Beiträge von Quarus

    Bleiben wir doch mal bei der theoretischen Einkreuzung einer Fremdrasse in den Großen Schweizer Sennenhund. Welche Rasse würde sich anbieten? Der Mastiff wurde genannt, den halte ich aber für eher ungeeignet - Rasse mit ebenfalls sehr kleinem Genpool, geringer Lebenserwartung, große gesundheitliche Probleme, unfunktionelles Gebäude. Da treibt man den Teufel mit dem Beelzebub aus.


    Wenn man unter den Treib- und Sennenhunden bleiben will, um zumindest entfernten Blutanschluß zu haben, bietet sich aus meiner Sicht bedeutend eher der Rottweiler an. Ähnliches früheres Aufgabengebiet, große Population, Leistungslinien mit guter Gesundheit da, verwandte Rasse. Nur wäre das mit Sicherheit aus Imagegründen nicht durchsetzbar.

    Zitat

    Was haltet ihr hiervon?


    http://www.lua-dalmatiner.de/


    Ich kenne mich mit Dalmatinern nicht aus, was ich gehört und gelesen habe, scheint aber Hand und Fuß zu besitzen und aus der richtigen Motivation heraus zu geschehen.


    Als Gegenteil einer sinnvollen Einkreuzung möchte ich die Bobtail Boxer nennen. Da wurde der Pembroke Corgi eingekreuzt, um Stummelruten zu erzeugen! Ein unmögliches Zuchtziel in meinen Augen, nur um dem Kupierverbot zu entgehen. Man sieht an den Hunden, daß von halblangen Ruten, nicht vorhandenen Ruten bis zu Krüppel- und Knickruten alle Formen vertreten sind.

    Da stellt sich jemand Zucht als Milchmädchenrechnung vor. Natürlich funktioniert das nicht, daß man wie beim Kuchenbacken nur die Merkmale kombiniert, die einem gerade in den Kram passen. Bestenfalls hat man eine erste Generation, die einigermaßen einheitlich ist - das kann aber auch einheitlich schlecht sein. Dann fängt die Aufspalterei nach Mendel an. Bei fast allen "Züchtern" ist an diesem Punkt Schluß. Sie fangen wieder von vorn an, mit neuen Zuchttiere der Rassen, die sie angeblich verbessern wollen. Eine Sackgasse also, die nur Gebrauchshybriden analog der Masthähnchen oder -schweine der Nutztierzucht hervorbringt.


    Will man ernsthaft Rassekreuzung betreiben, bedarf es nach meiner Ansicht eines von Genetikern ausgearbeiteten, permanent unter wissenschaftlicher Kontrolle stehenden Zuchtprogrammes und genügend Züchter, die an diesem Programm langfristig teilnehmen. Und es bedarf einer überzeugten Käuferschicht, die die Zwischenprodukte dieses Zuchtprogrammes abnimmt, auch wenn diese noch weit vom Zuchtziel entfernt sind. Früher hat man Hunde, die nicht dem Ziel entsprachen, ohne Federlesens beseitigt, und in sehr vielen Ländern wird das heute noch praktiziert - zumindest in D ist das aber nicht mehr möglich. Womit die Verantwortung der Züchter bei solchen Kreuzungsprogrammen noch mal steigt.


    Einfach Hunde zusammenwürfeln, deren Welpen niedlich aussehen und sich gut verkaufen lassen, kann trotz aller tollen Statements nicht als Rassekreuzung zu irgend einem begründeten Zweck bezeichnet werden. Das ist einfach nur Mixvermehrung.


    Noch zu den Swissy-Dogs: das klingt ja ganz prächtig mit dem Heterosiseffekt, klappt aber theoretisch nur, wenn die Ausgangsrassen sehr weit voneinander genetisch entfernt sind UND homozygot. Und das sind gerade Berner und Großer nun überhaupt nicht. Zu eng verwandt - keine Heterosis. Die außerdem nur in der ersten Generation überhaupt nutzbar wäre. Deshalb ist das ein Zuchtverfahren ( zwei extrem ingezüchtete, nicht verwandte Linien), das zur Masthähnchen- oder Mastschweineproduktion eingesetzt wird. Eine Sackgasse, da mit jeder Generation wieder die extrem ingezüchteten Elternlinien notwendig sind.


    Wobei die Swissy-Mixe vermutlich von Körperbau und Wesen nicht total unharmonisch ausfallen...

    Das Tragische ist, daß mit dem Untergang der DDR auch die Mopspopulation züchterisch aufgegeben wurde. Das waren genau die Retromöpse, die man jetzt durch Einkreuzungen wieder erzielen will. Diese Möpse hatten Schnäuzchen, sie waren robust - aber leider betongrau und nicht von schönem Beige. Die Rasse war durchgezüchtet und dokumentiert. Die Herkunft, das Schnäuzchen und die Farbe machten sie "unmodern". Die DDR-Züchter gaben auf oder stiegen auf den West-Mops um. Die Chance wurde vertan. Ob es in den Weiten Rußlands noch eine Population von nicht übertypischen Möpsen gibt? Möglich wäre es, aber auch da wird die Zeit knapp, die Züchter drängen auf die internationalen Ausstellungen, und da wollen viele Richter eben noch den übertypischen Hund sehen.

