Hallo,
ich versteh dich ziemlich gut, wie es dir momentan geht... Mir ging es ganz genauso. Auch für mich war der Verein eine ganze Zeit lang sehr sehr wichtig. Ich war zeitweise 5-6 mal die Woche draussen, auch als ich keinen hundesportgeeigneten Hund hatte, war ich immer dort und hab meine Stunden gegeben und hab geholfen. Eine Weile lang war der Verein auf einem richtig guten Weg! Wir haben gemeinsam gegen tierschutzrelevant ausbildende Mitglieder gekämpft, haben es geschafft, dass sie entweder damit aufhörten oder den Verein verließen, haben neuen Wind in die Ausbildung gebracht, haben neue Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten, das Clickern angefangen, gingen auf Seminare bei denen viel mit positiver Verstärkung aufgebaut wurde... Es lief eine Weile ziemlich gut, die Leute hielten zusammen... Und irgendwann fing es an zu brökeln. Es begann eigentlich alles mit einer Dame, die in dem Verein viel zu sagen hatte. Sie bekam einen guten Hund an die Leine... Jahrelang betonte sie, dass sie es "anders" und "besser" machen will, ohne Stachler, ohne Tele, dass Leute mit solchen Methoden den Sport kaputt machen! Jammerte rum, dass sie von den Althergebrachten gedisst wurde, weil sie eben nicht mit Schlinge und Stachler auf den Platz ging, ließ sich nicht beirren, als ihr immer wieder gesagt wurde, sie sollte doch mal nen Stachler an den Hund legen etc.. Als diese anderen weg waren... begann sie selbst damit! Auf anderen Plätzen, bei anderen Ausbildern fing sie an, bei Seminaren für ambitionierte Hundesportler wurde sie immer wieder damit konfrontiert, bei einem selbständigen Hundesportausbilder wurde sie noch näher herangeführt und dann kam eine aggressive Grundstimmung in die Diskussionen. Wenn man über positive Ausbildung redete wurde gestichelt... Es war so erschreckend zu sehen, dass die, mit der man jahrelang um etwas gekämpft hat, mit der man gegen die Tierquäler gekämpft hat, mit der man nach neuen Wegen gesucht hat, mit der man stundenlang über den Nonsens von Stachler und Tele in der Ausbildung geredet hat, dass diese Person selber damit anfing. Und irgendwie muss das wohl bei einigen Leuten im Innern gewartet haben, denn sie blieb bei der Sache nicht die Einzige, es zogen Leute nach, sie zog sich Leute nach, wendete sich von den anderen - diesmal war ich bei den anderen dabei - ab und suchte sich Neue, vielversprechende Neulinge und integrierte diese ziemlich schnell in ihr Grüppchen. Es wurde immer schlimmer auf dem Platz, rucken war wieder normal, Hunde wurden aufeinmal reihenweise auf den Rücken gelegt und da stand ich mit meinem Clicker in der Hand und meinem Geschirr am Hund auf dem Platz, mit meinen Junghundeleuten und wusste nicht, zu wem ich die denn noch schicken sollte? Positiv aufgebaut, aber die schwierige Zeit der Pubertät vor den Augen, eine Zeit in der man schon mal verzweifelt und dann zugänglich für andere Methoden ist... wo sollte ich meine Leute hinschicken? Zu den Hau-Ruck-Ausbildern? Das war mit meinem Gewissen nicht wirklich vereinbar. Ich habe versucht zu kämpfen, hatte natürlich auch noch ein paar Leute, die meiner Meinung waren, aber auch die kamen immer seltener, wollten nicht mehr... Ich habe ziemlich darunter gelitten, auch darunter, dass meine Person auf dem Platz nicht mehr willkommen zu sein schien. Da der Verein mal so übermäßig wichtig für mich war, war das äusserst schwer für mich!
Ich stand zu der Zeit kurz vor meinem Abschluss in der Uni, das kam natürlich noch erschwerend hinzu, also hatte ich eine ganze Weile (erst für die Prüfung lernen, dann die Diplomarbeit schreiben) auch garnicht die Zeit, mich weiterhin mit voller Kraft reinzuhängen. Und dann war mein Abschluss geschafft und mein Freund wartete 120 km weiter darauf, dass ich zu ihm ziehe... Und ich tat es... Anfangs bin ich noch ab und an zum Verein, wenn ich in der Stadt war, aber mittlerweile fühlt es sich nicht mehr richtig an und ich bleibe eigentlich komplett weg... Der Umzug kam für mich genau richtig, ich weiss nicht, wie es weitergegangen wäre, wenn ich dortgeblieben wäre... Einen anderen Verein oder eine andere Hundeschule die passte gab es dort nicht, die Kraft weiter gegen diese Gruppe zu kämpfen hätte ich nicht gehabt und "nur" mit diesen Leuten auf einem Platz zu sein, das wäre auch nicht möglich gewesen...
Es fiel mir schwer und wenige Jahre zuvor habe ich sogar auf einen Umzug zu meinem Studienort verzichtet und bin gependelt, weil ich mir mein Leben ohne den Verein kaum vorstellen konnte aber: es geht
Ich arbeite jetzt in einer Hundeschule mit, die sehr positiv arbeitet, nehme auch ab und an mit meinen Hunden an den Stunden teil und bin einfach nur froh, dass ich die ganze Scheisse nicht mehr mit ansehen muss. Mit unserem Rüden stießen wir in dem alten Verein auf fehlendes Verständnis, er hat ja eine Schilddrüsenunterfunktion und naja... die "Tipps" die wir so bekamen... und jetzt fühlen wir uns aufgehoben, sind bei Leuten, die wissen was das bedeutet und haben viel Unterstützung bekommen die schlimmste Zeit durchzustehen.
Manchmal, gerade jetzt, wo der Frühling beginnt juckt es mich schon in den Fingern mit meinen Hunden mal auf dem Platz zu stehen, das ist so ein bestimmtes Gefühl... und das fehlt mir noch ein bisschen. Aber die Suche nach einem neuen Verein ist nicht leicht! Meine Ansprüche sind ziemlich gestiegen und ich habe ausserdem keine Lust mit Leuten einen Platz zu teilen, die mit unschönen Hilfsmitteln und Methoden arbeiten. Nicht jeder muss das so eng sehen, aber das ist für mich das einzige, das möglich ist. Ich hoffe jetzt einen passenden Verein gefunden zu haben, klang alles sehr vielversprechend. Bin gespannt, wohin es führt
Ich wünsche dir Kraft auf deinem Weg und viel Freude ausserhalb des Platzes. Der Frühling kommt und man kann soviel tolle Sachen mit den Hunden machen.
Vielleicht suchst du dir ja eine Wiese zu pachten und triffst dich dort mit ein paar Gleichgesinnten zum privaten Training? Ich weiss nicht welche Sportarten du gemacht hast, aber für Obedience zum Beispiel braucht man ja nicht soviel Equipement...
Halt uns bitte auf dem Laufenden
Viele Grüße, Pudel