Da ich mich aktuell seeehr nach Urlaub auf dem Wasser sehne, ist mir dieser Thread wieder eingefallen. Irgendwie hatte ich gar nicht von unserer kleinen Tour im August 2018 berichtet...
Geplant war eine Tour von Kassel bis Minden mit dem alten Pouch RZ-85 (Faltkajak). Da wir uns unterwegs eine üble Lebensmittelvergiftung geholt haben, sind wir nicht ganz so weit gekommen Wir sind also nur von Kassel bis Hameln gefahren. Das war allerdings ein sehr schöner Abschluss, ich denke, nach Hameln wird es landschaftlich auch nicht unbedingt schöner an der Weser.
Ein kleiner Reisebericht:
Wir sind mit dem Mietwagen nach Kassel, damit wir später nicht irgendwie zu unserem Auto zurückkommen müssen. In Kassel haben wir auf dem Campingplatz des Kanuvereins übernachtet, der ist praktischerweise direkt neben dem Autoverleih. Kann ich sehr empfehlen! Wir Chaoten haben uns vorher gar nicht angemeldet, wir haben einfach vor Ort gefragt und alle waren super nett und haben sich nicht über den Hund beschwert, obwohl sie sich ehrlicherweise ziemlich schlecht benommen hat, für meinen Geschmack (aber gut, lange Autofahrt, ein paar stressige Situationen in Kassel usw.).
Vom Campingplatz konnten wir dann direkt auf die Fulda, kamen aber nicht sonderlich flott vorwärts, die Fulda war auf der Strecke ziemlich lahm. 30 Flusskilometer (?) weiter in Hann. Münden waren wir dann aber schon auf der Weser und es ging etwas schneller vorwärts.
Wir haben über die gesamte Tour wieder nur wild gecampt, außer am Tag vor der Tour und am Abend des letzten Tages. Das hat hervorragend funktioniert, auch wenn wir manchmal ein wenig suchen mussten.
Der Sommer letztes Jahr war ja ziemlich extrem. Ohne Sonnenhüte, krasse Sonnenmilch (ohne Chemie natürlich, der Weser zuliebe) und die Spritzdecke als Sonnenschutz für Ruby hätten wir schnell Probleme bekommen.
Anfangs hatte ich etwas Probleme beim Sitzen, denn in dem alten Kajak ist nicht super viel Platz und der Hund sitzt immer zwischen meinen Beinen, so dass ich nicht viel Raum habe, mich mal anders hinzusetzen. Iiiirgendwann hat der Hund eingesehen, dass wir beide uns halt arrangieren müssen, wenn einer von uns anders sitzen will.
Die Hundeisomatte, die ich als Polsterung für die Bodenleiter besorgt habe, hat dabei sehr geholfen, einfach weil Ruby bequemer lag und deshalb weniger häufig rumwuseln wollte. Außerdem ist die Isomatte von Ruffwear seeeehr praktisch, weil man sie falten kann. Ich konnte sie deshalb exakt so zusammenlegen, dass sie die Bodenleiter abdeckt und nicht dauernd rumrutscht.
Es lief dann wirklich toll, meine Beine haben nicht mehr so rumgekrampft, Ruby hat sich entspannt und wir haben eine wirklich schöne Landschaft genießen können. Für den Hund hätte es wirklich kaum besser sein können: Sie durfte den ganzen Tag mit mir kuscheln, abwechselnd unter der Spritzdecke dösen und die Nase in den Wind stecken, ab und zu einen Angler am Ufer anknurren und abends mit uns ins geliebte Zelt, jede Nacht auf einer anderen spannenden Wiese.
Wir haben wirklich viele schöne Wiesen, nette Städtchen und vor allem viele Tiere gesehen am Ufer. Schafe, Ziegen, Kühe, Enten und eine ganze Menge Fischreiher, an denen wir soooo nah vorbeifahren konnten, weil wir so schön leise unterwegs waren.
Insgesamt war weniger Verkehr als wir erwartet hatten, je weiter nördlich wir kamen, desto mehr Rudervereine gab es, ansonsten haben wir gelegentlich eine Gruppe von erfahrenen Kajakfahrern getroffen, die ein bisschen nostalgisch wurden, als sie unser altes Faltkajak gesehen haben :) Wir haben uns eine Weile immer wieder gegenseitig überholt... bis die Lebensmittelvergiftung kam.
Wir sind gar nicht sicher, woran wir uns vergiftet haben. Ich glaube, es waren die Bio-Möhren aus dem Supermarkt. Mein Freund wollte jedenfalls ziemlich früh anlegen, weil es ihm nicht gut ging und es dauert danach noch maximal 20 Minuten, bevor er quasi nichts mehr machen konnte. Ich habe es noch hingekriegt, alles aus dem Boot hoch zur Wiese zu schaffen, das Zelt aufzubauen und Wasser zu filtern. Nachdem ich 10 min im Zelt lag, wurde mir dann auch schlecht.
Die Nacht war fürchterlich. Mein Freund ist gar nicht mehr ins Zelt gekommen, ich konnte selbst nur noch kriechen und war wirklich drauf und dran, einen Krankenwagen zu rufen.
Am nächsten Tag konnte ich mich eigentlich kaum fortbewegen. Ich habs kaum über mich gebracht, mich aus der Sonne in den Schatten zu rollen, so dass ich auch noch Sonnenbrand hatte. Zum Glück ging es meinem Freund langsam besser und er konnte Wasser filtern und nen Sonnenschutz aus Zeltplane und Ästen bauen, sonst wäre ich ins Krankenhaus gefahren.
Und Ruby? Die ist ja sonst mega fürsorglich, wenns mir nicht gut geht, aber dieses Mal hat sie nur fröhlich Grashüpfer gejagt, gebuddelt und den Bauch in die Sonne gehalten
Wir sind dann also zwei Nächte dort geblieben und am nächsten Tag weiter. Es ging uns den Rest der Reise ziemlich miserabel, aber nichts tat besser als auf dem Wasser zu sein. Irgendwie hab ichs geschafft, sogar mal ne Banane zu essen, ich weiß gar nicht, wie wir so überhaupt vorwärts gekommen sind.
Wir haben es trotzdem sehr genossen und beschlossen, bis nach Hameln zu fahren. Auch hier durfte wir wieder bei einem sehr netten Kanuverein anlegen und hätten dort auch campen können...
Stattdessen haben wir uns in Hameln ein Zimmer im 4-Sterne-Hotel gebucht. Hund war auch gar kein Problem, wir konnten nach dem Essen sofort aufs Zimmer. Dort war ich schnell duschen und bin wie ein Stein sofort auf dem Hotelbett eingepennt. Ich hatte es nicht mal geschafft, mich vor dem Einschlafen noch zuzudecken, als hätte ich einfach plötzlich das Bewusstsein verloren, haha.
Sehr schade, dass wir das tolle Essen nicht so richtig genießen konnten, es hat trotzdem gut getan. Ich schätze, es hat insgesamt gut 14 Tage gedauert, bis wir wieder normal essen konnten.
Zum Abschluss haben wir uns also noch Hameln angeschaut, eine wirklich schöne Stadt und nach insgesamt zwei Übernachtungen haben wir alles eingepackt und sind mit einem Mietwagen wieder nach Hause, um uns dort vom Urlaub zu erholen.
Mein Lieblingsbild:
Es war so still, man hörte nur das leise Plätschern der Paddel und ab und zu einen entspannten Seufzer von Ruby. Einer der schönsten Momente dieser Tour.