Ich hatte doch geschrieben, wenn der Hund unter Atemnot leidet und man das nicht (mehr) behandeln kann..
Naja ... "leiden" ... was ist "leiden" - klar, "leidet" ein Hund immer an Behinderungen und Einschränkungen bei der Atmung.
Gerade deswegen finde ich die Balance hier etwas schwierig. Definitiv muss man das Kind beim Namen nennen. Es ist Leid, daran gibt es nichts schönzureden. Die Frage ist ja immer, wie viel "Leid" kann man einem Lebewesen zumuten. Und ich finde, hier wird das manchmal sehr schwarzweiß dargestellt - und ich sag mal so, in der Position, wo man diese Tiere tagtäglich sieht und behandelt, muss man ganz klar Abstufungen vornehmen.
Ab wann darf man einen Hund töten?
Weil er schnarcht?
Weil er nach dem Fressen kotzt?
Weil er ab 20 Grad im Haus bleiben muss?
Oder wenn er nicht mehr schlafen kann und wenn er wirklich in todesnahe Situationen kommt, mit Zyanose, Sauerstoffmangel und wirklich Todesangst?
Das ist eben nicht immer so schwarz und weiß, wie es hier manchmal formuliert wird.
Und ja - klingt hart, aber ein Brachy hat einfach eine andere Lebensrealität als ein Mali. Das ist trotzdem - auch wenn mich das als Tierärztin extrem betroffen, hilflos und wütend macht - keine Rechtfertigung so ein Tier einfach zu töten.
Das ist eigentlich das, worauf ich hinaus will. Man formuliert das hier immer recht lapidar im Sinne von "ich würde so einen Hund euthanasieren" - aber man muss vielleicht erstmal in der Position sein, dass man das WIRKLICH tun könnte, um sich der Tragweite dieser Worte bewusst zu werden und zu sehen, dass das immer sehr indiviudelle Entscheidungen sind und es leider beim Thema "Atemnot" sehr viel Grauabstufungen gibt und nicht jedes Leid eine Euthanasie nach sich ziehen kann und darf.
Ich kann dir 10 unterschiedliche Frenchies auf den Tisch stellen, die alle unterschiedliche Ausprägungen von BOAS haben, die unterschiedlich gut klar kommen und auf ihre Weise durchaus Lebensqualität haben, auch wenn man medizinisch selbstverständlich 1000 Dinge an ihnen anprangern kann - und dann drück ich dir die Todesspritze in die Hand und sag: bitte euthanasieren, hat Atemnot. Ich denke ... wenn man dann so einen Hund vor sich hat, relativiert sich die Forderung nach Tötung von selbst.
Und nochmal - mir geht es nicht um die Verharmlosung bestimmter Symptome. Es ist absolut wichtig, dass wir die Fakten benennen, es nicht beschönigen oder die Probleme runterspielen - nur, ein bisschen Sensibilität beim Thema Euthanasie halte ich trotzdem für angebracht. Das ist nämlich, wenn es wirklich um die Ausführung geht, durchaus komplexer zu entscheiden, als es auf dem Papier aussieht.
Der Beitrag ist nicht als Kritik zu verstehen, sondern lediglich als Gedankenanstoß. Denn ich denke, es ist auch relativ normal, dass man als Außenstehender diesen Blick vielleicht auch gar nicht so direkt haben kann.