Hi,
ich denke, der Versuch, dem Hund in einer Angstsituation zu SAGEN, er müsse sich nicht fürchten, geht grundsätzlich in die falsche Richtung.
Vielleicht verstehe ich es falsch, aber ich denke dabei an die Hundehalter in meinem Bekanntenkreis, die sich dann zu ihrem Hund hinweden und einen beruhigenden Tonfall anschlagen und etwas sagen wie "Alles in Ordnung, keine Angst".
Ich denke, dass das die Hunde (unabhängig ihres Vertrauens zum Halter) in ihrer Angst nur bestätigt.
Wir machen es (zum Beispiel zu Sylvester oder erst kürzlich in der ungewohnten Situation, auf einem schwankenden Schiff zu stehen) so, dass wir eigentlich gar nichts machen. Einfach so tun, als wär nichts, denn es ist ja auch nichts.
Das ist vielleicht wieder eine dieser schwammigen Antworten, aber genau so klappt es bei uns. Auf dem Schiff ist so nach anfänglicher Angst ziemlich bald Entspannung eingekehrt.
Wobei ich aber betonen muss, dass das für die Situationen gilt, die dem Hund einfach fremd und deswegen unheimlich sind und bei denen sich kein Trauma ereignet hat oder dergleichen.
Ich habe mir übrigens (für ein ähnliches Gespräch) mal ein Beispiel ausgedacht, anhand dessen man sich vielleicht vorstellen kann, wieso der gutgemeinte Versuch, zu beruhigen, schiefgehen kann:
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Man stelle sich vor, man wäre allein im Urlaub in einer fremdartigen Umgebung unter lauter Einheimischen, deren Sprache man nicht versteht (so wie der Hund bei dem Satz "Hab keine Angst" auch nur "Blablabla" versteht). Und dann stelle man sich vor, plötzlich würde ein ohrenbetäubendes Geräusch entstehen, das man noch nie gehört hat und nicht einordnen kann. Man wird nervös und fragt sich, ob die unbekannte Situation eine Bedrohung darstellt. (Stürzt da in Flugzeug ab, ist das ein Erdbeben oder fährt da nur die U-Bahn unter uns...?)
Man guckt sich um und sieht entweder:
Einheimische, die weiter in aller Ruhe ihren Kaffe schlürfen, lachen, ein Buch lesen etc.
oder:
Die Leute sehen Dich an, jemand kommt mit (mit-?)leidenden Blick auf Dich zu, legt die Hand auf Deine Schulter und sagt mit gedämpfter Stimme:"Blablabla... blabla".
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Also ich persönlich würde mich bei ersterem beruhigt fühlen und auch wieder zur Tagesordnung übergehen. Bei zweiterem hätte ich ein verdammt mulmiges Gefühl, dass irgendwas tatsächlich nicht stimmt.
Liebe GRüße
Toki