Ich weiß nicht, inwiefern ich dir bzw. deiner Freundin helfen kann. Mein Hund hat zwar auch Angst vor Menschen, aber er hat keinerlei Vorwärtstendenz sondern legt immer den Rückwärtsgang ein, daher habe ich keine Erfahrung damit, derartige Situationen händeln zu müssen. Insgesamt klingt's für mich aber durchaus nach Unsicherheit.
Trotzdem ein paar Ideen grundsätzlich zum Problem: ich vermute ja fast, sie war schon länger etwas unsicher und es fällt erst auf, seit sie dabei bellend und knurrend nach vorne springt. Aber was genau da die Ursache war, lässt sich wahrscheinlich eh nicht mehr feststellen, deshalb lieber zu Umgangsmöglichkeiten. Auf den ersten Blick kommt mir ihr Verhalten gar nicht so wahllos vor: sie reagiert auf Ansprache durch Fremde und auf zu enges Vorbeigehen. Heißt, ihre Individualdistanz wird unterschritten und sie fühlt sich durch die Ansprache bedroht. Daher würde ich als erstes dazu raten, nach Möglichkeit die Abstände zu vergrößern. Ist nicht immer drin, weiß ich aus Erfahrung... aber wo es geht, ruhig ein Stück ausweichen. Das wird sie vermutlich mehr beruhigen als das Ablenken mit Leckerlis. Wobei ich das auch nicht grundsätzlich als verkehrt ansehen würde, aber ich denke, ruhiges Verhalten bei Wahrnehmung des Reizes (= Mensch) belohnen wäre sinnvoller als Ablenkung. Sie muss sich ja mit dem Reiz auseinandersetzen, weil es sonst ewig bei der Ablenkung bleiben müsste. Dafür wäre aber eben die Distanzvergrößerung nötig.
Besucher bekommen bei uns übrigens immer die Anweisung, den Hund komplett zu ignorieren. Wer sich konsequent daran hält, wird meist mit vorsichtigem Schnuppern belohnt, nach einiger Gewöhnungszeit ist dann oft auch anfassen kein Problem mehr. Aber: Marley muss sich nicht anfassen lassen, wenn er es nicht will (außer natürlich beim Tierarzt oder so)! Dafür würde ich anstelle deiner Freundin auch nach Möglichkeit sorgen, falls sie das nicht eh schon tut. Übrigens würde ich auch Experimente à la "Gib ihr doch mal ein Leckerlie" lieber lassen, wenn sie danach so reagiert. Sie will das Leckerlie, muss sich dafür aber unter ihre Wohlfühldistanz an den Auslöser ihrer Unsicherheit heranwagen. Das ist ihr unangenehm und bringt sie in einen Zwiespalt, der im schlimmsten Fall mit Schnappen enden kann, weil sie von der Situation überfordert ist. Sie braucht da eher Zeit, selbst festzustellen, dass nichts passiert, als Leckereien von Fremden. Wenn Leckerchen von neuen Leuten, dann besser nur zugeworfen.
Ich glaube, viele Leute haben bei Unsicherheit schon gute Erfahrung mit "Zeigen&Benennen" gemacht. Damit kenne ich mich jetzt nicht aus, da gibt's aber auch Threads hier im Forum. Allerdings muss ich sagen, wenn mein Hund nach vorne ginge, würde ich mich an einen Trainer wenden. Das würde ich deiner Freundin auch ans Herz legen, denn wir können hier alle nur Vermutungen anstellen, woran es liegt und ob es wirklich Unsicherheit ist. Da kann ihr vor Ort sicher besser geholfen werden. Erste Maßnahme wäre aber trotzdem für mich: Abstand vergrößern, wo es geht und Leute, die man "kontrollieren" kann (also Besucher o.ä.) anweisen, den Hund zu ignorieren (nicht angucken, nicht ansprechen, nicht anfassen) und in Ruhe zu lassen.
Edit: Gerade gelesen, dass es bei ihr eher die "unbeabsichtigten" Situationen sind, in denen andere Leute sie anfassen oder anstarren. Gegen das Anschauen kann man oft tatsächlich nicht viel anderes machen als weiter-/weggehen, wenn sie mit anderen Hunden spielt, würde ich deren Besitzer gleich darauf hinweisen, dass sie nicht von Fremden angefasst werden mag. Alles kann man sicher nicht vermeiden, aber der Versuch ist schon ein guter Anfang