jeder Kleinigkeit die Sicherungen durchbrennen. Oder der hier als Beispiel aufgeführte Soka einer Mutter, der jeden Hund wahllos umbringen wollte. Diese Aggression ist keine angeborene Charaktereigenschaft und erst Recht keine reine Charaktereigenschaft der Sokas, sondern ein Problem, dass irgendeinem, für den Hund traumatischen und für Menschen oft nicht ersichtlichen Ereignis zu Grunde liegt. Ein Problem, das man mit entsprechender Therapie behandeln und zumindest auf Niveau herunterfahren kann, sodass der Hund soweit kontrollierbar wird, dass er, bei entsprechender Führung, keine Gefahr für Leib und Leben anderer darstellt.
Mir fehlt in der Sendung einfach die klare Ansage, dass übersteigerte Aggression und Angriffslust a) keine angeborenen Eigenschaften des Sokas sind, b) das jeder Hund in den falschen Händen, bei falscher Haltung und Erziehung zum Monster werden kann und c) dass übersteigerte Aggression und Angriffslust von Umwelt und/oder Menschen verursacht werden. Mir fehlt die klare Ansage, dass jeder schwer traumatisierte Hund, egal ob der spanische Straßenhundemischling ist, den man aus der Tötungsstation gefischt hat oder der missbrauchte Soka, besondere Pflege und Aufmerksamkeit brauchen. Mir fehlt die Erklärung, dass Organisationen wie PitStaff und Co. kein Auffangbecken für gestörte Hunde darstellt, sondern das da professionelle Menschen arbeiten, die sich mit diesen Hundetypen und allem was dazu gehört (Vorschriften der Bundesländer, Auflagen) besonders gut auskennen und gezielte Hilfe leisten können, die in normalen Tierheimen nicht möglich ist. Und es gibt doch auch Organisationen für Herdenschutzhunde in Not, für nordische Hunde oder Beagle, die aus Versuchslaboren gerettet werden. Ich verstehe nicht, warum das bei Sokas mit so einen negativen Touch versehen ist.
Ich hätte es auch mal interessant gefunden aufzudröseln, wenn man schon bei so einer Organisation zu Gast, warum gerade diese Hunde so oft für verachtenswerte Zwecke missbraucht werden. Die Leute von PitStaff könnten da sicher ne' Menge zu sagen. Hier mal meine Theorie: Ich denke es unter anderem an Aussehen, Sokas mit ihrem kräftigen Körper, der durch das kurze Fell besonders sichtbar ist, mit den großen Köpfen, kleinen Augen und dicken Nasen entsprechen dem Kindchenschema, dass worauf wir Menschen evolutionsbedingt sehr ansprechen, am wenigsten, was sie tendenziell bedrohlich wirklich lässt und es sich dadurch besser macht, einen Pitbull Drogen oder Bordell bewachsen zu lassen, als einen flauschigen Neufundländer. Und sie vereinen meiner Meinung zwei wichtige Eigenschaften in sehr hohen Maße in sich, den Willen und die körperlichen Fähigkeiten sehr hart zu arbeiten, aber auch den starken Wunsch ihrem Halter zu gefallen. Mir ist natürlich bewusst, dass man jeden Hund scharf machen kann - ich denke aber schon, dass man bei starken aber sehr selbstständigen Rassen durchaus mehr zu tun hat.
Noch mal zurück zu Herrn Rütter. Nehme ich mal an, dass die Vox Mitarbeiter wirklich nicht wussten wie die Öffentlichkeit über Sokas denkt, vielleicht haben sie keine Zeitungen oder Google ist kaputt, kann ja alles sein. Ich bin so naiv und glaube daran, dass jemand wir Martin Rütter, der schon lange und erfolgreich im deutschen TV unterwegs ist und der schon lange und erfolgreich mit Vox zusammenarbeitet, dass seine Meinung zumindest beachtet wird oder er wenigstens die Möglichkeit gehabt hätte zu sagen "Jungs und Mädels, ich möchte gern vorher drüber schauen, bevor es ausgestrahlt wird.". Ich sehe es als seine Pflicht an dafür zu sorgen, dass die Botschaft, die er kund tun möchte auch korrekt vermittelt wird und nicht einem schnittwütigem Regisseur zum Opfer fällt und damit ins falsche Licht gerückt wird. Oder wenn das nicht möglich ist, müsste er als alter Fernsehhase, der schon große Liveshows moderierte, wissen das Sendezeit knapp ist und viel geschnitten wird und deswegen vorher seine Aussagen so komprimieren, dass sie richtig rüberkommen. Und wenn er wirklich von materiefremden Redakteuren vorgefertigte Texte auswendig lernt und im Fernsehen nachplappert, was Vox ihm in den Mund legt, dann ist er a) ein Idiot, dem ich so oder so jegliche Kompetenz abspreche und auf dessen Meinung man getrost verzichten kann und wäre b) im Dschnugelcamp besser untergebracht.