Hallo,
@ Corinna:
Lupi guckt bestimmt nicht immer zu mir, wenn wir unterwegs sind. Genau wie ich auch, tingelt sie oft einfach in der Gegend rum. Aber wenn dann irgendwo etwas ist (Traktor, Vögel usw.) bin ich froh, dass ich weiß, wie ich sie motivieren kann, wieder auf mich zu achten.
Dass Antworten auf ihre Blicke dient dazu, sie in der Kommunikation zu bestärken. Wenn sie Lust hat, ins Wasser zu gehen, dan guckt sie vorher oft zu mir (nicht immer) und ich sag' dann 'Lauf'. Sie hat nie die Erfahrung gemacht, dass ich schimpfe, wenn sie einfach so geht. Sie hat also keinen Grund, um Erlaubnis zu fragen. Dieses Fragen und Antworten engt sie nicht ein, sondern erweitert einfach unser Miteinander.
'Spannung' oder 'Stress' zeigt Lupi bei einem einfachen 'Platz' oder 'Bleib' nicht. Sie legt sich einfach hin und würde mich so ohne weiteres auch nicht dabei angucken. Aber wenn ich mich dabei in's Zeug lege, dann kann ich ihre Aufmerksamkeit aufrechterhalten. (Das ständig zu machen, wäre für uns beide wohl zu anstrengend.)
Zeige ich ihr ein MO, dann ist das noch nichts dolles und lässt sie weitesgehend kalt. Erst wenn ich ein MO mit einer gewissen Köperhaltung und/oder best. Lauten als was tolles verkaufe, habe ich Chancen, dass ich sie damit motiviere, dieses oder jenes zu tun oder zu lassen. Dasselbe kann man auch mit einem Grashalm machen (so hat es uns die Trainerin gezeigt), der ohne menschliches Hinzutun einfach uninteressant wäre.
Wenn ich unsere Mädels beim Zerren etc. beobachte, fällt mir auf, dass da oft die selben oder ähnliche Abläufe ein Rolle spielen. Auch da zeigen sie Anzeichen von Anspannung. Ich habe das (beim Spiel mit mir oder untereinander) aber nie als Stress betrachtet, oder wenn, dann als 'positiven Stress', der beim Jagen oder jagdähnlichen Spielen einfach dazu gehört. Oft würde ich das sogar als Spaß bezeichnen.
Dieser Knoten, der im Hundespiel dann sozusagen zum MO wird, liegt übrigens immer griffbereit (und meistens ungenutzt) im Wohnzimmer herum. Er löst also keinen permanenten Stress aus und wird erst interessant, wenn einer der Hunde oder Menschen versucht, die anderen zum Spiel zu animieren.
Für uns (und ich bezweifle wirklich nicht, das falscher Ehrgeiz manchen Halter die ganze Sache übertreiben lässt) ist Lind-Art nicht mehr, als eine Möglichkeit, die Konzentration des Hundes wenn nötig auf mich zu lenken, indem ich Dinge tue, die das Interesse des Hundes wecken und ihn dafür zu belohnen.
Dass meine Bewegungen und Laute überhaupt etwas für den Hund verwertbares bedeuten, konnte ich ihr beim Spielen mit MO's (und Leckerchen) sehr schön zeigen. Körpersprache ist deshalb sehr wichtig, wenn ich ihr etwas vermitteln möchte. Wenn ich gelangweilt auf dem Sofa liege und dabei mit einem MO winke, wird Lupi das nicht sonderlich beeindrucken. Für mich heißt das, dass sie in Gegenwart eines MO's auch nicht unter Stress steht.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe irgendwie den Verdacht, dass Du Hunde und Menschen kennengelernt hast, die Lind-Art anders praktizieren als wir.
Soweit ich gehört habe, wird Lind-Art auch in Hinblick auf Turniererfolge gemacht und eignet sich gut, um Schnelligkeit etc. zu trainieren. Ich kann mir gut vorstellen, dass es da manche übertreiben und die Hunde derart intensiv trainieren, dass es längst nicht mehr um's Spielen geht und die 'Beutespiele' u.ä. derart automatisiert wurden, dass die Hunde gar keinen Spaß mehr haben, sondern konditionalisierte Bewegungsabläufe zeigen. Das ist natürlich ätzend.
Ich habe es in einer nicht-automatisierten Art kennen gelernt, bei der die Hunde nur soviel leisten, wie der Haltern ihm abringen kann. Das ist für uns Menschen oft ganz schön schweisstreibend, da dort kein Hund alleine durch den Anblick eines MO's schon in 'Wallung' gerät. Und so wir Du es beschreibst, können wir da ja froh drüber sein. Deine Beiträge haben mir jedenfalls gezeigt, dass man sensibel dafür bleiben muss, wie es dem Hund dabei wirklich geht. Wie gesagt, es gibt da einen in einer anderen Gruppe... ich werd bei Gelegenheit mal aufpassen. Vielleicht ist es bei dem wirklich schon so weit.
@ Lilli: Dein Hund wird das Atmen wahrscheinlich nicht all zu sehr beachten, wenn Du es nicht zuvor im Zusammenhang mit best. Dingen anwendest. (z.B. das "zufällige" Finden von Leckerchen im Wald :wink: => Huch; was hab ich denn daaa gefunden?) Erst wenn er die Erfahrung gemacht hat, dass dieses Geräusch eine interessante (erfolgversprechende!) Information enthält, wird er darauf reagieren. Mit Körpersprache wirst Du seine Aufmerksamkeit wohl schneller bekommen (Schleichen, Erstarren, Mäuselsprung, Blicke), aber trotzdem muss er erst die Erfahrung machen, dass wir Menschen dies einsetzen, um ihm etwas Tolles (am besten Leckeres!) zu zeigen, einzuleiten etc., bevor er daruf reagieren wird. Wir sind ja keine Hunde, bei denen das einfach so klappt...
Signale wie 'Da lang' oder 'Komm' funtionieren ja gar nicht so sehr anders. Nur dass ich mit einem 'Da lang' zwar erreiche, dass sie da lang geht, aber es ist doch etwas anderes. Ich rufe sie meistens einfach bloß und sie kommt, mal schnell, mal langsam, mal ... :wink: und bekommt dann meist was dafür. Wenn ich mich für sie stattdessen zum 'Affen' mache, dann folgt sie keinem Befehl, sondern reagiert auf eine Spielaufforderung. Das Spiel heißt dann gerade 'Toben' und 'zufällig' wird die Richtung getobt , in die ein 'Da lang' auch gegangen wäre, nur mit mehr Fun.
Corinna: Bei all diesen Spielen kommt es zu einer gewissen Spannung, die sich dann irgendwie entlädt. Auch bei einem Leckerlie-Suchspiel ist Lupi so lange heiß darauf, mit dem Suchen anfangen zu können, bis es endlich los geht. Würdest Du das da auch als Stress bezeichnen? Mir kämen Spiele ohne diese 'Gemütslage' irgendwie langweilig vor., bzw. würde das Spiel dann doch nicht funktionieren.
Vielleicht rede ich aber auch an Deiner Beschreibung des MO-Stresses vorbei, weil ich es nicht ´so kennengelernt habe wie Du und das was ich meine ist bei euren Spielen ähnlich?
Puh, Leute, ich schreib und schreib und bin jetzt in Zeitnot... aber ich gucke später nochmal und freu mich schon auf eure Beiträge! :freude:
Liebe Grüße,
Toki