Auch bei Menschen wird Reizüberflutung in der Therapie nur noch selten angewandt, das kann gewaltig nach hinten los gehen. Kleines Beispiel, ich wurde als Kind an einer Schlange vorbeigezogen, mit den netten Worten : hab dich nicht so.... das Ergebnis war das ich viele Jahre selbst bei Fotos von Schlangen in Panik geraten bin. Irgendwann habe ICH mich entschieden eine Schlange anzufassen, aber niemand hat mich gezwungen, das war meine Entscheidung. Ich mag Schlangen immer noch nicht, aber kann damit leben das eine mal an mir vorbeihuscht. Angst verschwindet nicht von alleine, jedenfalls nicht wenn sie tief sitzt.
Mein Rüde ist ein Angsthund nahe an Deprivation - anfangs war er teilweise so panisch (in Angstsituationen) das er in seiner eigenen Welt lebte und nichts wahrnahm. Jeglicher Druck lies ihn erstarren - dazu gehörte auch das zeigen eines Leckerlies. Anfangs dachte ich er könnte kaum lernen , aber wir haben einfach weitergemacht, ihn natürlich auch konfrontiert - wir wollen ja leben, aber alles in einem anderen Tempo. Mein Glück war einfach nur das er von der ersten Sekunden einen Draht zu mir hatte, was an ein Wunder grenzte, das sich ihm vorher kaum jemand näheren konnte. Mein einzigstes Ziel war es das er nicht aggressiv wird - ich denke deshalb war ich so vorsichtig mit ihm . Irgendwann nach einem Jahr fing er an zu lernen, erst langsam und im zweiten Jahr so schnell, das hätte niemand für möglich gehalten. Wir wissen nicht warum er diese Entwicklung gemacht hat, das ist auch egal ... mir hat es gezeigt das nichts unmöglich ist. Er hat immer noch Ängste, die teilweise sporadisch auftreten oder Fahrräder sieht er jeden Tag - trotzdem hat er immer noch Angst. Stress verträgt er überhaupt nicht, wird dann brummig und knurrt. Mit Reizüberflutung hätte ich sicher hier einen aggressiven Hund, das merke ich jedesmal im Urlaub, nach 4-5 Tagen ist er so reizüberflutet, das er dicht macht.
Ihn zu etwas zu zwingen ist unmöglich, er erstarrt sofort und ist nicht mehr ansprechbar - und wie gesagt, das kann selbst locken mit einem Leckerlie sein. Dabei ist er inzwischen gut erzogen und man kann ihm auch Grenzen setzen, aber niemals über mentalen Druck. Ich glaube das versteht keiner oder ????
LG Jana