Also, falls diesen Thread nochmal jemand aufmacht, hier die ersten Trainingseiheiten und -ergebnisse:
Der Hundetrainer gefällt mir sehr gut. Er war gestern zwei Stunden bei mir und meiner Mutter und wir haben in der Zeit ca. 20mal die Jacken an- und wieder ausgezogen, Türen auf- und zugeschlossen etc. Im Prizip nicht viel anders, als man es aus dem Tv kennt (Rütter z.B.)
Der Trainer kommt mit Kamerasystem und ist bei den Übungen teilweise mit in der Wohnung, teilweise draußen und beobachtet Vicky und gibt mir Bescheid wenn ich eingreifen muss.
Im Detail:
Step 1:
Vicky soll im Wohnzimmer bleiben. Hier wird gewartet, bis sie von selbst entweder die Couch oder Körbchen aufsucht. Wenn sie völlig relaxt ist, gehe ich aus dem Wohnzimmer raus und ziehe hinter mir, an der Schwelle zur Diele, eine unsichtbare Linie. Kommt Vicky mir nach, darf sie diese gedankliche Linie nicht übertreten. Um ihr das deutlich zu machen, stoppe ich sie, sobald sie eine Pfote über die Linie setzt, mit meinem Körper und gebe ein Warnsignal ab (stelle mich also vor sie und mache "Scht!"). Das alles muss ganz ruhig und bestimmt, nicht hektisch, ungeduldig oder aggressiv passieren! Dann hantiere ich in der Diele herum, gehe wieder ins Wohnzimmer, setze mich wieder hin, warte, bis der Hund sich wieder ablegt. Das ganze dann so lange innerhalb der Wohnung, bis es sie nicht mehr interessiert, was und wo ich da herumhantiere. Es wird also aufs Schlafzimmer und Badezimmer ausgeweitet, wo ich halt nicht in ihrem Sichtfeld bin.
Step 2:
Ich ziehe die Jacke an (hängt in der Diele) und nehme den Schlüssel in die Hand. Vicky spannt sich an (hebt also den Kopf, spitzt die Öhrchen) und ich gehe mit Jacke und Schlüssel ins Wohnzimmer, räume etwas von links nach rechts und gehe dann wieder zur Wohnungstür. Das ganze auch wieder so lang, bis Vicky es egal ist, was ich da mache.
Step 3:
Ich öffne die Wohnungstür und gehe raus. Hundetrainer sagt mir, wann Vicky mir hinterherkommt (nämlich ziemlich sofort, nachdem ich aus der Türe raus bin) und ich komme rein, wenn sie die Linie überschreitet. Schicke sie wieder dahinter, setze mich hin, warte, bis sie sich wieder ablegt, latsche ein bisschen durchs Wohnzimmer, räume was von links nach rechts, gehe wieder raus. Immer gibt der Trainer mir Bescheid, wann sie die Linie überschreitet. Ich korrigiere dann und das Spielchen geht von vorne los. Solange, bis sie entspannt auf dem Sofa liegen bleibt.
Step 4 (ganz wichtig!):
Komme ich nun wieder zur Tür rein und sie zeigt weder durch Öhrchen spitzen noch durch Schwanzwedeln an, dass sie sich freut (also meinen Weggang und das Zurückkommen quasi ignoriert), dann darf ich zu ihr hingehen, mich neben sie setzen und streicheln zur Belohnung.
Das war mein Highlight, denn sonst sollte man den Hund ignorieren, wenn man zurückkommt und wenn man in seinen Sachen herumkrost.
Das wird auch wieder unendlich wiederholt, bis es wirklich sitzt.
Step 5:
Jetzt kann ich vor der Türe warten und den Zeitraum schon ein wenig strecken. Bei 10 Sekunden läuft es super, bei 20 Sekunden muss ich noch ein paarmal korrigieren, indem ich nach Aufforderung des Trainers wieder reinkomme ud Vicky wieder hinter die Linie schicke, im Wohnzimmer herumkrose und warte, bis sie sich abgelegt hat.
