Hallo, mein Schäferhund-Mix-Rüde ist 3 Jahre alt. Es entwickelt sich gerade derzeit alles sehr schlecht. Wir hatten nie Probleme mit Hunden, aber dieser führt uns an unsere Grenzen. Wir haben ihn seit dem Alter von 6 Monaten. Man kann auch nicht sagen, dass er schlechte Erfahrungen gehabt hat. Im TH hat er 3 Monate gelebt, was ich weiß ist, dass er immer einer der letzten war, der hinter der Meute herlief. Er hatte schon immer eine gewisse Unsicherheit gegenüber neuen Situationen. Zum Beispiel wenn in der HuSchu Ruhe in die Situation eingekehrt ist, und dann ein Hund vor ihm vorbeigeführt wurde. Da ging er dann nach vorne und wollte schnappen.
Im Haus hat er sich an der Haustür zum Monster entwickelt. Das heißt, von Außen sieht man 40 kg und Zähne vorne durch die Scheibe an der Tür. Mittlerweile geht er oft nicht mehr freiwillig zurück, wenn ich dann zur Tür komme. Besuch ist nicht mehr möglich, da muss er raus oder ins 2. OG.
Eigentlich will er die Situation klären und den Besucher überprüfen. Jedoch ist und war das schon immer so weit von einem normalen Umgang entfernt, dass das mit normalen Leuten nicht zu üben ist. Die können sich einfach nicht ohne Gefahr bewegen.
Das hätten wir alles durchgezogen, wenn nicht dieses steigende Unvertrauen auch gegenüber uns wäre. Wäre ich Außenstehender würde ich bald denken, der Hund würde geschlagen oder sowas, wie kann er sonst so sein... Ist natürlich Quatsch.
Wir können ihn nicht mehr behandeln. Angenommen, es wäre was an der Pfote und müsste untersucht werden. Da wird er skeptisch. Ich kann ihn nicht mehr abtrocknen. Generell müssen wir aufpassen, dass wir ihn nicht einengen. Zu zweit am Hund hantieren geht nicht. Tierarzt geht entsprechend nur mit Maulkorb.
Zwischen bedrohlichem Knurren, große Augen bekommen und Angriff ist meist nur ein ganz schmaler Grat. Bei 40kg mit Zähnen muss ich da auch schon aufpassen. Es kann sein, dass wir auf dem Sofa liegen, er liegt irgendwo im Raum. Ich bewege mich, oder mache eine Flasche auf und zack, kommt er an und schaut mich mit großen Augen an und beknurrt mich so, als hätte ich sein Leben bedroht. Das ist schon zweimal vorgekommen.
Tja, woran es liegt ist natürlich in der Theorie so: Es liegt am Menschen. Nicht genug Sicherheit gegeben, nicht genug Verlässlichkeit. Aber derart? Ich bin mir über die Thematiken bewusst. Ich handle immer konsequent (meine Frau übrigens nicht so, aber auf mich geht er los). Konsequent, das heißt, wenn er mich anbettelt nach Futter und ich sage Nein, dann heißt das nein. Das weiß er auch und gibt es sofort auf. Wenn ich etwas anfange, dann setze ich das auch durch. Wenn irgendwas ist, zeige ich keine Unsicherheit. Bspw. wenn es draußen knallt, der Hund bekommt Angst. Ich verhalte mich so, als sei nichts. Wenn er dann vor Schiss nicht mehr weiter will oder den Rückweg antreten will, dann machen wir das möglicherweise und es wird es aussehen, als sei das ganz normal. Die Situation muss in Ruhe bleiben und ich gackere garantiert nicht herum oder fange an, an ihm herumzutüddeln. Das machen andere Hundehalter - und die haben es leichter. Toll.
Ich halte nichts davon, dem Hund immer zu zeigen, wo der Hammer hängt. Diese ganzen Theorien von der Dominanz. Was sollte ich da glauben? Er belagert gerne schon mal den Weg oder die Küchentür und ich muss drübersteigen. Hui, dann muss er also dominant sein und ich habe verloren. Er geht nicht an sein Futter, bis ich mich abwende oder unbeteiligt bin. Hui, dann hat er ja meinen Rang anerkannt. Hui, dann ist er ja unsicher. Also, was mache ich? Meist steige ich über den Hund, und manchmal stört er auch, da kriegt er die Ansage zu gehen, was er auch macht.
Diese ganzen tollen Theorien. Da draußen laufen so viele Leute rum, die machen so viel Scheiß mit ihren Hunden, lassen denen alles durchgehen, schlagen sie, sind ungerecht, labern ihren Hund voll, wenn er unseren anmacht (und tun das nur aus Verlegenheit) - so viel Blödsinn und was weiß ich - die haben trotzdem nicht meine Probleme.
Es ist viel Unsicherheit im Hund, er kann aber ebenso auch total Rambomäßig durch die Gegend laufen, mit großer Präsenz. Die Wohnung ist sein Rückzug, aber oft schaut er auch so, als würde ihm die Decke auf den Kopf fallen. So ein Blick, der Kopf hebt sich nicht, aber die Augen schauen nach oben, als würden die Bomber des dritten Weltkriegs über uns herfliegen. Wäre es ein Mensch, hielte ich ihn für manisch-depressiv.
Mal schauen, was die Kastration bringen wird. Im Moment steht die chemische hoffentlich bald vor der Wirkung. Vielleicht wird die Unsicherheit größer, vielleicht wird es für mehr Ruhe in seinem Kopf sorgen.
So, das war es schon, ich wollte es eigentlich nur aufgeschrieben haben als Selbsttherapie, denn helfen kann ohnehin niemand. Ideen geben, Dinge, auf die man nicht gekommen ist, das ist alles, was man erwarten kann. Für das ganze Bild ist der Umgang mit einem Hund einfach zu komplex und für Dritte nicht erfassbar. "Professionelle Hilfe" (hatten wir schon, da ging es eher um die Sozialisation mit anderen Hunden, aber auch um das Thema Haustür) bietet ja alle Meinungen und Farben zwischen Schwarz und Weiß. Ich halte nach wie vor nicht viel davon. Ein zu verkopfter Ansatz verhindert leicht den natürlichen Umgang. Die besten Hunde waren immer die, um die eben nicht viel Gewese gemacht wurde. Na ja, diesmal ist es anders.