Beiträge von Quarus
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Ich habe nur sehr begrenzte Erfahrungen, mir hat sich aber vor einigen Jahren ein anfänglich äußerst scheuer Streuner an meiner Arbeitsstelle so eng angeschlossen, das ich es nicht übers Herz brachte, ihn über Weihnachten/Neujahr unversorgt zu lassen. Nach einigen Tagen, die er in einem ruhigen Zimmer auf dem Schrank verbrachte, taute er auf und entwickelte sich zur perfekten Wohnungskatze. Ich konnte Freigang bieten, er hat sich aber keine 10 m von der Haustür entfernt. Man hatte das Gefühl, daß er von der Freiheit absolut genug hatte und auf keinen Fall sein warmes Plätzchen verlieren wollte. Ich habe mich oft gefragt, was wohl seine Vorgeschichte war... so KANN es auch gehen...
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@ Nightstalcer & sbylle
Ich bin Boxerhalter - eine Rasse, die permanent im Ruf der "Überzüchtung" und Krankheit steht. Aber auch eine der wenigen Rassen, die als Zuchtvorraussetzung Ausdauerprüfung und Arbeitsprüfung hat.
Bezüglich des Kupierens bin ich zwiegespalten. Den Boxer betrifft es ja auch, bei Rute und Ohren. Anfangs war ich skeptisch, ob züchterische Benühungen um das "korrekte Ohr" und die "korrekte Rute" nicht wesentlich wichtigere Probleme in den Hintergrund treten liessen. Das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Erstaunlicherweise sind sehr viele Ruten normal entwickelt und die Ohren flattern vielleicht mal, das tut der Funktionalität aber keinen Abbruch.
Die zuchtbuchführenden Vereine im VDH (BK und IBC) wollten auch die Standardänderung, trafen dabei aber auf massiven Widerstand der viel größere Zahlen züchtenden Länder wie Frankreich, Spanien und Italien. Das ging so weit, daß allen Ernstes mit der Schaffung einer Rasse wie "Europäischer Boxer" gedroht wurde, sollte D auf seine naturbelassenen Ruten und Ohren als einzig erlaubte Form lt. Standard bestehen. Damit wäre die deutsche Population in der FCI isoliert gewesen. Also erlaubt der Standard in Ländern ohne Kupierverbot das Kupieren noch. In D war das Kupierverbot allerdings bedeutend schneller angenommen worden als z.B. beim Dobermann. Es dürfen aber kupierte Hunde, welche importiert wurden, zur Zuchttauglichkeit und auf Prüfungen geführt werden. Das ist in meinen Augen richtig, weil es den Genpool nicht verarmen läßt. Immerhin sieht man jetzt schon mehr ausländische Züchter, speziell die, welche stärkeren Austausch mit D pflegen, mit unkupierten Hunden. Es wird sich langfristig durchsetzen, hoffe ich.
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Zitat
Ich finde es sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Den VDH kritisieren, heisst nicht alle Dissidenzvereine gut zu finden. Man muss jedes Ding für sich betrachten.Die in bester Absicht und Unwissenheit unter dem Dachverband betriebene Inzucht und Übertypisierung hat de facto bei sehr vielen Rassen zu einem genetischen Flaschenhals geführt. Das Problem löst man nicht durch weitere Auswahl, also weitere Verkleinerung des Genpools. Das ist biologisch nicht möglich, was an genetischen Varianten verloren ist, ist verloren.
Bei meiner Rasse, die weltweit verbreitet ist, wird viel "altes Blut" über die gezielte Einfuhr von Zuchthunden oder Auslandsdeckakten zurückgeholt. Das geht von Rußland bis Canada. Leider ist diese "Rückfuhr" nicht ganz risikolos, da die deutschen Vereine mit Abstand die strengsten Zuchtordnungen der Rasse haben, und aus anderen Populationen nur begrenzt Informationen über Defekte vorliegen, die hier bereits weitgehend zurückgedrängt wurden.
ZitatDer VDH ist in der einzigartigen Position, in den Zuchtvereinen ein Umdenken einzufordern. Sinnvolle Einkreuzungen zuzulassen; die absurde Überbetonung der äusserlichen Merkmale zurückzustellen; die körperliche Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Zuchttiere auch bei "Showzuchten" sicher zu stellen. Also den eingeschlagenen Irrweg einzugestehen und zu korrigieren.
