Hallo zusammen,
ich hab mal eine Frage zum Verhalten von Pitt Bulls. Vielleicht gibt es ja hier den ein oder anderen Experten.
Ich hatte übers Wochenende von einer Nachbarin ihre knapp 1 jährige Pittbull Hündin zur Pflege. Es war ein Notfall und ich bin eingesprungen, obwohl weder ich selber noch meine eigenen beiden Hunde, die Pitti-Dame richtig kannten. (Ich selber habe einen Labbi-Dogge-Rüden und eine Dackel-Boxer-Hündin, beide kastriert).
Mittwoch und Donnerstag sind wir alle schön lange spazieren gewesen. Das Trio ist gut klar gekommen und ich hab die Kleine auch sofort ins Herz geschlossen. Mit meinem großen konnte die Pitti-Maus richtig toll toben und raufen. Meiner Hündin war sie allerdings zu rabiat, was sie deutlich zum Ausdruck brachte. Danach hat die Pitti-Hündin auch Abstand zu ihr gehalten und sich an meinen großen gehängt.
Es gab allerdings am Donnerstag zwei kleine Zwischenfälle zwischen den beiden Damen. Zweimal, als ich mal mit der Pittbull-Maus zum Kennenlernen gekuschelt habe und meine Hündin zu nahe kam, hat die Pitbull-Hündin heftig geknurrt, nach ihr geschnappt und es gab kurz Alarm. Aber ohne beißen, nur kläffen und anspringen. Trotzdem habe ich mir das Wochenende zugetraut und so kam die Kleene Freitag Mittag zu uns.
Alles lief bestens! Außer, dass ich drei Hunde insgesamt viiiieeel anstrengender im Management finde, als zwei Hunde. Vor allem weil die Kleene so ein krasses Powerpaket ist: Nur Haut, Knochen und Muskeln! Die sprühte nur so vor Lebenslust und -freude, während meine beiden gerne ne ruhige Kugel schieben. Draußen war es eine wahre Freude ihr beim flitzen und toben zu zu sehen, meinen Großen hat sie ganz schön aus der Reserve gelockt
. Zu Hause war alles prima. Sie akzeptierte ihr Plätzchen, wo sie seelenruhig schnarchte, die Fütterungen liefen ohne Probleme. Nur ihre Nervösität war etwas anstrengend. Sobald ich aufstand und mich in der Wohnung bewegte, sprang sie auf und lief mir hinterher. Meine beiden dachten dann natürlich hier ist grad was ganz tolles los und ihr hinterher
Zwischenzeitlich hatte ich schon Fusseln im Mund: "Auf deinen Platz und leg dich hin. Du da und du da. Nein nicht da. Da ist dein Platz... zuuuuurück auf deinen Platz. Du auch... " usw usf
.
Die kleene Maus hatte in der kurzen Zeit ein krasse Bindung zu mir aufgebaut, war sehr fixiert auf mich, hörte prima, fühlte sich bei uns pudelwohl und gab sich voll hin. So als ob sie innerlich schon bei uns eingezogen wäre. Sonntag kurz vorm wieder abgeben, kam es erneut zu einem Zwischenfall zwischen den beiden Frauen. Ich zog der Pitti-Dame das Geschirr an. Im engen Flur drückte sich meine Hündin an uns vorbei und da brannte der anderen wieder die Sicherungen durch. Wieder nur Zähne gefletsche und gekläffe und nach 1 Minute war alles wieder vorbei. Aber es hört sich natürlich immer ganz schön wild an und so'n zähnefletschender Pittbull ist schon beeindruckend... Es war noch eine Freundin von mir da und wir haben uns anschließend den Kopf über dieses Verhalten der Pittbull Dame zerbrochen.
Kann es sein, dass sie mich nach der kurzen Zeit schon als Ressource verteidigt hat? Ich weiß leider viel zu wenig über die rassespezifischen Eigenschaften eines Pittbulls. Aber ich habe schon das Gefühl, dass sie seeeeehr auf "ihren" Menschen bezogen ist.
Sie kommt leider aus etwas unruhigen Verhältnissen. Sie gehört einem Pärchen, die aber wohnungsmäßig getrennt leben. Offiziell ist sie der Zweithund von dem einen Partner, der nicht mein Nachbar ist. Wobei der Ersthund (großer Schäfi-Mix) ein echt schwieriger Kandidat ist (bissig gegenüber Kleinhunden und Rüden). Da schon für den Ersthund zu wenig Zeit ist (bitte hierzu kein Kommentar, mir und den meisten anderen ist klar, dass das richtig Scheiße ist ...), hat sich meine Nachbarin um die Kleene als Welpe gekümmert und sie ist jetzt auch noch sehr viel bei ihr. Aber so wie ich das verstanden habe, sind sie mal alle in der einen Wohnung, dann mal alle in der anderen Wohnung, dann sind die Hunde wieder getrennt von einander bei jeweils einem von beiden usw. Außerdem kommt es eher selten vor, dass mit den Hunden große Spaziergänge mit Freilauf und Austoben gemacht werden.
Meine Theorie ist jetzt, dass die Kleene total feste Strukturen vermisst und verunsichert ist. Sie hat sich hier bei mir so pudelwohl gefühlt. Aber hier hat auch alles seine Rituale und Zeiten. Ich clicker mit meinen Hunden und sie hat das sofort angenommen und ich bin mir sicher, dass man mit ihr richtig toll arbeiten kann. Außerdem ist sie so zu sagen mit einem Hund groß geworden, der selber ne kleine Klatsche hat. Ich glaub groß anderen engen Hundekontakt hat die Kleene nicht.
Ich würde meiner Nachbarin und ihrem Partner jetzt gerne was raten, weil sie auch sehr verunsichert war über die "Schnappvorfälle"(das hat es vorher wohl noch nie gegeben). Ich hab ihr gesagt, dass die Kleene ganz dringend eine feste Bezugsperson und festere Strukturen braucht, damit sie sich sicherer fühlt. Meint ihr ich liege da richtig mit meiner Theorie? Ich mach mir so viele Gedanken, weil so ein Putbull, der durch falsche Erziehung oder was auch immer nicht ganz rund läuft, echt mal gefährlich ist. Außerdem tut mir die Kleine total leid. Und ich weiß das die beiden gerne alles richtig machen wollen aber sie sind auch noch sehr jung und es fehlt wohl eine Menge Erfahrung...
Was meint ihr dazu?