Ich habe das Rudelkonzept über einen Freund kennen gelernt, der mit 3 Collis (Rüden) lebt. Mich hat einerseits beeindruckt wie gut die Hunde hören, anderseits wie sehr diese Hunde ihr Herrchen lieben und ein eingespieltes Team sind. Da ich mir einen Tierschutzhund aus Ungarn geholt habe brauchte ich einige Tipps und wurde so mit dem Konzept konfrontiert.
Wenn ich die Beiträge hier verfolgt, scheint für viele das Rudelkonzept nur aus dem Nackengriff zu bestehen. Den wende ich äußerst selten an, weil es gar nicht nötig ist. Die 4 Säulen des Rudelkonzeptes bestehen aus:
1. wohlwollender Konsequenz (einmal nein bleibt nein und nicht heute nein und morgen ja, daran kann sich ein Hund nicht orientieren. Das erfordert vom Menschen einiges an Disziplin und ist inbesondere anfangs anstrengend)
2. erzieherische Tabuisierung (z.B. unerwünschtes Verhalten ignorieren)
3. artgerechte Diziplinierung (so wie es im Rudel auch erfolgt, darüber gibt es ausreichend Studien von Menschen und Forschern die Rudel beobachtet haben)
4. erzieherisches Spiel (eine artgerechte Belohnung und wichtig zur Sozialisierung) Mein Hund konnte z.B. gar nicht spielen, inzwischen liebt er es und es stärkt unsere Beziehung. Auch die Konzentrationsübungen tun dem Hund gut.
Es geht darum die Sprache des Hundes zu sprechen, der Mensch übernimmt die Rolle des Rudelführers (des Altrüden). Mir geht es im Rudelkonzept um eine annähernd artgerechte Haltung und Umgang mit dem Hund. Der Hund muß sich in gewisser Weise anpassen darf aber noch Hund sein! Der Hund hat im Rudel eine Rolle die er findet und sich danach ausrichtet. Ich bin der Boß nicht der Hund. Viele Hundehalter überlassen diese Rolle ihrem Hund.
Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht. Denn gerade ein Tierschutzhund braucht soziale Sicherheit. Er muß seine Ängste überwinden, Vertrauen aufbauen und wissen, dass er sich zu 100 % auf sein Herrchen/Frauchen verlassen kann. Bisher gab es noch keinen der gesagt hat, oh Gott der arme Hund hat Angst, ist unglücklich und völlig verängstigt. Im Gegenteil wir sind ein gutes Team und alle staunen, was Kira für eine tolle Hündin ist.
Ich habe meinen Hund (Akita Inu Michling! , 5 Jahre alt) am 28.07.2013 aus Ungarn bekommen, dort leben die Hunde in kleinen Rudeln zusammen. In den ersten 14 Tagen haben wir eine Tagesstruktur und eine vertrauenvolle Bindung aufgebaut. Nachdem der Hund wußte hier gehöre ich hin, hier werde ich geliebt, erfolgte die Umstellung auf das Rudelkonzept. Das Ergebnis, der Hund konnte nach 3 Wochen ohne Leine laufen und hat damit die Freiheit und Sicherheit gewonnnen, die er braucht um glücklich zu werden. Ich treffen auf meinen Runden viele Leute, die von ihren Problemen mit ihrem Hund erzählen, den sie aus dem Tierschutz übernommen haben. Im Haus ist er ja lieb aber draußen macht er nur Probleme (die üblichen, die ich jetzte hier alle nicht aufzählen möchte) Ein Hund der nach 2 oder 4 Jahren immer noch an der Leine geht. Es ist nicht gelungen die "unsichtbare" Leine über Vertrauen und Beziehung aufzubauen. Das schränkt die Lebensqualität von Hund und Mensch enorm ein. Der Hund muß nicht zum Menschen werden (viele vermenschlichen ihre Hunde), sondern darf Hund bleiben.
Und nun das wichtigste! Ich habe das Rudelkonzepet für mich und meinen Hund etwas auf den Hund angepaßt. Es macht keinen Sinn, alles ohne darüber nachzudenken, zu übernehmen. Jeder Hund ist anders und manchmal benötigt man kleine Umwege zu einem erwünschten Ziel. Den Nackengriff setze ich persönlich z.B. nur selten ein und das nur in Situationen in denen es um die Sicherheit und Gesundheit des Hundes geht. Ich habe die Verpflichtung meinen Hund und meine Umgebung vor Gefahren zu schützen. (Bsp: Hund rennt auf die Straße gefährdet damit sich und andere Menschen) Mein Hund bekommt auch schon mal ein Leckerli, aber es ist nicht der Bestandteil der Erziehung, die Belohnung ist das erzieherische Spiel. Ein Leckerli geben ist natürlich einfacher und weniger anstrengend. Lieber bekommt mein Hund einen richtigen Knochen, an dem er sich erfreuen und sich damit stundenlang beschäftigen kann. Wenn ein Hund einen Befehl ausführt, weil er anschließend ein Leckerli gekommt ist das auch nicht freiwillig, sondern Bestechung. Genauso macht es keinen Sinn seinen Hund anzuschreien. Im Gegenteil die Kunst liegt darin ruhig und leise mit seinem Hund zu sprechen. Er hat ein sehr gutes Gehör. Natürlich kann der Ton auch mal schärfer werden, klare Ansage ist wichtig, aber einen Hund anschreien und eine hektische Körpersprache an den Tag legen macht keinen Sinn. Auch das erlebe ich sehr viel und am Ende der Leine ein verunsicherter Hund, der die Welt nicht mehr versteht.
Das wichtigste an diesem Konzept ist für mich die vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Hund, die dem Hund Sicherheit (!) gibt. Ein verlässlicher Partner (!) sein der nicht heute so und morgen anders entscheidet (wohlwollende Konsequenz!) Somit ist das Rudelkonzept mehr als der Einsatz eines Nackengriffes. Bisher habe ich nur die Bücher gelesen und das Video gesehen.
Im Dezember bekomme ich den zweiten Akita Inu Mix (Rüde 6 Jahre) und ich werde mich wieder an diesem Konzept orientieren. Gut ist, was hilft und zum Erfolgt führt! Gut ist es, wenn der Hund glücklich ist und das Zusammenleben zwischen Mensch, Hund und Umgebung gut funktioniert!