Step 6:
Nachdem das alles für 20 Sekunden klappt, und Vick dabei entspannt auf dem Sofa bleibt, erweitere ich jetzt von Wohnungstüre zu Haustüre. Uff... herber Rückschlag. Die Haustüre löst das gleiche nochmal aus. Hier assistiert nun meine Mutter, der simuliert, ich würde von der Wohnungstüre zur Haustüre gehen, diese aufmachen und das Haus verlassen. Statt dessen stehe ich natürlich vor der Wohnungstür, um sofort korrigieren zu können, als Vicky mir nachkommen will.
Als ich einmal zu spät reagiere, hat Vicky Wohnzimmerlinie und Diele passiert und ist ins Schlafzimmer gelangt, was sie auf keinen soll, denn das Schlafzimmer geht zur Straße raus und von dort aus kontrolliert sie dann gerne mein Kommen und Gehen. Hier ist auch der Raum / Punkt, wo sie anfängt zu bellen und zu jaulen, also muss sie lernen, dass sie gerade hier nichts zu suchen hat. (Zur Erklärung: Ich habe keine Türen in meiner Wohnung, bis aufs Bad.) Ich soll sie dann zurück ins Wohnzimmer bugsieren, mithilfe von Körpersprache (also dieses sanfte Abdrängen). Madame schlängelt sich aber vorbei und so packe ich sie am Halsband und ziehe sie ins Wohnzimmer hinein. Das ist etwas, was ich nicht kann, weil mir das zu brutal ist und da zeigt sich dann auch, warum ich den Trainer gut finde: Er bricht ab und sagt, der Hund sei noch nicht gestresst, aber ich sei es. Wir reden dann darüber, dass ich aboslut nicht streng sein kann (hat er Recht) und dass ich, wenn Vicky das nochmal macht, wenigstens ein "Scht!" ausspreche und dafür etwas mehr lobe, wenn sie ruhig auf ihrem Platz liegen bleibt, damit sie den Unterschied zwischen "gut" und "nicht gut" (bzw. zwischen "fein" und "Scht!") merkt.
Am Ende kriegen wir ein paar stressfreie Sekunden hin und ich bin nach zwei Stunden völlig erledigt. Vicky auch.
Heute Morgen das gleiche Spielchen nochmal, nur nicht in dieser Länge und ohne Trainer (habe ihn zwar gefragt, ob er bis zur Behebung des Problems bei mir einziehen würde, aber der war da echt ganz pingelig von wegen er hätte ´ne eigene Familie etc. Anstellen kann der sich.... )
Fazit: Es ging doch recht schnell, dass Vicky erstens die Begrenzung akzeptiert und sich auch recht schnell entspannt hat. Wie ich das alleine weiter hinkriege, wird sich zeigen.
Der Trainer passt mir gut in den Kram, weil er nichts von mir verlangt, was ich nicht kann, sondern eine Alternative sucht. Ich kooperiere, indem ich in Kauf nehme, dass der Weg dann evtl. etwas aufwändiger wird.
Nochmal zur Erklärung: Ich bin weder fähig, den Hund kompetent in einen Raum zu drängen, noch sie am Halsband hineinzuziehen. Letzteres wurde auch gar nicht verlangt, ich wusste nur nicht, wie ich sie aus dem Schlafzimmer rauskriegen soll. Der Trainer ist körperlich präsenter als ich und auch erfahrener. Als er es vorgemacht hat, ging das in zwei Sekunden und Vicky wirkte nicht die Spur eingeschüchtert, zeigte auch kein Meideverhalten, sondern hat einfach auf seine Körpersprache reagiert, sich umgedreht und ist ins Wohnzimmer gegangen. Mir ist das leider nicht gegeben.
Ich bin froh, dass Vicky kein Kandidat für die Box ist. Auch wenn sich manche Hunde bestimmt wohl damit fühlen, ich hätte erstmal keine ruhige Minute. Hatte ja befürchtet, dass Vicky ein Boxenluder wird, weil sie sich im Kofferraum recht wohl fühlt, wenn sie dort alleine ist, während ich einkaufen gehe. Ist aber nicht so. Puh...
Ich über jetzt weiter fleißig und hoffe, dass mein SchRotti sich bald einfach entspannen kann, wenn ich sie alleine lasse...