Ich sehe nicht, dass das passiert. Das Argument, dass andere es auch nicht besser machen (was stimmt!), zählt für mich nicht. Der VDH sollte Vorreiter sein.
Was Du forderst, wäre diktatorische Herrschaft. So funktioniert aber ein auf demokratischen Grundprinzipien aufgebauter Verband nicht. Das ist in der DDR versucht worden, wo per "Erlaß von oben" die Rasse des Schweren Warmblutes über Verdrängungskreuzung vernichtet werden sollte. Und selbst da haben sich Züchter quergestellt und Widerstand geleistet...
An der Basis, in den Vereinen, muß das Umdenken stattfinden, und tut es auch, das ist aber ein langwieriger Prozeß, weil er mittels Überzeugung funktionieren muß. Und es ist IMMER ein erzkonservativer Kreis vorhanden, der "geknackt" werden muß.
Aber ich stelle die Frage gerne noch mal:
ZitatWelche Rassen wurden in der vom VDH kontrollierten Hundezucht in den letzten Jahrzehnten konkret verbessert? Ich bin sicher, dass hier Leute mit mehr Ahnung sind als ich, die diese Frage beantworten können.
Ich habe zu wenig Ahnung von anderen Rassen, bei meiner Rasse kann ich aber gute 30 Jahre aus eigener Erfahrung überschauen und habe auch viel in die Vergangenheit recherchiert. Eindeutig ist die Lebensdauer gestiegen (ohne ärtzliche "Intensivmedizin"), HD ist weit zurückgedrängt worden im Vergleich zu den 60er Jahren, Hasenscharten und Spaltrachen treten nur noch sehr vereinzelt auf, Ventilnasen gibt es so gut wie keine mehr, Hodenfehler wurden reduziert, kongenitale Herzerkrankungen und Spondylose sind im Monitoring.
Was ein ungelöstes Problem ist und woran seit Jahren geforscht wird, ist die überdurchschnittliche Neigung zu Tumoren. Ich wäre froh, wenn es da mal einen Durchbruch gäbe.
Ansonsten wird seit einigen Jahren bei Zuchttauglichkeitsprüfungen auf die korrekte Länge des Nasenrückens verstärkt geachtet, wobei es nach meinem und dem Geschmack vieler anderer gern noch ein Zentimeter mehr sein dürfte. Aber die Ausländer, die aufgrund der wenigen zu beachtenden Zuchtkriterien die Ausstellungen dominieren, geben leider noch die Mode des Übertyps vor. Allerdings sind Ausstellungen für eine Zuchtzulassung nicht erforderlich.
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Aber ist es wirklich so, dass der VDH bei einer so neuen Rasse wie dem Bolonka Zwetna keinerlei Hunde mehr von außerhalb über's Register einträgt? Diese Möglichkeit besteht zumindest auf dem Papier und bei anderen Rassen wird sie auch genutzt.
Das kann ich mir nicht vorstellen. Sowohl beim Australian Shepherd, als auch beim Schweizer weißen Schäferhund gab bzw. gibt es weiter die Möglichkeit, verbandsfremde Hunde im VDH-Zuchtverein registrieren zu lassen und mit ihnen zu züchten. Diese Rassen sind auch neu anerkannt von der FCI. Warum sollte das beim Bolonka anders sein? Wozu sollte der VDH sich in diesem speziellen Fall die Zuchtbasis künstlich klein halten?
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Im Normalfall sollte man bereits an der Änderung der Körperspannung seines Hundes ablesen können, ob von ihm etwas Ungewöhnliches festgestellt wird. Da braucht es keinen riesen Rabatz, der beim Welpen bereits gefördert wird. Der könnte sogar später kontraproduktiv sein.
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...ist der Rhodesian Ridgeback nicht eine solche Ausnahme, wo explizit der genetische Fehler (der auch gesundheitliche Schäden hervorrufen kann) gefördert und der "gesunde Hund" abgelehnt wird?
Meines Wissens wird Dermoid sinus züchterisch selektiert. Allerdings lehnt das standardführende Land die Änderung auf Möglichkeiten rigdeloser Hunde als zuchttauglich ab.... wobei Rigdelosigkeit nicht automatisch Freiheit von Dermoid Sinus bedeuteten soll?
