Hallo miteinander,
ich bin hier schon einige Zeit angemeldet, ich glaube sogar noch bevor ich mir meinen Hund zugelegt habe. Khaos, ein mittlerweile 4jähriger kastrierter Boxerrüde, ist mein erster Hund und ich bin mir bewusst, dass ich von Anfang an einiges an Erziehung versäumt habe. Was mich aktuell am meisten Nerven kostet, ist, dass er draußen bei den Gassirunden auf alles mögliche fixiert ist, nur null auf mich. An der Leine ziehen ist das eine, aber auch bspw. wenn ich mich in Ruhe auf eine Bank im Park setze, ihn Sitz machen lasse und theoretisch nichts passiert, guckt er die ganze Zeit aufgeregt und unter Strom stehend in der Gegend umher und reagiert auf die kleinsten Laute in der Umgebung und ist "kaum ansprechbar". Dass er bspw. bei LKW´s und Fahrrädern bellt, ist ein Teufelskreis (denke ich zumindest) daraus, dass ich angespannt bin, weil ich weiß, er wird gleich bellen, weil er das immer tut und er bellt weil ich angespannt bin. So erkläre ich mir das zumindest. Na wie auch immer, jedenfalls wollte ich fragen, ob ihr mir Tipps geben könnt, wie ich die ganze Situation beim Gassi gehen entspannter für uns beide gestalten kann. In der Wohnung ist er (zumindest solange ich mit ihm allein bin) der ruhigste und liebste Hund der Welt. Wenn Besuch kommt, fährt er sich auch recht schnell hoch, aber das klappt mittlerweile schon immer besser. Ja wie gesagt, ich wäre über jeden Tipp dankbar.
LG Doreen
Hallo Dori, ich komme mal auf deine Frage zurück: Als erstes würde mich interessieren, was genau du dir denn für ein Verhalten von deinem Hund wünschst? Es ist einfacher auf ein Ziel hinzu arbeiten, als nur zu sagen, was einen stört.
Ich finde es erstmal nicht ungewöhnlich, dass dein Hund draußen abgelenkt ist. Also ich finde es total ok, wenn meine beiden draußen beim Gassi ihr Ding machen. D.h. schnüffeln, stehen bleiben, markieren, rechts und links die Gegend untersuchen. Deswegen gehe ich ja mit ihnen Gassi. Was ich allerdings einfordere: Rückruf muss klappen, lockeres bei Fuß laufen, wenn ich es möchte und Ansprechbarkeit was Kommandos angeht (Sitz, Stopp). Um das zu erreichen, trainiere ich jeden Tag - und zwar mit Leckerlis. Leckerlis sind bei mir Trockenfutterbrocken. Ich hab immer eine Handvoll in der Jacken-/Hosentasche. Mit Futter belohne ich tatsächlich auch NUR draußen, für von mir gewünschtes Verhalten. Ganz einfach deshalb, weil draußen natürlich alle Reize viel interessanter sind, als auf meine Kommandos zu hören. Ich verstehe meine Hunde: Warum sollten sie von dem unwiederstehlich riechenden Pinkelfleck umkehren und zu mir kommen? -- Nur deshalb, weil ich etwas zu bieten habe, was aufregender ist. Für meine Hund ist das Futter. Es gibt aber auch Hunde, für die ist es das Tollste dann kurz mit Herrchen/Frauchen am Seil zu zerren oder ihren Lieblingsball zu bekommen.
Überleg mal, was dein Hund richtig toll findet und nimm das als Belohnung für erwünschtes Verhalten (dazu muss man natürlich erstmal für sich formulieren, was erwünschtes Verhalten ist).
Ich übe mit meinem Rüden, der gerne mal an der Leine pöbelt, große Männer mit schwarzen Mützen gruselig findet oder Mofas und LKWs verbellt, wenn sie ihm zu nahe kommen, das Kommande "schau". Kurz gesagt, für seinen Blickkontakt nach meinem Kommando "schau" gibt es eine Belohnung. Übe das erst zu Hause und steigere dann langsam den Schwierigkeitsgrad. Wenn er das Kommando gut beherrscht, kannst du mit dem Kommando später in schwierigen Situtaion (LKWs, Fahrradfahrer) seine Aufmerksamkeit auf dich lenken. Das ist auch für deinen Hund eine bessere Handlungsoption, als Verbellen. (Bitte google mal selbst nach, wie das Kommando richtig aufgebaut wird. Ich hab das jetzt hier nur kurz angerissen).
Ach und noch was: Ein paar User haben die Theorie geäußert, dass Hunde, die zuviel Ansprache und Aufmerksamkeit erhalten irgendwann nicht mehr auf ihr Herrchen/Frauchen hören. So ein Blödsinn! Meine beiden Hunde, aus dem Tierschutz, mit unklarer aber auf jeden Fall nicht optimaler Vergangenheit, bekommen hier viel Ansprache, dürfen mit ins Bett und auf die Couch. Wir rangeln und kuscheln. Und unsere Bindung ist 1A. Im Freilauf haben sie draußen immer ein Auge auf mich. Ich kann ohne ein Wort zu sagen umkehren oder die Richtung wechseln und sie kommen nach kurzer Zeit mir hinterher getobt. Das ist also nicht der Knackpunkt. Das Problem ist die Konsequenz bei der Ausführung von Kommandos. Viele Hundebesitzer rufen ihren Hunde, und rufen und rufen - aber Schnuffi kommt nicht. Der hat nämlich gelernt, dass es keine Konsequenzen hat, wenn er nicht hört. Meine Hunde werden - wenn sie auf das 2. und lautere Kommando nicht kommen, eingesammelt und kommen an die Leine. Und das gilt für alle Kommandas. Auch zu Hause, wenn es klingelt - meine Hündin bellt und wird auf den Platz geschickt. Das macht sie nicht gerne. Muss sie aber. Vorher mach ich die Tür nicht auf. Also Konsequenz ist hier das Schlüsselwort.