    P.Scherk arbeiten und ausbilden zu sehen, halte ich bei jedem interessierten Hundebesitzer für einen Gewinn. Ganz egal, ob man später selber in IPO unterwegs sein möchte. Nur sollte man sich im klaren sein, daß das konsequent erfolgsorientiere Ausbildung (NICHT Erziehung) ist und nix mit "Waldorf-Schule" (Entschuldigung an alle Waldorfschüler!) zu tun hat.

    Ich hoffe, nie nie nie in eine solche Situation zu kommen. Ich hoffe, daß meine Hunde nie nie nie sich gezwungen fühlen müssen, mir auf diese Weise beizustehen. Aber WENN es dazu käme, und sie eingriffen, wie es der Rotti tat, wäre ich dankbar und ja, sogar stolz auf sie.


    Denn auch wenn es der political correctnes entspricht, Hunde nur noch als "Kind mit Fell" zu sehen - während ihrer ganzen Domestikationsgeschichte war ihr grundlegender Zweck, den Besitzer und sein Eigentum vor Übergriffen zu schützen. Und wenn das Schoßhündchen nur bellte!


    Ein Rottweiler hingegen entstand als Treib- und Schutzhund genau zu diesem Zweck. Nicht als Kuschelschmusebärchen! Dieser Rottweiler hat getan, wozu er von Beginn seiner Existenz als Landschlag, später Rasse, gedacht war. Wenn ich die Schilderung richtig interpretiere, hat er erst nach massivem Angriff reagiert, aber dann entschieden und wirkungsvoll die Bedrohung abgewendet und die Angreifer in die Flucht geschlagen. Richtig so!


    Heute ist diese Reaktion eines Hundes "unmodern" geworden, weil Übergriffe seltener vorkommen und man sich eher in Sicherheit wiegt, bzw. suggeriert wird, man könnte sich in Sicherheit wiegen. Vor wenigen Jahren hätte man einen Hund, der seelenruhig zuschaut, wie sein Besitzer angegriffen wird, als "nutzlosen Fresser" abgeschafft. Es ist doch krank, sich Gedanken machen zu müssen, wie weit man sich angreifen, ausrauben, mißhandeln lassen muß, bevor man zur Gegenwehr greifen darf - wenn diese Gegenwehr in der Reaktion eines Hundes besteht, dessen Aufgabe das seit Urzeiten war! Von Nichthundehaltern, die seit Jahren medial beeinflußt werden, kann ich das noch nachvollziehen, aber nicht von Hundehaltern, die es besser wissen müßten... scheinbar war die Gehirnwäsche erfolgreicher, als ich dachte.

    @ Bordy


    sehr schön geschrieben!


    @ bonitadsbc


    Gut, Du hast also im Bereich dessen, was in D der Begleithundprüfung entspricht, schon geführt. Aber glaube mir, wenn Du 3 Sparten parallel arbeiten mußt wie in IPO - da gibts schon einen "kleinen" Unterschied. Zumal schon in IPO 1 Abt. B die Anforderungen höher sind als in BGH3. Und das ist nur EINE Abteilung.


    Aber das ist eine alte Erfahrung, daß man nie so viele gefühlte Weltmeister findet wie am Zaun, wenn andere Sport treiben. :D


    @ Melthis


    Was Helfstyna sagt, ist auch meine Erfahrung. Mein junger Rüde ist sehr territorial und meldet sicher, wenn etwas Auffälliges passiert. Trotzdem war er "ums Verrecken" nicht zum Verbellen im Versteck zu bekommen. :verzweifelt: Ich mußte mühselig über den Umweg Beute das Gehorsamsbellen zuhause aufbauen und die Bellerei ist auch heute noch im Schutzdienst die EINE Baustelle, an der kontinuierlich gearbeitet werden muß.

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    Tja dann bin ich dir vorraus... Ich stand live daneben als der Boxer aus den Latschen kippte und der Besitzer abwinkt und meint, dass passiert bei den Boxern schonmal, in ein paar Minuten ist der wieder fit... :mute:


    Ok.Ok. Du hast EINEN Boxer gesehen, der umgekippt ist - alle Boxer sind Qualzucht. Hier im Dorf rennt ein angstaggressiver Aussie rum - alle Aussies sind gemeingefährliche Angstbeißer.


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    Und ich kenne auch topfitte Boxer, Möpse und FBs, aber das die Probleme nunmal da sind und nicht damit zu vergleichen sind, dass ein Hund zb Merlefarben ist (weil das Beispiel nunmal kam), da kann man nix dran schön reden.


    Der Aussie ist nicht krank weil er merle ist, das beinträchtigt ihn null, der röchelnde Mops ist sehr wohl beinträchtigt...


    Der Mops als solcher trägt das Potential, bei Übertypisierung Atemprobleme zu haben. Der Aussie als solcher trägt das Potential, als Doppel-Merle Ausfälle der Sinnesorgane zu haben. Ist nix anderes, auch wenn Du es nicht wahrhaben möchtest. Ein Doppelmerle ist genauso beeinträchtigt wie ein Röchelmops. Wenn Du sagst, ein einfacher Merle ist keine Qualzucht, dann trifft das genauso auf viele Möpse zu. Und glaube mir - sollte sich mal ein "Experte" auf Aussies einschießen, wird er garantiert auch Doppel-Merle-Hunde finden, die er zum Beleg der These "alle Aussies sind Qualzuchten" vorführen kann! Das klappt bei JEDER Rasse! Deshalb sollte man sich als Hundebesitzer hüten, ätschebätsch bei anderen Rassen zu sagen...