Hallo ihr Lieben,
ich bin neu hier im Forum und mein erster Beitrag betrifft gleich ein heikles Thema :/ Mich quälen seit vergangenem Sonntag schlimme Schuldgefühle. Deshalb bitte ich euch um eure Meinung und eure Erfahrungsberichte.
Mein 12-jähriger Schäferhund-Husky Mischling, war bis vor einer Woche ein aufgeweckter, aktiver Hund, voller Lebensenergie. Im Mai wurde allerdings per Zufallsdiagnose im Ultraschall und auf den Röntgenbildern eine Splenomegalie (vergrößerte Milz) festgestellt wurde. Auf meine Nachfragen, ob daraus ein Tumor entstehen könnte, verneinte dies der TA (er war ein renommierter TA einer bekannten Klinik). Somit machten wir uns darüber keine weiteren Gedanken.
Vor einer Woche ging es Rocky plötzlich sehr schlecht. Er wollte nicht mehr raus gehen, hat erbrochen und lag nur noch in seinem Bett. Er trank sehr viel und musste sehr viel Wasser lassen. Wir sind daraufhin in die Klinik gefahren. Die Blutuntersuchung ergab, dass er zu viele Leukozyten hatte, der CRP Wert war hoch, die Leberwerte waren auch schlecht und obwohl er sehr viel getrunken hat, war er innerlich ausgetrocknet. Also wurde ein Röntgen und anschließend ein Ultraschall gemacht. Die Diagnose war vernichtend - Milztumor, 9cm über Normalgröße, der bereits in den Bauchraum geblutet (Sickerblutung) , eine Bauchfellentzündung verursacht hat und schon mit der Niere zusammengewachsen war. Die Lunge war laut Röntgen frei von Metastasen.
Ich sollte mich noch vor Ort entscheiden, ob wir Rocky zur OP dort belassen. Die TÄ machte uns jedoch kaum Hoffnung, da das schnelle Wachstum der Milz, die schlechten Leberwerte und das freie Blut im Bauchraum darauf schließen ließ, dass weitere Organe von Metastasen betroffen waren und dass man ihn wahrscheinlich nicht mehr aufwachen lassen würde, oder falls er die OP überlebt, er nicht länger als 4 Wochen zu leben hätte. Die Alternative war, dass wir Rocky nach Hause nehmen und darauf warten bis der Tumor komplett platzt und er innerlich verblutet.
Wir haben uns nach einem langen Gespräch und auf Anraten der TÄ gegen die OP entschieden. Ebenfalls war für mich die Vorstellung sehr schlimm, dass er hätte 3 Tage nach der Operation stationär in der Klinik bleiben müssen. Er hatte wahnsinnige Angst vor Tierärzten und die Angst meinerseits, dass er dort aufwacht ohne uns oder dort verstirbt, in einem Zwinger, umgeben von fremden Menschen, war sehr groß. Auch wollte ich ihm die Schmerzen nach der OP ersparen, dafür, dass er nachher nach 4 Wochen mit Wundschmerzen an den Folgen der Metastasen verstirbt.
Uns wurden noch Wochen bis Monate gegeben ohne OP und wir dachten, wir hätten wenigstens noch eine schöne Zeit mit Rocky, die er ohne Schmerzen genießen konnte.
Doch es ging alles sehr schnell. Am Freitag Abend verschlechtere sich bereits sein Zustand, er wurde immer apathischer, seine Schleimhäute waren blass, Samstag früh wollte er gar nicht mehr aufstehen. Doch plötzlich rappelte er sich etwas später wieder auf, er bekam Appetit, wollte spielen und ein Spaziergang von einer Stunde war auch problemlos möglich. Am Sonntag verschlechterte sich sein Zustand aber wieder, er erbrach sich, trank übermäßig viel, schied alles, was er getrunken hat, im gleichen Zuge wieder aus, sogar zu Hause, wollte nicht mehr aufstehen, winselte und knurrte seinen Bauch an, atmete schwerfällig. Dann kam wieder der Moment, wo er fitter wurde, gefressen hat und raus wollte. Das alles passierte im 30-min Takt.
Wir beschlossen uns, ihn noch am Sonntag gehen zu lassen und nicht darauf zu warten, bis es ihm kontinuierlich schlecht geht und er plötzlich zusammenbricht. In der Klinik war er wieder fit und wollte nach Hause, das machte es für mich noch viel schwerer, ich überlegte sogar, ihn doch operieren zu lassen. Doch es war zu spät. Die TÄ riet uns ihn gehen zu lassen, alles andere hätte keinen Sinn mehr und wäre Quälerei. Es war wirklich schrecklich, aber er konnte schmerzfrei in meinen Armen sterben.
Jetzt plagen mich meine Schuldgefühle. Hätte ich ihn doch operieren lassen sollen? Ich wollte ihm die schlimmsten Schmerzen ersparen, doch jetzt befürchte ich, ich habe alles falsch gemacht jeden Tag frage ich mich, was wäre, wenn ich ihn doch hätte operieren lassen. Vielleicht hätte er alles gut überstanden und wir hätten noch ein gutes halbes Jahr mit ihm. Wie soll ich mir diese Entscheidung je verzeihen? Und dann bin ich so wütend auf den TA, der mir im Mai versichert hat, eine vergrößerte Milz hätte nichts zu bedeuten. Hätte er mir damals zu engmaschigen Kontrolluntersuchungen geraten, wäre Rocky noch am leben....Habe ich meinen Hund zu früh aufgegeben?
Ich lese seit Tagen im Internet, lese Beiträge, wo Hunde mit einer schlechten Prognose überlebt haben. Hätte ich es also riskieren sollen? Ich werde nie erfahren, wie die OP gelaufen wäre, ob tatsächlich Metastasen vorhanden waren und und und...wie soll man damit zurecht kommen?