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Nur: Ich persönlich bin der Meinung, dass es sehr viele Rassen gibt, die in den letzten Jahrzehnten eindeutig nicht verbessert wurden.
Zu kleine Schädel beim Chavalier King Charles, zu massige Körper beim Bernhardiner, zu kurze Nasen beim Mops, die abfallende Rückenlinie beim DSH, kurze Lebenserwartung bei vielen Großrassen, hängende Augenlider, Fellberge, hervorquellende Augen, Atemnot, Krankheiten - es gibt zu viele Beispiele dafür dass Rassen schlechter werden, um zu behaupten, dass die vom VDH kontrollierte Hundezucht Rassen tatsächlich verbessert. Das Eliminieren von Ringelschwänzen oder Punkten auf der Nase kann ich beim besten Willen nicht als Verbesserung der Rasse bezeichnen.Anders imag es sein für tatsächlich leistungsgeprüfte Rassen, aber die Schönheitszuchten haben definitiv keine Verbesserung erlebt.
Mag sein, dass der VDH den eingeschlagenen Weg am konsequentesten geht und dass man die dort gesteckten Ziele nur innerhalb des Verbandes erreichen kann. Aber: die Ziele selbst überzeugen mich immer weniger.
In den letzten Jahtzehnten ist das Wissen um Populationsgenetik und Genetik allgemein auch erst entstanden. Früher waren Inzest-Verpaarungen z.B. als probates Mittel zur Merkmalsfestigung allgemein anerkannt und wurde rasse-, verbands- und länderübergreifend auch in größtem Umfang und in bester Absicht praktiziert. Das Problem von Vitalitätseinschränkung und Übertyp war in seinem Umfang unvorstellbar. So langfristig, wie sich die Probleme aufgebaut haben, wird man nun die falschen Entwicklungen korrigieren müssen. Wenn immer suggeriert wird, mit "Hauruck-Methoden" und Aktionismus wäre das zu regeln, dann ist das Augenwischerei. Siehe auch Emma-"Pseudomops". Ein Weg, auf den ich viel Hoffnung setze, ist die Entwicklung des Continental Bulldog als gesündere Alternative zum English Bulldog, in der SKG/FCI. Das wird aber einige Generationen dauern, und ist weit weniger medienwirksam zu vermarkten als die Doodelei und Designerdogzucht. Und es erfordert eine straffe Zuchtlenkung, die sich nicht auf Kompromisse einläßt, sondern das Ziel unbeirrt verfolgt. Die Alano-Züchter z.B., die einen gesunden Molosser außerhalb des VDH/FCI züchten wollten, haben sich schon wieder ins Unendliche zerstritten und zersplittert, und ihre großen Absichten Einzelinteressen geopfert.
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Eiweißkombinationen mit gutem Ergänzungswert sind z.B.:
Kartoffeln + Milchprodukt + Ei
Getreide( auch Pseudo-Getreide) + Milchprodukt + Ei
Hülsenfrüchte + Milchprodukt + EiVon den Varianten mit pauschal Getreide und Hülsenfrüchten würde ich DRINGEND abraten. Getreide enthält je nach Art bedeutende Mengen Protein, und Hüselnfrüchte (Erbse, Bohne, Linse, Sojabohne) sind noch proteinreicher. Allerdings sind diese pflanzlichen Proteine sehr schwer von der Leber zu verarbeiten und gerade diejenigen, bei deren Verdauung das Zellgift Ammoniak in erhöhtem Maße entsteht. Zudem ist eine bedeutend größere Menge als von leichtverdaulichen tierischen Proteinen notwendig, um die Mindestbedürfnisse des Körpers zu erfüllen.
Kartoffe mit Milchprodukten und Ei ist bedeutend günstiger, Reis mit magerem, hochwertigem Fleisch, Milchprodukten und etwas Ei auch empfehlenswert. Nicht zuviel Ei, enthält eine schwefelhaltige Aminosäure - nicht gut für die Leber im Übermaß.
