Ich sehe auch öfter HH mit Schleppleine, allerdings sind das idR Sichtjäger und keine Jagdhunde, die sich ihr Wild aufstöbern und reißen. An die Schlepp gehören sie natürlich auch mit unkontrollierbarem Hetztrieb, daher finde ich das sehr gut! Ich kann auch nicht verstehen, wie man seinen Hund einfach hetzen lassen kann.
Kleine Anekdote... Sauenjagd im Revier, wir waren zu zweit, ich habe begleitet. Es war schon echt dunkel, scheinbar sind aber selbst da noch Leute im Wald unterwegs, was die Lage aber auch zulässt. Auf einmal raschelt es im Gebüsch und man sieht im Dunkel nur noch was großes schwarzes aus den Büschen kommen (wenn man im Hinterkopf hat, dass es um Sauen geht...). Das Gewehr war schon entsichert und angesetzt, da sieht der Pächter im letzten Moment noch, dass es sich um einen großen, schwarzen Hund handelt! Irgendwann kam auch der dazugehörige Mensch, den man zwar nicht gesehen, aber rufen gehört hat. Hundi hat sich dann irgendwann auch dazu entschieden, nach ein bisschen rumschnüffeln, zu Herrchen zurück zu kehren. Das wäre um ein Haar schief gegangen. Da wir den Hund nun schon mehrfach alleine rumstreunen gesehen haben (laut Herrchen nach Hetz), gab es danach einen riesen Anschiss. Niemand hätte sich verzeihen können, diesen Hund zu erschießen!
Unter den Jagdhunden, die ich kenne, sind kaum Hunde, die hetzen oder eigenständig stöbern gehen. Das ist vielleicht auch eine Sache der Erfahrung, die Hunde (vorrangig Meutehunde, Dackel und Vorsteher) sind alle in jagdhunderfahrenen Händen und viele werden im Gebrauch geführt. Zwei Gebrauchshunde sind mir bei Treibjagden untergekommen, die permanent an der Leine geführt werden, weil sie sonst weg sind. Meiner Meinung nach aber auch schlampig ausgebildet.
Grundsätzlich gilt: Je besser ein Jagdhund veranlagt ist, desto besser kann man ihn arbeiten (und kontrollierbar machen). Eigentlich sind grade die sehr gut veranlagten Jagdhunde dazu prädestiniert, mit ihnen zu arbeiten. Sprich es bedeutet Aufwand, aber wenn man es richtig macht, ist der Jagdtrieb (der übrigens je nach Ablauf beim Stöbern oder Vorstehen beginnt, bei einfach Sichtjägern eben bei Wildsichtung) sehr gut kontrollierbar. Die Hunde sind idr nicht dazu gezüchtet, völlig unabhängig von ihrem Halter zu jagen, sondern nur in Zusammenarbeit. Die einen mehr, die anderen weniger. Mit Antijagdtraining habe ich keine Erfahrung, kann mir allerdings auch nicht vorstellen, danach zu arbeiten. Ausbildung finde ich da sinnvoller beim Jagdhund.
Bei meinen Hunden habe ich einfach vorhandene Anlagen gefestigt und in Ausbildung kanalysiert, dadurch wurden die Hunde sehr zuverlässig. Bei einem reinen Sichtjäger, der in dem Sinne keine Anlagen mitbringt, die für den Gebrauch gewollt angezüchtet werden, würde ich ein Alternativverhalten aufbauen.
Bei vielen Haltern, die Hunde mit Hetztrieb außer Kontrolle haben, habe ich das Gefühl, dass einfach von vorne herein einiges nicht gemacht wurde bzw. falsch, idR aus Unwissenheit. Allerdings bezieht sich das schon wirklich eher auf die "reale Welt", wo Menschen oft deutlich weniger informiert und interessiert sind als hier im Forum. Da wird nicht nur einiges "übergangen", "vergessen", "falsch" oder "inkonsequent" gehandhabt, sondern es herrscht eben auch die Mentalität vor, dass so 'ne kleine Hetz ja nicht so schlimm ist, schließlich stöbert der Hund nicht kilometerweit und reißt dann. Selbst das wäre vermutlich egal, Hauptsache er kommt wieder heim. Dementsprechend fehlt da auch oft die Schlepp, die dringend notwendig wäre. Aber wie gesagt treffe ich hier auch immer mal wieder einen HH (mit Verstand), der auch zeitweise eine Schleppleine benutzt.
Eine Halterin aus der Nachbarschaft führt ihren Hund je nach Wetterlage an der Schlepp. Wenn es nicht nass ist (und Schleppi nicht nass und dreckig), kommt der Hund an die Schlepp. Wenn nicht, darf er halt hetzten und erwischt ab und an mal einen netten Fasan...