Hier mal zwei Rezepte aus "Ernährung des Hundes" von Meyer/Zentek, je 100 g Futter
fettarmes Fleisch 15 g
Mager-Quark 15 g
Kartoffel 60 g
Schweineschmalz 10 g
Vit./Min (25 % ca) 5goder
fettarmes Fleisch 10 g
Mager-Quark 40 g
Reis 30 g
Keimöl 10 g
Vit./Min (25 % ca) 5g -
Vorhin fiel die Zahl von 7 Hunden als Kriterium für gewerbliche Zucht; das ist hier sehr schön erklärt, was der Unterschiedlich zwischen "gewerblich" und "gewerbsmäßig" ist. Das eine betrifft die Anzahl der Tiere und die Kontrolle der Zucht durch das Veterinäramt, und greift schon bei drei zuchtfähigen Hündinnen, wobei auch die Oma drunterfällt und die nicht zuchtgeeignete Tante. Das andere betrifft die Einkommenserzielung und wird durch das Finanzamt kontrolliert.
Ich stimme denen zu, die unbedingte Einzelfallprüfung empfehlen und auch zwischen den Rassen differenzieren. Es gibt einfach Rassen, die von der FCI nicht anerkannt sind und deren Züchter, so seriös sie auch sind, außerhalb züchten müssen und das gut machen. Für diese Rassen ist die Anerkennung durch die FCI auch nicht notwendig, da sie sich eigene tragfähige Strukturen aufgebaut haben.
Was die "Rebellen" betrifft, die wegen schlechter Erfahrungen aus dem VDH-angehörigen Zuchtverein ausgetreten sind und etwas besseres aufziehen wollen, lehrt mich meine Erfahrung aber etwas gänzlich anderes. Alle Fälle, in denen ich die Hintergründe kenne, haben dem VDH den Rücken gekehrt, um a) dem Rausschmiß zu entgehen, b) mit Hunden doch vermehren zu können, die wegen eklatanter Abweichungen vom Standard in Gesundheit, Wesen und Formwert keine Chance auf eine Zuchtzulassung haben c) die Aufwendungen für Zucht-Untersuchungen, Arbeitsprüfungen, Kontrolle allgemein umgehen wollen, d) und dann noch die, die Unterschiede gar nicht kennen, da schon ihr Zuchthund ohne große Überlegung außerhalb VDH/FCI gekauft wurde. Anfangs mögen die Absichten noch edle sein, aber Sachzwänge wie mangelnder Zugang zu hochwertiger Genetik, keine kooperierenden Mit-Züchter, keine Datensammlungen, keine Infrastruktur zur Ausbildung, keine finanziellen Spielräume zur Entwicklung eigener Zuchtprogramme lassen meistens sehr schnell faule Kompromisse salonfähig werden.
Schönes Beispiel: der gestromte schwerkranke "Mops" Emma aus STERN-TV, der EIGENTLICH sehr viel gesünder als der schnöde VDH-Mops mit dem ach-so-lächerlichen Belastungstest sein sollte, aber einer Verpaarung entstammt, die schon aus anderen Gründen im VDH-Verein NIE genehmigt worden wäre!
Bei meiner Rasse liegt der Knackpunkt in Wesensmängeln und Gesundheit. Ist die Hündin von klein auf schreckhaft, ängstlich und schußscheu, gibt es keine Chance auf ZTP - ab damit in einen selbstgestrickten Verein. Ist die Hündin hochbelastet in der Linie mit HD, kann aber optisch noch laufen - ab damit in einen alternativen Verein. Hält man rassetypische Ausbildung für entbehrlich, weil es bei der Wurfkistenbeschickung stört, wenn die Hündin mit 12 Monaten noch nicht werfen darf - ab damit...
Gern wird dann damit geworben, daß Mutter oder Vater solcher Würfe ja VDH/FCI-Papiere hätten, oder berühmte Vorfahren besitzen - aber man selber könne ÜBERHAUPT nicht mit dem Klüngel im VDH und hätte es mit seinem GEWISSEN nicht vereinbaren können, dort mit seinen ÜBERRAGENDEN Zuchttieren zu züchten!
Von MEINER Rasse geschlußfolgert, würde ich mit heutigem Stand von KEINEM der Züchter einen Welpen geschenkt wollen, der außerhalb der FCI züchtet. Und von denen, die der FCI über ihre Landesverbände angeschlossen sind, noch lange nicht von jedem - aber ich fände auf jeden Fall einen Züchter, der meinen Anforderungen entspricht.